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Von Schönheiten der Natur ist allenthalben die Rede: Sonnenuntergänge, die Rose am Wegesrand, eine singende Nachtigall vielleicht, pittoreske Landschaften wie die Toskana sind schön. Also muss es doch das Naturschöne geben, das Schöne von Natur aus! Wenn die Ästhetik die Lehre oder Theorie vom Schönen sein soll, muss sie über die Beschaffenheit eben dieses Naturschönen Auskunft geben können. Tatsächlich hat sich aber die Ästhetik als Disziplin von Anfang an - also seit sie Mitte des 18. Jahrhunderts aus der Taufe gehoben wurde - schwer mit dem Naturschönen getan. Während sie ihre begrifflichen…mehr

Produktbeschreibung
Von Schönheiten der Natur ist allenthalben die Rede: Sonnenuntergänge, die Rose am Wegesrand, eine singende Nachtigall vielleicht, pittoreske Landschaften wie die Toskana sind schön. Also muss es doch das Naturschöne geben, das Schöne von Natur aus! Wenn die Ästhetik die Lehre oder Theorie vom Schönen sein soll, muss sie über die Beschaffenheit eben dieses Naturschönen Auskunft geben können. Tatsächlich hat sich aber die Ästhetik als Disziplin von Anfang an - also seit sie Mitte des 18. Jahrhunderts aus der Taufe gehoben wurde - schwer mit dem Naturschönen getan. Während sie ihre begrifflichen Gebäude zum Kunstschönen errichtete, hat sie gleichsam vergessen oder verdrängt, bestenfalls dialektisch negiert, dass sich das Kunstschöne der Unterscheidung vom Naturschönen verdankt. Das Naturschöne aber lässt sich letztlich in keine Systematik bringen, und es kommt überhaupt den Systemen der Ästhetik immer wieder in die Quere, kurzum es ist ein Problembegriff.Jedes Problem hat seine Genealogie. Dieses Buch möchte sich dem Naturschönen sozusagen von der Seite oder vom Rand aus nähern: Das ist die Seite der Beispiele, die in den Ästhetiken zwischen 1750 und 1850 immer wieder für das Naturschöne gegeben werden. Es von seinen Beispielen her zu lesen, nimmt jenen Aspekt des Problems ernst, bei dem ein Begriff oder eine Theorie eine Prüfung erfährt, die eben nicht allein auf Seite der logischen Argumentation stattfindet. An Beispielen muss sich aufweisen oder zeigen lassen, was das Naturschöne sei. Diese Beispiele sind dazu geeignet, zumindest einen übergreifenden Aspekt zu bündeln, der noch in unseren heutigen Vorstellungen des Naturschönen herumgeistert. Das Buch erhebt keinerlei enzyklopädischen Anspruch, sondern möchte im Gegenteil Forschende und Lesende dazu ermutigen, mit den Beispielen zu lesen und zu denken.
Autorenporträt
Prof. Dr. phil. Michael Niehaus leitet das Lehrgebiet Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Medienästhetik an der Fernuniversität in Hagen. Habilitation mit der Untersuchung 'Das Verhör. Geschichte - Theorie - Fiktion' (2003). Forschungsschwerpunkte u.a.: Literatur und Institution, Erzählliteratur des 19. bis 21. Jahrhunderts, intermediale Narratologie, Genre- und Formattheorie, Filmanalyse, Beispielforschung. Weitere Buchveröffentlichungen u.a. 'Das Buch der wandernden Dinge' (2009), 'Erschöpfendes Interpretieren' (2013), 'Was ist ein Format?' (2018) und 'Erzählen ohne Worte. Eine Erkundung' (2022).