Musik hören kann natürlich jeder, ebenso wie Wein trinken. Doch der Genuss lässt sich erheblich steigern - ganz gleich, welche Musik man gerne hört. Das MusikHörBuch zeigt, wie das geht. In allgemein verständlicher Sprache erklärt es: - die raffiniertesten Methoden zur Auswahl passender Musik für alle Lebenslagen - die beste Strategie zur Weiterentwicklung der eigenen musikalischen Vorlieben - die wichtigsten Kniffe, um die Freude am Musikhören zu steigern - die häufigsten Fehler beim Musikhören und wie man sie vermeidet. Ob auf musikalischen Expeditionen, Zeitreisen und Musikverkostungen, ob beim Hören mit imaginärem Stetoskop oder bei der Entdeckung der "Anatomie" eines Musikstücks - dem Leser eröffnen sich neue, unerwartete Einblicke in den Kosmos der Musik und damit in seine ganz eigene Hörwelt.
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 25.08.2008Reiseführer für die Ohren
Gleich zwei neue Bücher beschäftigen sich mit dem genussvollen Umgang mit Musik
Wenn öffentlich über Musik gesprochen wird, geht es meist um die Quantität: Wie viele Millionen Umsatz verloren gehen, wie viele Milliarden Klangdatensätze durchs Internet gejagt werden, welche Besucherrekorde hier aufgestellt wurden und welche Verkaufsmengen ein Künstler dort erreicht hat. Das ist Business. Es bestimmt die Wahrnehmung und das Urteilsvermögen, vom Künstler über den Produktmanager bis zum Konsumenten. König ist, wer zehntausende Titel auf seinem Player mit sich herumträgt, und richtig gut kann ein Künstler nur dann sein, wenn seine Konzerte ordentlich Asche kosten. Das ist die Logik der Menge, des Verbrauchs. Qualität taucht im musikalischen Alltag vor allem als Folge der Quantität auf. Ästhetische Diskussionen bleiben Sektierertum, Liebhaberei und etwas für Feuilletonisten und Spezialisten.
Das erscheint bitter, muss aber nicht so sein, meinen die Autoren des „Musikhörbuchs” (Schott Verlag): Nun sind die Brüder Ernst und Hans P. Ströer keine Missionare. Sie sind Musiker, erfahren im Umgang mit der klingenden Praxis durch ihre Arbeit als Produzenten und Instrumentalisten an der Seite von Klaus Doldinger, Volker Kriegel oder auch Udo Lindenberg. Sie haben im Laufe der vergangenen zwei, drei Jahrzehnte zahlreiche Gespräche darüber geführt, wie Musik im Allgemeinen und der eigene Sound im Speziellen von der Zuhörern wahrgenommen wird. Und sie sind dabei auf eine überraschende Entdeckung gestoßen: „In den letzten Jahren hat sich der Eindruck verstärkt, dass ein Buch zum Thema Hören an sich von vielen gewünscht wird”, erinnert sich Ernst Ströer, Perkussionist und der Jüngere der Brüder an die Genese des Projektes: „Ein universelles Werkzeug quasi, eine Art Schweizer Taschenmesser für das Musikhören, mit dem jeder umgehen kann, ganz gleich, welche Musik er gerne mag. Während der Arbeit stellten wir dann fest, dass es ein Buch wie dieses nicht gibt, was uns noch darin bestärkte, ans Werk zu gehen”.
Es wurde eine Grundlagenarbeit. Je umfassender sich die Autoren mit der Thematik befassten, umso klarer wurde es, dass das „Musikhörbuch” ganz von vorne anfangen musste. Da es außerdem unterhaltsam und nützlich sein sollte, wählten sie eine Mischform aus anekdotisch durchzogenem Ratgeber und wissenschaftlich fundiertem Reiseführer in die Gefilde der Hörkultur – angefangen bei der Wahrnehmung, der Hör-Umgebung und der Haltung über Fragen der musikalischen Struktur und der technischen Reproduktion bis hin zum individuellen und lustvollen Gestalten des HörErlebens. Gewürzt mit zahlreichen praktischen Tipps etwa zur Einrichtung eines Hör-Zimmers, zur eigenen Stilistik oder auch zu weiterführenden Hilfsmitteln („Tipp Nr.24: Finden Sie den Musikkritiker Ihres Vertrauens!”) ist, so ernsthaft wie nötig und unterhaltsam wie möglich, ein Leitfaden zur Steigerung der akustischen Genussfähigkeit entstanden, stellenweise ein wenig plakativ, aber genau deshalb alltagstauglich: „Das Buch ist in erster Linie als Verführung, Ansporn, Hilfe zur Selbsthilfe gedacht – durchaus mit dem Hintergedanken, der Musik als eigenständiger Kunst und Hauptbeschäftigung wieder mehr und besseres Gehör zu verschaffen”.
Damit ergänzt es sich komplementär mit dem nahezu zeitgleich veröffentlichten zweiten Musik-Ratgeber, der im Umkreis der heimischen Szene erstanden ist. Denn Ahmed El-Salamouny geht es mit „Breaking The Wall” (Acoustic Music Books) vor allem, aber nicht ausschließlich um den ausführenden Künstler. Der in München lebende Gitarrist und Dozent ist, ähnlich den Ströer-Brüdern, Verfechter genussvoller Musikwahrnehmung, die sich auf die gesamte Persönlichkeit bezieht.
Auch er geht anekdotisch vor, verknüpft die eigenen Erfahrungen beim Üben, Spielen, Konzertieren mit den Erlebnissen, die er als Hobby-Wellenreiter machen konnte und destilliert daraus eine Methode der ganzheitlichen Klang- und Persönlichkeitserfahrung: „Zuweilen finden Leute den Vergleich mit dem Surfen im ersten Moment komisch. Wenn sie weiterlesen, wird ihnen vieles klar, vor allem, wie einfach es manchmal wider Erwarten ist, aus gewohnten Mustern auszubrechen. Man muss es nur tun. Ein Beispiel: mentales Üben. Es ist ganz selbstverständlich, dass Sportler das machen. Bei manchen Musikern eröffnen sich neue Welten, wenn sie damit anfangen.”
Mit „Breaking The Wall” nimmt Ahmed El-Salamouny den Amateur wie auch den Profi an der Hand, gibt praktische Tipps etwa zur Konzertvorbereitung oder zum Weiterdenken („'Möge dir alles in deinem Leben gelingen' – alter chinesischer Fluch”). Zum Hören und Reflektieren kommt das Spielen; in beiden Ratgebern steht das eigene Tun im Mittelpunkt. Genau genommen richten sich ihre Autoren an musische Menschen, die sich eben nicht damit abfinden, was die Konsum-Gurus ihnen vorsetzen. Qualität hat eine Chance. Beide Bücher bauen auf diese These. RALF DOMBROWSKI
Großer Lauschangriff: Brüder- und Autorenpaar Ernst (li.) und Hans P. Ströer. Foto: oh
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Gleich zwei neue Bücher beschäftigen sich mit dem genussvollen Umgang mit Musik
Wenn öffentlich über Musik gesprochen wird, geht es meist um die Quantität: Wie viele Millionen Umsatz verloren gehen, wie viele Milliarden Klangdatensätze durchs Internet gejagt werden, welche Besucherrekorde hier aufgestellt wurden und welche Verkaufsmengen ein Künstler dort erreicht hat. Das ist Business. Es bestimmt die Wahrnehmung und das Urteilsvermögen, vom Künstler über den Produktmanager bis zum Konsumenten. König ist, wer zehntausende Titel auf seinem Player mit sich herumträgt, und richtig gut kann ein Künstler nur dann sein, wenn seine Konzerte ordentlich Asche kosten. Das ist die Logik der Menge, des Verbrauchs. Qualität taucht im musikalischen Alltag vor allem als Folge der Quantität auf. Ästhetische Diskussionen bleiben Sektierertum, Liebhaberei und etwas für Feuilletonisten und Spezialisten.
Das erscheint bitter, muss aber nicht so sein, meinen die Autoren des „Musikhörbuchs” (Schott Verlag): Nun sind die Brüder Ernst und Hans P. Ströer keine Missionare. Sie sind Musiker, erfahren im Umgang mit der klingenden Praxis durch ihre Arbeit als Produzenten und Instrumentalisten an der Seite von Klaus Doldinger, Volker Kriegel oder auch Udo Lindenberg. Sie haben im Laufe der vergangenen zwei, drei Jahrzehnte zahlreiche Gespräche darüber geführt, wie Musik im Allgemeinen und der eigene Sound im Speziellen von der Zuhörern wahrgenommen wird. Und sie sind dabei auf eine überraschende Entdeckung gestoßen: „In den letzten Jahren hat sich der Eindruck verstärkt, dass ein Buch zum Thema Hören an sich von vielen gewünscht wird”, erinnert sich Ernst Ströer, Perkussionist und der Jüngere der Brüder an die Genese des Projektes: „Ein universelles Werkzeug quasi, eine Art Schweizer Taschenmesser für das Musikhören, mit dem jeder umgehen kann, ganz gleich, welche Musik er gerne mag. Während der Arbeit stellten wir dann fest, dass es ein Buch wie dieses nicht gibt, was uns noch darin bestärkte, ans Werk zu gehen”.
Es wurde eine Grundlagenarbeit. Je umfassender sich die Autoren mit der Thematik befassten, umso klarer wurde es, dass das „Musikhörbuch” ganz von vorne anfangen musste. Da es außerdem unterhaltsam und nützlich sein sollte, wählten sie eine Mischform aus anekdotisch durchzogenem Ratgeber und wissenschaftlich fundiertem Reiseführer in die Gefilde der Hörkultur – angefangen bei der Wahrnehmung, der Hör-Umgebung und der Haltung über Fragen der musikalischen Struktur und der technischen Reproduktion bis hin zum individuellen und lustvollen Gestalten des HörErlebens. Gewürzt mit zahlreichen praktischen Tipps etwa zur Einrichtung eines Hör-Zimmers, zur eigenen Stilistik oder auch zu weiterführenden Hilfsmitteln („Tipp Nr.24: Finden Sie den Musikkritiker Ihres Vertrauens!”) ist, so ernsthaft wie nötig und unterhaltsam wie möglich, ein Leitfaden zur Steigerung der akustischen Genussfähigkeit entstanden, stellenweise ein wenig plakativ, aber genau deshalb alltagstauglich: „Das Buch ist in erster Linie als Verführung, Ansporn, Hilfe zur Selbsthilfe gedacht – durchaus mit dem Hintergedanken, der Musik als eigenständiger Kunst und Hauptbeschäftigung wieder mehr und besseres Gehör zu verschaffen”.
Damit ergänzt es sich komplementär mit dem nahezu zeitgleich veröffentlichten zweiten Musik-Ratgeber, der im Umkreis der heimischen Szene erstanden ist. Denn Ahmed El-Salamouny geht es mit „Breaking The Wall” (Acoustic Music Books) vor allem, aber nicht ausschließlich um den ausführenden Künstler. Der in München lebende Gitarrist und Dozent ist, ähnlich den Ströer-Brüdern, Verfechter genussvoller Musikwahrnehmung, die sich auf die gesamte Persönlichkeit bezieht.
Auch er geht anekdotisch vor, verknüpft die eigenen Erfahrungen beim Üben, Spielen, Konzertieren mit den Erlebnissen, die er als Hobby-Wellenreiter machen konnte und destilliert daraus eine Methode der ganzheitlichen Klang- und Persönlichkeitserfahrung: „Zuweilen finden Leute den Vergleich mit dem Surfen im ersten Moment komisch. Wenn sie weiterlesen, wird ihnen vieles klar, vor allem, wie einfach es manchmal wider Erwarten ist, aus gewohnten Mustern auszubrechen. Man muss es nur tun. Ein Beispiel: mentales Üben. Es ist ganz selbstverständlich, dass Sportler das machen. Bei manchen Musikern eröffnen sich neue Welten, wenn sie damit anfangen.”
Mit „Breaking The Wall” nimmt Ahmed El-Salamouny den Amateur wie auch den Profi an der Hand, gibt praktische Tipps etwa zur Konzertvorbereitung oder zum Weiterdenken („'Möge dir alles in deinem Leben gelingen' – alter chinesischer Fluch”). Zum Hören und Reflektieren kommt das Spielen; in beiden Ratgebern steht das eigene Tun im Mittelpunkt. Genau genommen richten sich ihre Autoren an musische Menschen, die sich eben nicht damit abfinden, was die Konsum-Gurus ihnen vorsetzen. Qualität hat eine Chance. Beide Bücher bauen auf diese These. RALF DOMBROWSKI
Großer Lauschangriff: Brüder- und Autorenpaar Ernst (li.) und Hans P. Ströer. Foto: oh
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