Wenn wir gefragt würden, die Gesellschaft in der Türkei nach den 1990er Jahren mit einem Wort zusammenzufassen, was wäre unsere Antwort? Nicht die Frage selbst, sondern unsere Antwort ist entscheidend, um uns zum Kern dieser Studie zu führen: "freischwebend gewalttätig". Das Phänomen der freischwebenden Gewalt, das als unvorhersehbar, unpolitisch und reaktiv charakterisiert wird, sprengt die Grenzen der bekannten Gewaltformen wie Ehrenmord und familiäre Gewalt. Sie kann zu jeder Zeit und an jedem Ort stattfinden. Es muss nicht unbedingt eine Vorgeschichte von Feindseligkeit vorliegen. In dem Bemühen, die zugrundeliegenden Mechanismen hinter der Entstehung eines solchen Phänomens zu erfassen, bietet dieses Buch einen mehrdimensionalen Ansatz und erstellt eine Kette mit drei ineinandergreifenden Ringen: dem Ausgrenzungsring im äußersten, dem Willkürring in der Mitte und dem innersten Homosozialitätsring. Durch die detaillierte Analyse von zwei sozialrealistischen türkischen Filmen,Gemide (An Bord) und Barda (In der Bar), geht dieses Buch von den Teilen aus und führt sie zusammen - wie das Lösen eines Puzzles.