Nach Moskauer Regeln?
„Das Moskau-Komplott“ ist das siebte Buch des erfolgreichen amerikanischen Autors Daniel Silva aus der Reihe „Gabriel Allon, der israelische Superspion“. Allerdings war es für mich das erste Werk von ihm. Es ist übrigens nicht nötig, die Vorgängerbücher zu lesen, um die
Handlung des neuen nachzuvollziehen.
Nachdem Gabriel schon ein paar mal die Welt gerettet hat, wovon…mehrNach Moskauer Regeln?
„Das Moskau-Komplott“ ist das siebte Buch des erfolgreichen amerikanischen Autors Daniel Silva aus der Reihe „Gabriel Allon, der israelische Superspion“. Allerdings war es für mich das erste Werk von ihm. Es ist übrigens nicht nötig, die Vorgängerbücher zu lesen, um die Handlung des neuen nachzuvollziehen.
Nachdem Gabriel schon ein paar mal die Welt gerettet hat, wovon der Autor in seinen anderen Romanen schrieb, verbringt er seine Flitterwochen in einer Villa in Italien und restauriert dabei ein wertvolles Gemälde im Auftrag des Papstes. In dieser Zeit verbreitet der russische Oligarch und Waffenhändler Iwan Charkow sein Spinnennetz über die Welt und bereitet mittels seiner schmutzigen Geschäfte einen Terroranschlag vor, der das Ausmaß des 11. September weit überschreiten würde. Der israelische Geheimdienstmitarbeiter musste seinen Urlaub unterbrechen und sich wieder den Heldentaten a la James Bond widmen.
Das Buch liest sich leicht und ist spannend und gut strukturiert, die Handlung entwickelt sich rasch. Die Kapitel sind kurz, der Schreibstil ist nicht langweilig.
Es wird immer auf die „Moskauer Regeln“ hingewiesen, welche angeblich für die CIA-Agenten seinerzeit geschrieben wurden und immer noch aktuell sind. Ob sie überhaupt existieren? Daniel Silva konnte keine solchen schriftlichen Dokumente bekommen.
Allerdings fand ich, dass das Buch voller Klischees und Vorurteile ist, was übrigens für einen mittelmäßigen Spionen-Roman ganz normal ist. Silva schert alle über einen Kamm. Alle Russen sind böse und gierig, es herrscht in Russland keine Demokratie nach westlichem Standard (klar!). Die Journalisten sterben wie Fliegen, der ehemalige KGB (heute FSB) regiert das Land. Alle Moskowiter haben ihre Datschas und wollen nichts über Korruption im eigenen Land wissen; 99,9 Prozent wählen den neuen Präsidenten, der natürlich einer von den KGB-Leuten ist. Genauso ist Iwan Charkow einer von denen. Und seine Gattin, Elena, eine gehörige russische Frau, will plötzlich seine hinterlistigen Terror-Pläne brechen. Mithilfe des israelischen Agenten höchstpersönlich, dessen heiliges Angesicht der ganzen Welt bekannt ist.
Warum hat Elena plötzlich über Nacht entschieden, ihren Mann zu verraten? Bisher war sie mit ihrer Ehe immer zufrieden, dabei hat sie ja gewusst, womit ihr Mann seine Millionen verdient und hat dieses Leben der Neureichen in vollem Gange genossen. Es gibt keine Antwort. Das klingt für mich nicht überzeugend, der Autor zeigt nicht einmal die Gedanken und Überlegungen seiner Figuren. Oder warum hat sich Oberst Bulganow für die Rettung eines israelischen Agenten entschieden? Der wahre Held dieser Geschichte läuft irgendwie ganz am Rande der Handlung und ist nur eine blasse Gestalt, ohne Gesicht und fast ohne Worte. Oder entspricht er nicht dem Bild des Autors, welches er uns über Russen malt? Keine Charaktere sind detailliert beschrieben, es folgen nur die Heldentaten, eben ein Spionage-Thriller. Das scheint mir jedenfalls zu platt.
Die Idee des Romans ist nicht ganz durchdacht, es gibt so viele Widersprüche, die bei einem Profi-KGBler wie dem ehemaligen General Iwan einfach lächerlich sind. Wieso konnte Elena die höchstgeheimen Telefongespräche ihres Mannes mithören? So könnte jeder Bedienstete im Haus gleich alle Geschäftsdetails des Waffenhandels belauschen und an Sicherheitsdienste beliebiger Staaten weiterverkaufen. Wieso wurde die Wohnung ihrer Mutter in Moskau nicht verwanzt? So konnte sie mit der Mutter ganz offen über ihre Pläne sprechen und keiner hat etwas davon mitgekriegt. Es gibt viel mehr solche Unstimmigkeiten...
Aber Ende gut, alles gut. Für alle, die einen spannenden aber nicht tief durchdachten Spionage-Thriller aus dem „russischen“ Leben lesen möchten, ist dieses Buch als leichte Kost empfehlenswert. Es liest sich leicht und schnell. Aber nicht alles, was der Autor erfunden hat, muss man ernst nehmen. Die Moskauer Regeln sind doch anders!