Was einst in den alten Bundesländern noch als familienergänzende Maßnahme im Falle entsprechenden Bedarfs galt, wird seit einigen Jahren als bester Ort für alle Kinder und zudem von frühester Kindheit an diskutiert: Auf die konkrete pädagogische Situation in den Kindergärten wird dabei kaum mehr geachtet. Allein das professionelle Setting im Kindergarten - das scheint wissenschaftlich erwiesen - bereitet auf das Leben vor. Im Kontext dieser Entwicklungen erfahren Familie und Familienerziehung zunehmend Skepsis und Misstrauen. Wer sein Kind nicht frühzeitig in die Kita gibt, beraubt es gesellschaftlicher Chancen. Familie, bisher als Ort geborgenen Aufwachsens bekannt, gerät unter den Generalverdacht der Kindeswohlgefährdung. Das Private, einst als Raum für die Erziehung zur Autonomie und damit als wichtiges Gegengewicht zu staatlichen Eingriffen in demokratischen Gesellschaften gesehen, steht zur Disposition. Darauf verweisen auch die vordergründig das Kind stärkenden Kinderrechte. Sie erklären zum Rechtssubjekt, was erst eines werden soll. Gestärkt wird weniger das Kind als vielmehr der staatliche Zugriff auf innerfamiliäres Leben. Der Staat weitet seine Macht- und Kontrollbefugnisse massiv aus. Pädagogik als Wissenschaft und Profession wirkt dabei kräftig mit.