Im Reich der Frauen Monatelang lebte der Journalist Ricardo Coler im Süden Chinas unter den Mosuo, einem der letzten Matriarchate dieser Welt. Er wollte mit eigenen Augen sehen, wie eine Gesellschaft funktioniert, in der die Frauen das Sagen haben und über das Vermögen der Sippe verfügen. Eine Gesellschaft, in der Mann und Frau nie als Paar zusammenleben, gemeinsamen Besitz erwirtschaften und eine Familie gründen. Eine Gesellschaft, in der Kinder nicht wissen, was ein Vater ist, und dennoch glücklich und behütet aufwachsen. Ein faszinierender, farbenfroher Bericht aus einer Welt, der unsere Vorstellungen von Männlichkeit und Weiblichkeit auf den Kopf stellt. Ein absolut mitreißender Bericht. Elle Mit Autorität und Charme bestimmen bei den Mosuo die Frauen, wo es langgeht: Sie arbeiten und tragen Verantwortung, sie stellen die Regeln für die Gemeinschaft auf, sie werden zum Oberhaupt der Großfamilie ernannt. Jeden Abend versammeln sich die Mosuo an den Ufern des Lugo-Sees zu einem Tanz, bei dem die Frau entscheidet, welcher Mann sie gegen Mitternacht aufsuchen darf. Nie leben Männer und Frauen hier als Paar zusammen, und da zur Familie nur zählt, wer blutsverwandt ist, wissen die Kinder nicht, was ein Vater ist. In einer "Besuchsehe", wie die Mosuo eine Liebesbeziehung nennen, sind Eifersucht, sozialer Druck und Enttäuschungen unbekannt. Dieses Buch entführt seine Leser in die wunderbare Welt einer Gemeinschaft, die eine überraschend konfliktfreie Ordnung gefunden hat.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.11.2009NEUE REISEBÜCHER
Für die Tasche "Das Paradies ist weiblich." Das zumindest behauptet Ricardo Coler in seinem gleichnamigen Buch. Einen der wenigen Orte, an dem man diese These überprüfen kann, hat der argentinische Journalist aufgespürt: im Süden Chinas, in der Provinz Yunnan. Dort hat er mehrere Monate bei den Mosuo gelebt - in einem der letzten Matriarchate der Welt. In Luoshui erhalten Begriffe wie "männlich" und "weiblich" eine neue Bedeutung, Worte wie "Vaterfigur" werden komplett überflüssig. In der 35 000 Menschen zählenden Gemeinschaft führen Frauen die Geschäfte, materielle Werte sind Nebensache. Auch eine Ehe gibt es nicht: Um in die sexuelle Freiheit etwas Ordnung zu bringen, genügt es, wenn der Herr seinen Besuch bei der Dame durch seinen Hut am Haken vor ihrer Tür markiert. Coler gibt mit "Das Paradies ist weiblich" einen guten Einblick in eine völlig fremde Welt. Ob diese nun paradiesisch ist oder nicht, sie zeigt, dass es nicht nur eine allgemein gültige und wahre Gesellschaftsform gibt, sondern auch andere. Und laut Coler zeichnen die sich vor allem durch eines aus: "durch die gute Laune ihrer Mitglieder".
smho
Ricardo Coler: "Das Paradies ist weiblich", Kiepenheuer 2009, 17,95 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Für die Tasche "Das Paradies ist weiblich." Das zumindest behauptet Ricardo Coler in seinem gleichnamigen Buch. Einen der wenigen Orte, an dem man diese These überprüfen kann, hat der argentinische Journalist aufgespürt: im Süden Chinas, in der Provinz Yunnan. Dort hat er mehrere Monate bei den Mosuo gelebt - in einem der letzten Matriarchate der Welt. In Luoshui erhalten Begriffe wie "männlich" und "weiblich" eine neue Bedeutung, Worte wie "Vaterfigur" werden komplett überflüssig. In der 35 000 Menschen zählenden Gemeinschaft führen Frauen die Geschäfte, materielle Werte sind Nebensache. Auch eine Ehe gibt es nicht: Um in die sexuelle Freiheit etwas Ordnung zu bringen, genügt es, wenn der Herr seinen Besuch bei der Dame durch seinen Hut am Haken vor ihrer Tür markiert. Coler gibt mit "Das Paradies ist weiblich" einen guten Einblick in eine völlig fremde Welt. Ob diese nun paradiesisch ist oder nicht, sie zeigt, dass es nicht nur eine allgemein gültige und wahre Gesellschaftsform gibt, sondern auch andere. Und laut Coler zeichnen die sich vor allem durch eines aus: "durch die gute Laune ihrer Mitglieder".
smho
Ricardo Coler: "Das Paradies ist weiblich", Kiepenheuer 2009, 17,95 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main