Mörderische Gegenwehr einer blutgerinnenden Nachstellung
Seit etwa zwei Jahren gibt es in Deutschland endlich ein Gesetz, welches härtere Strafen für so genannte „Stalker“ vorsieht. Diese Form massiven krankhaften Psychoterrors ist ein existenzvernichtender Eingriff in das Persönlichkeitsrecht,
welchem man hilflos ausgeliefert ist.
In dem adrenalinfördernden Thriller John Katzenbachs wird…mehrMörderische Gegenwehr einer blutgerinnenden Nachstellung
Seit etwa zwei Jahren gibt es in Deutschland endlich ein Gesetz, welches härtere Strafen für so genannte „Stalker“ vorsieht. Diese Form massiven krankhaften Psychoterrors ist ein existenzvernichtender Eingriff in das Persönlichkeitsrecht, welchem man hilflos ausgeliefert ist.
In dem adrenalinfördernden Thriller John Katzenbachs wird jede und jeder nahezu persönlich mit dem krankhaften Wahn des Computerfreaks Michael O’Connells konfrontiert, der seine Obsession als „Liebe“ eingestuft sehen will. Ein einmaliges, freundliches Treffen samt etwas übermäßigem Alkoholgenuss und anschließendem „One-Night-Stand“ löst bei dem Psychopaten O’Connell eine eiskalte und kranke Besessenheit aus.
Er verfolgt die junge Ashley Freeman in allen Bereichen ihres Lebens, terrorisiert sie mit seine vermeintliche Liebe zu ihr bezeugenden Anrufen, beobachtet sie rund um die Uhr und verschafft sich unberechtigt Zugriff auf ihre Privatsphäre. Die zart aufkeimende Beziehung zwischen Ashley und einem möglichen neuen Partner durchbricht O’Connell mit einem vernichtenden Gewaltakt gegen den jungen Will, der daraufhin an den Rollstuhl gebunden bleibt.
Als auch Ashleys getrennt lebende Eltern Sally, die inzwischen wegen sexueller Umorientierung mit ihrer Partnerin Hope zusammen ist sowie der allein lebende Vater Scott die aufkeimende Gefahr für Leib und Leben ihrer einzigen Tochter sehen, scheint es schon zu spät. Das wohlmeinende Engagement samt Bezahlung eines Freikaufbetrages lässt sie ebenfalls Bestandteil des zerstörerischen Planes des Stalkers werden. Michaels eigene Vergangenheit ist als biographisch-psychologische Begründung seines kriminellen und wahnsinnigen Verhaltens geradezu prädestiniert. Eiskalt und paranoisch sorgt er für vernichtende Gerüchte und Vorfälle im beruflichen Kontext seiner neuen Gegner, deren Konsequenzen von den Betroffenen nicht mehr aufzufangen sind.
Als Ashleys Familie in einem Akt von zukunftsorientiertem Zusammenhalt gemeinsam eine Lösung beraten, bahnt sich ein schreckliches Finale an. Perfide und grausam, aber durchaus nachvollziehbar entwickeln die in kriminellen Handlungen gänzlich unbedarften Normalbürger einen und minutiösen Plan zur Abwendung weiteren Unheils durch den Stalker. Als der von der Anwältin Sally mit der Beobachtung O’Connells beauftragte Privatdetektiv und frühere Polizist zwar zunächst mit einer Drohgebärde erfolgreich gewesen zu sein scheint, zeigt sich durch dessen gnadenlose Ermordung, dass sie dem teuflischen Treiben des kruden und besessenen Liebhabers Michael chancenlos ausgeliefert sind.
Der von John Katzenbach entfaltete Plot lässt einen nicht mehr los. Seine authentischen Figuren und die detailreich dargestellten Geschehnisse verschmelzen mit der Fiktion zur realen Empfindung. Geradezu beklemmend verfolgt man das Geschehen der unterschiedlichen Protagonisten, wird letztlich Teil der Geschichte und ertappt sich selbst hin und wieder dabei, wie man sich unsicher umblickt oder sicherheitshalber die Lichter in allen Zimmern anmacht …! So etwas möchte man nie erleben und geradezu dankbar verfolgt man den Plan der sich um Ashleys Zukunft und Wohlergehen sorgenden Familie, obwohl von Anfang an klar ist, dass es sich um ein Kapitalverbrechen handelt. Es zeigt, wie schnell eingeschränkte individuelle Freiheit Gesetze und Normen infrage stellt und Gerechtigkeit zu einem dehnbaren Begriff werden lässt.
Das fatale Ende war nicht zu erwarten und setzt der atemberaubenden Geschichte einen unerwarteten Schlusspunkt, der dennoch in gewisser Weise innerlich beruhigt.
© 4/2007, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.