Nach „Rheingold“ und „Schweigen über Köln.“ dürfen wir KHK Therea Rosenthal nun abermals über die Schulter schauen. Diesmal bekommt sie es zunächst einmal mit einer Toten im Kölner Südpark zu tun. Es sieht aus, als hätte sich die Frau einen Goldenen Schuss gesetzt. Doch wie soll das gehen, wenn sie
mit K.o.-Tropfen zugedröhnt ist? Als sie dann als Claudia Ruppert,Journalistin und Ehefrau des…mehrNach „Rheingold“ und „Schweigen über Köln.“ dürfen wir KHK Therea Rosenthal nun abermals über die Schulter schauen. Diesmal bekommt sie es zunächst einmal mit einer Toten im Kölner Südpark zu tun. Es sieht aus, als hätte sich die Frau einen Goldenen Schuss gesetzt. Doch wie soll das gehen, wenn sie mit K.o.-Tropfen zugedröhnt ist? Als sie dann als Claudia Ruppert,Journalistin und Ehefrau des Kulturstaastsekretärs identifiziert wird und die Kriminaltechnik in einer klinisch sauberen Wohnung ihrer Arbeit nachgehen muss, keimt der Verdacht auf, dass hier eine unliebsame Journalistin aus dem Weg geräumt worden ist.
Auch der dezente Hinweis des Polizeirates, dass, hier mit Fingerspitzen ermittelt werden soll, ist ein Fingerzeig, dass es hier um mehr als „nur“ eine tote Journalistin geht.
War die Tote einem Skandal auf der Spur? Nur welchem? Die Liste der Möglichkeiten ist hier lang, doch als dann noch eine Mitarbeiterin des Bauamtes auf der ewigen Baustelle der Kölner Oper in einem Betonfundament eingegossen aufgefunden wird, ist klar, dass die Sanierung der Oper eine zentrale Rolle spielt.
Und was hat der Einbruch in das Haus von Felix Stroebel, dem Vorsitzenden des Vereines der Freunde der Kölner Oper, das eigentlich wie Fort Knox gesichert ist, zu tun?
Fragen über Fragen, die gekonnt und schlüssig beantwortet werden.
Meine Meinung:
Autorin Maren Friedlander hat hier einen fesselnden, feinsinnigen und an einigen Stellen auch schwarzhumorigen Krimi geschrieben.
Zentrales Thema ist die Sanierung des Kölner Opernhauses, ein Fass ohne Boden. Ich war im April 2024 ein paar Tage in Köln und durfte diese Baustelle unter den kundigen Erklärungen eines befreundeten Ehepaares aus Köln bewundern.
Denn, statt der veranschlagten 253 Mio sind bis August 2024 1,3 Mio Euro angefallen. Zum Vergleich ist die Elbphiharmonie, deren Baukosten durch jahrelange Verzögerungen auf 866 Mio gestiegen ist, schon ein richtiges Schnäppchen. Daher ist das geflügelte Wort „Aber eine Elphie kriegen wir nicht“, das sich durch den Krimi zieht, durchaus nachvollziehbar.
Und auch das zweite Zitat, das aus der Oper „Benventuto Cellini“, mit der das renovierte OPernhaus 2015 glanzvoll eröffnet werden hätte werden sollen „Das hat die Welt noch nicht gesehen“, mit dem sich die Politikprominenz häufig brüstet, passt perfekt, wenn auch im negativen Sinn.
Großbaustellen, die Zeit und Finanzierung sprengen, haben in der Stadt Köln ja eine lange Tradition. Man denke nur an den Kölner Dom, dessen Bau 1248 begonnen und erst 1880 fertiggestellt worden ist.
Doch zurück zum Krimi.
Die Charaktere sind authentisch und bodenständig dargestellt. KHK Theresa Rosenthal hat die Fünfzig überschritten, fühlt sich urlaubsreif und hätte, statt während der Osterfeiertage in Köln zu ermitteln, lieber ein paar Tage in der Sonne verbracht. Sie macht sich so allerhand Gedanken um die politische Weltlage, die sich durch die Pandemie und Russlands Einmarsch in die Ukraine sowie die eigenartige Veränderung der Gesellschaft in eine ungesunde Richtung entwickelt hat.
Die in vielen anderen Krimis oft erwähnten Rivalitäten zwischen den Mitarbeitern in der Dienststelle sind hier ausgespart. Rosenthal ist als Leitende Hauptkommissarin unumstritten und läuft, wenn sie im Umfeld der Politik ermitteln muss, zur Höchstform auf. Das muss auch „Mr. Netzwerk“ Bollinger erkennen, als er sie zuerst nur als „schmückendes Anhängsel“ von Clarissa von Hammerstadt wähnt. Doch mit ein, zwei wohl platzierten Sätzen, belehrt sie ihn eines Besseren.
„Irgendetwas war dran an der Floskel, jemandem falle das Gesicht herunter. Bollingers fiel. Er hatte offensichtlich nicht damit gerechnet, dass die Verbindung zwischen Ruppert und Rehlinger bekannt war.“
Entzückend und erfrischend ist Rosenthals betagte Tante Clarissa von Hammerstedt, die den Freund der toten Journalistin mit folgenden Worten für ein paar Tage bei sich aufnimmt:
„Ach, der kleine Conte!“ rief Tante Clarissa begeistert. „Ein herrliche Bonvivant! Und so lustig!“
Farinesi hatte sich nicht mit seinem Grafentitel vorgestellt. Typisch alter Adel. Entweder, man wusste, wer sie waren, oder nicht. Wenn nicht, zählte man sowieso nicht. Sie kannte das von ihrer Familie. Ihre Mutter war genauso. Rosenthal erklärte die Situation, und dass der Bonvivant wahrscheinlich nicht in der besten Stimmung sei.
Mir hat dieser fesselnde Krimi sehr gut gefallen. Überall, wo die öffentliche Hand Großprojekt durchführt, treten ungewollt oder gewollte Planungsmängel zutage. Häufig sind hier Leute involviert, denen das Verschleudern von Steuergeld ziemlich egal ist. Sie verwenden solche Vorhaben um ihr Ego aufzupolieren und/oder einen ordentlichen finanziellen Gewinn daraus zu ziehen. Manchmal fällt ein solches Kartenhaus um Immobilienspekulationen, Korruption und Geldvernichtung in sich zusammen - leider viel zu selten.
Fazit:
Gerne gebe ich diesem flotten und fesselnden Krimi aus Köln 5 Sterne und eine Leseempfehlung.