DAS MENSCHLICHE ERLÖSUNGSMYSTERIUM AUS DER SICHT DER FRÜHEN CHRISTEN Dr. Cosmas Bereda, Athos, und Abbe´ Eliphas Levi Platon spricht im „Phaidros“ (246a—248c) in erleuchtender Weise vom Wesen des Menschen. Er vergleicht da die Seele mit einem Gespann geflügelter Pferde mit einem Wagenlenker, das im vorgeburtlichen Leben zusammen mit den Göttern die Sphären des übersinnlichen Kosmos durchfährt. Die Pferde und Wagenlenker der Götterseelen sind aber alle edel. Jedoch das Gespann der Menschenseelen besteht aus einem edlen und einem gewöhnlichen Pferde. Der Wagen ist Symbol für den Fluidalkörper, das edle und das unedle Pferd charakterisieren die Zwiespältigkeit der menschlichen Seele; der Wagenlenker stellt den Geist des Menschen dar. Die Seelengespanne der Götter fahren leicht hinauf zu den höchsten Gewölben des Himmels, treten dort aus dem Himmel hinaus, und da schauen die Götter ungehindert hinein in das überkosmische Reich der ewigen, göttlichen Ideen, schauen das wahrhafte Sein, die seiende Wahrheit, die ewige Schönheit, das seiende Gute. Diese überkosmisch-göttlichen Ideen können nur vom Geiste erlebt werden und können durch Worte und Begriffe niemals zureichend ausgedrückt werden. Schwer aber ist es für die Menschen, mit ihren ungleichartigen Seelenpferden den Göttern in diese überkosmischen Höhen zu folgen. Nur die edelsten unter ihnen vermögen das. Viele Seelen brechen dabei ihre Flügel. Uneingeweiht in die Mysterien der überkosmischen Ideenwelt, müssen diese Menschenseelen dann später auf Erden in der Scheinwelt der Vergänglichkeit befangen bleiben. Wenn die Seele auch nur etwas vom wahren Sein der Ideenwelt geschaut hat, bleibt sie im nächsten Erdenleben gefeit. Eine Seele aber, die des Anblicks der Ideen stets mächtig ist, bleibt ewig ungefährdet. Dieser tiefsinnige Mythos vom Seelengespann ist zweifellos eine philosophische Interpretation orphisch-pythagoräischer Mysterienlehren. Er unterscheidet klar die verschiedenen Bereiche von Erde, kosmischen Geisteswelten und überkos-misch- göttlicher Ideenwelt. Für Platon sind die Einweihungen an den irdischen Mysterienstätten, etwa in Eleusis oder in Ägypten, eine Erneuerung der geistigen Schauerlebnisse des Menschen in der Zeit vor der Geburt.