Morgens ein Café au lait, ein Croissant und dazu die aufgeschlagene Le Monde, abends angeregte Diskussionen über Gott und die Welt bei einem Pastis : Wenn der Eiffelturm das architektonische Aushängeschild der Seine-Metropole ist, dann stehen die Pariser Bistros für ihre Lebensart. In seiner persönlichen Annäherung an die Eckcafés seiner Heimatstadt ergründet der große Anthropologe Marc Augé den magischen Reiz der Bistros und beobachtet das bunte Treiben um den Tresen. Dabei lässt er seine eigenen Erlebnisse während der Studienzeit in den 50 er Jahren im Quartier Latin Revue passieren, wo er Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre traf, beschreibt den Wandel der Beziehungen der Gäste parallel zum Wandel der Stadt und erzählt mit liebevollem, aber immer ungetrübten Blick von seinem jahrelangen Stammbistro mit dem Wirt François, der Aushilfe Julie und den täglichen Besuchern, die mit dem Bistro älter werden. Eine leichtfüßige Untersuchung und gleichzeitig eine ganz und gar unsentimentale Liebeserklärung - nicht nur an die Bistros, sondern an eine ganze Lebensart.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Rezensent Oliver Pfohlmann ist glücklich, das Erscheinen von gleich zwei hinreißenden "Elogen" des französischen Anthropologen Marc Auge verkünden zu können, den er vor allem für seine Theorie der "Nicht-Orte" schätzt. Während der Kritiker in dem kurzen Text "Lob des Fahrrads" verzaubert durch Raum und Zeit radelt, zieht es ihn hier mit Auge in "Das Pariser Bistro" der sechziger und siebziger Jahre, als Sartre, Hyppolite, Althusser und de Beauvoir dort diskutierten und tranken. In diesem wunderbaren kurzen Text erfährt der Rezensent auch noch einmal, was eine Imbisskettenfiliale als Nicht-Ort von einem Pariser Bistro als Ort unterscheidet: Schon allein die Beziehung zum Wirt macht das Bistro zum "Ort des Übergangs" zwischen Distanz und Vertrautheit, lernt der Kritiker.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Marc Augé, Ethnologe an der École des Hautes Études en Sciences Sociales in Paris, handelt bei seinen Forschungsprojekten stets in höchstem Maße menschennah; er arbeitet antropologisch.« - Burkhart Lauterbach, Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde 2017 Burkhart Lauterbach Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde 20170101