In der vorliegenden Schrift wird anhand der Theorieentwicklung S. Freuds gezeigt, wie sich die pädagogische Figur der heilsamen Kränkung in das 20. Jahrhundert fortsetzt. Es ist sicherlich ein Gemeinplatz, daß die psychoanalytische Theorie und Praxis - in der Tradition der Dezentrierungen von N. Kopernikus und C. Darwin - die Menschen wesentlich gekränkt haben soll, indessen, daß und inwiefern sie auch als eine Fortsetzung der Idee des Heils zu interpretieren ist, wurde bislang weniger verfolgt. Diese Arbeit versucht daher, den Heilsanspruch der Psychoanalyse nicht zurückzustellen, sondern stattdessen zu erweisen, wie darauf bezogen der Kränkungsanspruch der Psychoanalyse systematisch zu entfalten ist. Durch detailierte Analysen der verschiedenen psychoanalytischen Einsätze wird immer wieder die Frage nach einer Unbedingtheit der psychoanalytischen Kränkung gestellt und Schritt für Schritt ein strukturelles Bedingungsgefüge entdeckt.