Produktdetails
- Verlag: Büchergilde Gutenberg
- ISBN-13: 9783763266333
- Artikelnr.: 39134105
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Andreas Breitenstein jubelt über die Wiederentdeckung eines Stars der Exilliteratur durch die "geschmeidige" Übertragung von Rosemarie Tietze. Den Vergleich mit Nabokov bemüht Breitenstein mehr als einmal. Snobismus und Sentimentalität, Verzweiflung und Verspieltheit, das Überbordwerfen des Realismus' des 19. Jahrhunderts, das Setting der Pariser Emigrantenszene, die Spiegelung der Geschichte, die einen Weißgardisten auf die Suche nach einer lebenslangen Schuld in Person eines vermeintlich von ihm getöteten Widersachers schickt, der sich aber als höchst lebendig entpuppt, all das erinnert den Rezensenten an den ungleich erfolgreicheren Landsmann dieses Autors. Gaito Gasdanows 1948 vollendeter Roman jedoch steht laut Breitenstein kaum hinter Nabokov zurück, stilistisch, atmosphärisch nicht. Nur gegen Ende verliert die Handlung etwas an Plausibilität, meint er. Breitensteins Freude über diese neue alte literarische Stimme schmälert das nur geringfügig.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.06.2017Anderer, Fremder, Feind
Gaito Gasdanows erschütternder Roman "Das Phantom des Alexander Wolf"
Von Monika Grütters
Es ist ein fast ungeheuerlicher erster Satz. Er gibt das Grundmuster dieses Buches wieder, den Kontrast zwischen melodischem Wohlklang und bestürzender Ehrlichkeit, der den Atem stocken lässt: "Von allen meinen Erinnerungen, von all den unzähligen Empfindungen meines Lebens war die bedrückendste die Erinnerung an den einzigen Mord, den ich begangen habe."
Packend wie ein Thriller beginnt dieses erst 2012 auf Deutsch erschienene literarische Meisterwerk des 1923 nach Paris geflohenen und 1971 in München verstorbenen russischen Exilschriftstellers Gaito Gasdanow. "Das Phantom des Alexander Wolf" erzählt die Geschichte zweier Männer, deren Wege sich im Russischen Bürgerkrieg kreuzen und die durch den "augenblickskurzen, rotierenden Flug" einer Pistolenkugel für den Rest ihres Lebens auf schicksalhafte Weise aneinandergekettet bleiben sollen.
Gerade einmal sechzehn Jahre alt ist der namenlose Ich-Erzähler, als er, zermürbt von Hunger, Durst und Müdigkeit, in Notwehr einen Soldaten erschießt, der ihm auf einem "weißen Hengst von apokalyptischer Schönheit" entgegenreitet und mit dem Gewehr auf ihn zielt. Er wähnt den Fremden tot, bis er viele Jahre später, in denen ihm die quälende Erinnerung an den vermeintlichen Mord sein junges Leben verdüstert hat, in einem Buch auf die Erzählung eines gewissen Alexander Wolf stößt. Die Einzelheiten des Schusswechsels im Wald sind darin bis ins Detail genau beschrieben. Seine Versuche, Alexander Wolf zu finden, bleiben vergeblich.
Wenn auch nicht unmittelbar, so doch umso eindringlicher bleibt er allgegenwärtig - er, der andere, der Fremde, der Feind. Oder doch das Alter Ego? Doch dann ist es ein zweites Mal das Schicksal, das ihn auf Alexander Wolf treffen lässt - diesmal in der Vergangenheit einer Frau, in die er sich verliebt. In Jelenas Erzählungen ihres früheren Geliebten, in dessen Gegenwart "alles dahinwelkte", nimmt das Phantom des Alexander Wolf erneut Gestalt an: Sie zeichnen das Bild eines Abenteurers und Verführers, der ohne jede "Illusion von Dauer" lebt und angesichts der allgegenwärtigen Bedrohung durch einen jähen Tod nichts findet, wofür es sich noch zu leben lohnte: "Woran andere glaubten, existierte nicht für ihn; auch die besten, die schönsten Dinge verloren ihren Reiz, sobald er sie berührte."
Der Ich-Erzähler, dessen Sprache in Rosemarie Tietzes kongenialer Übersetzung zwischen nüchterner Klarheit und poetischer Melancholie wechselt, findet ein von allen Seelenqualen ungetrübtes Empfinden dann doch in der Liebe. In einer Nacht, die er mit Jelena verbringt, überwältigt ihn beim Anblick der schlafenden Frau eine "unvergessliche Empfindung seliger Fülle", eine fassungslose Dankbarkeit, dass er imstande ist, etwas zu fühlen, was den "fernen Widerschein einer auch nur kurzzeitigen Vollkommenheit in sich trug".
Am Ende aber wird es keinen Trost geben in der Erkenntnis, im Schatten einer tatsächlich gar nicht existierenden Schuld gelebt zu haben. Bedrückend bleibt das Wissen, fähig zum Mord zu sein, und quälend der Verlust der Illusionen, der "normalen menschlichen Vorstellungen vom Wert des Lebens und von der Notwendigkeit der grundlegenden Moralgesetze".
Mit einem seltenen Gespür für die menschliche Seele führt Gasdanow dem Leser die Macht und Formbarkeit von Erinnerungen vor Augen. Krieg, Tod, Liebe und Zufälle verbinden Lebenswege miteinander, denen eine Erkenntnis gemeinsam ist: "Wenn wir nichts vom Tod wüssten, wüssten wir auch nichts vom Glück, denn wüssten wir nichts vom Tod, hätten wir keine Vorstellung vom Wert unserer besten Gefühle, wir wüssten nicht, dass einige niemals wiederkehren und dass wir sie nur jetzt in ihrer ganzen Fülle begreifen können. Davor war uns das nicht beschieden, danach würde es zu spät sein." Ein Buch von wahrer Größe und Schönheit.
Monika Grütters, CDU, ist Staatsministerin für Kultur und Medien.
Gaito Gasdanow: "Das Phantom des Alexander Wolf". Roman. Aus dem Russischen von Rosemarie Tietze. dtv, 192 Seiten, 9,90 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Gaito Gasdanows erschütternder Roman "Das Phantom des Alexander Wolf"
Von Monika Grütters
Es ist ein fast ungeheuerlicher erster Satz. Er gibt das Grundmuster dieses Buches wieder, den Kontrast zwischen melodischem Wohlklang und bestürzender Ehrlichkeit, der den Atem stocken lässt: "Von allen meinen Erinnerungen, von all den unzähligen Empfindungen meines Lebens war die bedrückendste die Erinnerung an den einzigen Mord, den ich begangen habe."
Packend wie ein Thriller beginnt dieses erst 2012 auf Deutsch erschienene literarische Meisterwerk des 1923 nach Paris geflohenen und 1971 in München verstorbenen russischen Exilschriftstellers Gaito Gasdanow. "Das Phantom des Alexander Wolf" erzählt die Geschichte zweier Männer, deren Wege sich im Russischen Bürgerkrieg kreuzen und die durch den "augenblickskurzen, rotierenden Flug" einer Pistolenkugel für den Rest ihres Lebens auf schicksalhafte Weise aneinandergekettet bleiben sollen.
Gerade einmal sechzehn Jahre alt ist der namenlose Ich-Erzähler, als er, zermürbt von Hunger, Durst und Müdigkeit, in Notwehr einen Soldaten erschießt, der ihm auf einem "weißen Hengst von apokalyptischer Schönheit" entgegenreitet und mit dem Gewehr auf ihn zielt. Er wähnt den Fremden tot, bis er viele Jahre später, in denen ihm die quälende Erinnerung an den vermeintlichen Mord sein junges Leben verdüstert hat, in einem Buch auf die Erzählung eines gewissen Alexander Wolf stößt. Die Einzelheiten des Schusswechsels im Wald sind darin bis ins Detail genau beschrieben. Seine Versuche, Alexander Wolf zu finden, bleiben vergeblich.
Wenn auch nicht unmittelbar, so doch umso eindringlicher bleibt er allgegenwärtig - er, der andere, der Fremde, der Feind. Oder doch das Alter Ego? Doch dann ist es ein zweites Mal das Schicksal, das ihn auf Alexander Wolf treffen lässt - diesmal in der Vergangenheit einer Frau, in die er sich verliebt. In Jelenas Erzählungen ihres früheren Geliebten, in dessen Gegenwart "alles dahinwelkte", nimmt das Phantom des Alexander Wolf erneut Gestalt an: Sie zeichnen das Bild eines Abenteurers und Verführers, der ohne jede "Illusion von Dauer" lebt und angesichts der allgegenwärtigen Bedrohung durch einen jähen Tod nichts findet, wofür es sich noch zu leben lohnte: "Woran andere glaubten, existierte nicht für ihn; auch die besten, die schönsten Dinge verloren ihren Reiz, sobald er sie berührte."
Der Ich-Erzähler, dessen Sprache in Rosemarie Tietzes kongenialer Übersetzung zwischen nüchterner Klarheit und poetischer Melancholie wechselt, findet ein von allen Seelenqualen ungetrübtes Empfinden dann doch in der Liebe. In einer Nacht, die er mit Jelena verbringt, überwältigt ihn beim Anblick der schlafenden Frau eine "unvergessliche Empfindung seliger Fülle", eine fassungslose Dankbarkeit, dass er imstande ist, etwas zu fühlen, was den "fernen Widerschein einer auch nur kurzzeitigen Vollkommenheit in sich trug".
Am Ende aber wird es keinen Trost geben in der Erkenntnis, im Schatten einer tatsächlich gar nicht existierenden Schuld gelebt zu haben. Bedrückend bleibt das Wissen, fähig zum Mord zu sein, und quälend der Verlust der Illusionen, der "normalen menschlichen Vorstellungen vom Wert des Lebens und von der Notwendigkeit der grundlegenden Moralgesetze".
Mit einem seltenen Gespür für die menschliche Seele führt Gasdanow dem Leser die Macht und Formbarkeit von Erinnerungen vor Augen. Krieg, Tod, Liebe und Zufälle verbinden Lebenswege miteinander, denen eine Erkenntnis gemeinsam ist: "Wenn wir nichts vom Tod wüssten, wüssten wir auch nichts vom Glück, denn wüssten wir nichts vom Tod, hätten wir keine Vorstellung vom Wert unserer besten Gefühle, wir wüssten nicht, dass einige niemals wiederkehren und dass wir sie nur jetzt in ihrer ganzen Fülle begreifen können. Davor war uns das nicht beschieden, danach würde es zu spät sein." Ein Buch von wahrer Größe und Schönheit.
Monika Grütters, CDU, ist Staatsministerin für Kultur und Medien.
Gaito Gasdanow: "Das Phantom des Alexander Wolf". Roman. Aus dem Russischen von Rosemarie Tietze. dtv, 192 Seiten, 9,90 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 27.08.2012Der Schuss
Gaito Gasdanow, einer der großen russischen Exilautoren des zwanzigsten Jahrhunderts, ist in Deutschland kaum bekannt.
Jetzt erscheint sein Roman „Das Phantom des Alexander Wolf“ in deutscher Übersetzung – ein Glücksfall für Leser
VON JENS BISKY
Wenn einem Sechzehnjährigen, der während des Bürgerkriegs durch die südrussische Steppe irrt, der unter Hunger, Durst und zermürbender Müdigkeit leidet, der nur noch schlafen will, plötzlich das Pferd unter dem Leib weggeschossen wird, wenn er daraufhin zur Pistole greift, auf den bewaffneten Reiter, den Angreifer, schießt und trifft, dann wird man das keinen „Mord“ nennen wollen. Es ist Krieg, die Situation scheint einen Ausweg nicht zuzulassen, nur einer der beiden kann die zufällige Begegnung in der Steppe überleben.
Aber obwohl kein Gericht der Welt von „Mord“ sprechen würde, weiß es der innere Gerichtshof besser. Der Davongekommene spürt, dass mit dem Schuss, für den ihm keine Strafe droht, ein Urteil über ihn verhängt wurde: „Von allen meinen Empfindungen, von all den unzähligen Empfindungen meines Lebens war die bedrückendste die Erinnerung an den einzigen Mord, den ich begangen habe. Seit dem Moment, als es geschehen war, erinnere ich mich an keinen Tag, da ich nicht Bedauern empfunden hätte darüber.“
Mit diesen Sätzen beginnt der Roman „Das Phantom des Alexander Wolf“, der auf wenigen Seiten, in Szenen, die man nicht so schnell wieder vergisst, von Verlorenheit, Vergnügen, Zerstreuung, von Liebe, Tod und Zufall handelt, all dem, was das menschliche Leben schön und unerträglich macht. Verfasst hat ihn Gaito Gasdanow. Gaito? Wer? Slawisten und Nabokov-Spezialisten kennen den Namen, dem deutschen Leser sagt Gaito Gasdanow nichts. Nur zwei seiner Erzählungen sind hierzulande veröffentlicht: „Der nächtliche Reisegefährte“ 1948 in einer Anthologie; „Der Irrtum“ 1999 in einer schönen zweisprachigen Sammlung russischer Erzählungen des Deutschen Taschenbuch Verlages. Ein hinreißend kluger Autor ist uns damit entgangen. Die Klage darüber wäre müßig. Der großen Übersetzerin Rosemarie Tietze ist es zu danken, dass man das Versäumte nun nachholen, mit Gasdanows Werk erste Bekanntschaft schließen kann. Sie hat „Prisrak Alexandra Wolfa“ übersetzt, den Roman über das Abenteuer in der Steppe und die Folgen, der zuerst 1947/48 in einer russischsprachigen Literaturzeitschrift in New York erschienen ist.
Georgi Iwanowitsch Gasdanow wurde 1903 in St. Petersburg geboren. Seine Eltern stammten aus dem Kaukasus, waren Osseten, daher der Rufname Gaito. Er besuchte die Kadettenanstalt in Poltawa und schloss sich mit sechzehn Jahren der Weißen Armee an, diente als Soldat in einem Panzerzug, bis Wrangels Armee evakuiert wurde und er mit ihr. Schon im Truppenlager auf Gallipoli fiel sein unbedingtes Unabhängigkeitsstreben auf. Die ihn kannten, berichteten später, er habe keine Autorität anerkannt, kein Urteil außer dem eigenen gelten lassen. Der junge Mann flieht aus dem Lager, vor dem Streit mit Vorgesetzten nach Konstantinopel, besucht erst dort, dann im bulgarischen Schumen ein russisches Gymnasium.
1923 geht er nach Paris, vor ihm liegt die ganze Härte eines Lebens in der Emigration. Mit Gelegenheitsarbeiten schlägt er sich durch, lebt auf der Straße, übernachtet in Metrostationen. Von 1926 an veröffentlicht er Erzählungen in Zeitschriften der russischen Emigration. Er fährt Taxi, studiert an der Sorbonne, Ende 1929 erscheint sein erster Roman „Ein Abend bei Claire“, über den viel gesprochen wird, den Maxim Gorki lobte. An diesen Großmeister, der sich ganz dem Stalin’schen Regime verschrieben hatte, richtete Gasdanow 1935 einen verzweifelten Brief. Er hatte erfahren, dass seine Mutter in Ordschonikidse lebe, schwer erkrankt sei, er wollte heimkehren. Gorki starb, Gasdanow blieb in Frankreich. Als die Deutschen einmarschierten, schloss er sich gemeinsam mit seiner Frau der Résistance an.
„Das Phantom des Alexander Wolf“ war sein erster Nachkriegsroman, er wurde ins Englische, Französische, Italienische übersetzt, auch eine deutsche Ausgabe war angekündigt, kam aber nicht zustande. Seinen Lebensunterhalt verdiente Gasdanow seit 1953 bei Radio Liberty, ab 1967 leitete er das russische Programm in München, wo der Kettenraucher 1971 in der Osterwaldstraße 55 an Lungenkrebs starb. Auf dem Russischen Friedhof von Saint-Geneviève-des Bois in Paris hat man ihn begraben. Sein Nachlass liegt in Harvard.
In Russland entdeckte man ihn mit der Perestroika, fünf Bände umfasst die jüngste Moskauer Ausgabe seiner Gesammelten Werke. Man hat ihn oft mit Nabokov oder Camus verglichen, frühe Rezensenten des „Phantoms“ fühlten sich an Maupassant erinnert. Das ist alles nicht falsch, Gasdanow aber, so wie man ihn jetzt lesen kann, ist stark und eigenwillig genug, um ohne preisende Vergleiche zu bestehen.
Jahre, nachdem er in der Steppe auf das weiße Pferd des von ihm Niedergestreckten gestiegen und entkommen war, fällt dem Ich-Erzähler der Erzählungsband eines englischen Autors in die Hände, alles gut geschrieben, die dritte Erzählung aber erschüttert ihn. Unter dem Titel „Das Abenteuer in der Steppe“ findet er beschrieben, was er selbst einst erlebte. Die Suche nach dem Verfasser verläuft zunächst erfolglos, bis der Zufall die beiden in Paris zusammenführt, bis Alexander Wolf, der gegen alle Wahrscheinlichkeit überlebt hat, als Zyniker weiterlebt, und der Erzähler, der sich mit Journalismus abgibt – „einer sehr unregelmäßigen Arbeit von ermüdender Vielfalt“ – einander treffen.
Mit immer neuen Spiegelungen bannt Gasdanow den Leser in seine Welt, bis nur noch Schüsse daraus befreien können. Keine Begebenheit, kein Motiv bleibt ohne Entsprechung, variierende Wiederholung. Der Held fühlt seit dem „Mord“ eine „Persönlichkeitsspaltung“, die sich zunächst ganz harmlos zu äußern scheint: im Nebeneinander von feinsten geistigen Interessen und der Liebe zum Körperlichen, zu Sport, Trieben und Dieben. Baudelaire-Gedichte mag er ebenso wie „eine grimmige Schlägerei mit irgendwelchen Rowdys“. Ein Boxkampf, über den er berichten soll, zeigt das Auseinandertreten in Gestalt eines klugen und eines bloß dreinhauenden Kämpfers noch einmal, und führt ihn zugleich an die Seite einer Frau, die wie er sich selbst entfremdet ist, tatsächlich und metaphorisch im Exil. Aus der Begegnung mit Jelena erwächst eine Liebesgeschichte, in der die sinnliche Attraktion durch die stete, kluge Beobachtung der moralischen Rätsel und Komplikationen gesteigert wird. Dieser Ich-Erzähler ist ein Moralist von Rang, im guten Sinn der französischen Moralistik. Er sucht nicht Bestätigung im Urteil über andere, sondern beobachtet unbestechlich genau: die Sentimentalitäten in Restaurants, die Scheu vor Vertrauen, die Unmöglichkeit, Zufälle in eine kohärente Geschichte des eigenen Lebens zu integrieren, die Illusionen der Liebe und die „unpersönliche Anziehungskraft des Tötens“.
Was sich hier ereignet, taugt zum Plot eines Kriminalromans, die Hauptfiguren sind verstrickt in ein Unheil, das mit dem Krieg, das in der Steppe begann. Nicht ohne Grund wurden Gasdanows Romane „metaphysische Thriller“ genannt, doch kommt die Physis nicht zu kurz. Die Fragen nach den letzten und vorletzten Dingen sind gebunden an ein Zucken der Lippe, einen Tonfall, Geräusche, Gesten, Berührungen, an „seelischen Brechreiz und dumpfe Traurigkeit“. Das Ende, die erwartet-unerwartete Auflösung der Handlung, nicht der Rätsel, erinnert an einen film noir. Der Rhythmus der Sätze umfängt den Leser und lässt ihn stolpern, bevor er sich allzu behaglich einrichtet.
Eine Vase fliegt, Schüsse fallen: Und dann steht man da, das Buch eines Autors in den Händen, dessen Namen man vor Kurzem noch nicht kannte. Schon ist es ein Lieblingsbuch und man hofft auf weitere Übersetzungen: Neun Romane und mehr als fünfzig Erzählungen hat Gaito Gasdanow hinterlassen.
In Russland wurde Gasdanow
während der Perestroika entdeckt
Gaito Gasdanow (1903-1971) in den Zwanzigerjahren in Paris.
FOTO: CARL HANSER VERLAG
Gaito Gasdanow: Das Phantom des Alexander Wolf.
Deutsch und mit einem Nachwort von Rosemarie Tietze. Carl Hanser Verlag, München 2012. 192 Seiten, 17,90 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Gaito Gasdanow, einer der großen russischen Exilautoren des zwanzigsten Jahrhunderts, ist in Deutschland kaum bekannt.
Jetzt erscheint sein Roman „Das Phantom des Alexander Wolf“ in deutscher Übersetzung – ein Glücksfall für Leser
VON JENS BISKY
Wenn einem Sechzehnjährigen, der während des Bürgerkriegs durch die südrussische Steppe irrt, der unter Hunger, Durst und zermürbender Müdigkeit leidet, der nur noch schlafen will, plötzlich das Pferd unter dem Leib weggeschossen wird, wenn er daraufhin zur Pistole greift, auf den bewaffneten Reiter, den Angreifer, schießt und trifft, dann wird man das keinen „Mord“ nennen wollen. Es ist Krieg, die Situation scheint einen Ausweg nicht zuzulassen, nur einer der beiden kann die zufällige Begegnung in der Steppe überleben.
Aber obwohl kein Gericht der Welt von „Mord“ sprechen würde, weiß es der innere Gerichtshof besser. Der Davongekommene spürt, dass mit dem Schuss, für den ihm keine Strafe droht, ein Urteil über ihn verhängt wurde: „Von allen meinen Empfindungen, von all den unzähligen Empfindungen meines Lebens war die bedrückendste die Erinnerung an den einzigen Mord, den ich begangen habe. Seit dem Moment, als es geschehen war, erinnere ich mich an keinen Tag, da ich nicht Bedauern empfunden hätte darüber.“
Mit diesen Sätzen beginnt der Roman „Das Phantom des Alexander Wolf“, der auf wenigen Seiten, in Szenen, die man nicht so schnell wieder vergisst, von Verlorenheit, Vergnügen, Zerstreuung, von Liebe, Tod und Zufall handelt, all dem, was das menschliche Leben schön und unerträglich macht. Verfasst hat ihn Gaito Gasdanow. Gaito? Wer? Slawisten und Nabokov-Spezialisten kennen den Namen, dem deutschen Leser sagt Gaito Gasdanow nichts. Nur zwei seiner Erzählungen sind hierzulande veröffentlicht: „Der nächtliche Reisegefährte“ 1948 in einer Anthologie; „Der Irrtum“ 1999 in einer schönen zweisprachigen Sammlung russischer Erzählungen des Deutschen Taschenbuch Verlages. Ein hinreißend kluger Autor ist uns damit entgangen. Die Klage darüber wäre müßig. Der großen Übersetzerin Rosemarie Tietze ist es zu danken, dass man das Versäumte nun nachholen, mit Gasdanows Werk erste Bekanntschaft schließen kann. Sie hat „Prisrak Alexandra Wolfa“ übersetzt, den Roman über das Abenteuer in der Steppe und die Folgen, der zuerst 1947/48 in einer russischsprachigen Literaturzeitschrift in New York erschienen ist.
Georgi Iwanowitsch Gasdanow wurde 1903 in St. Petersburg geboren. Seine Eltern stammten aus dem Kaukasus, waren Osseten, daher der Rufname Gaito. Er besuchte die Kadettenanstalt in Poltawa und schloss sich mit sechzehn Jahren der Weißen Armee an, diente als Soldat in einem Panzerzug, bis Wrangels Armee evakuiert wurde und er mit ihr. Schon im Truppenlager auf Gallipoli fiel sein unbedingtes Unabhängigkeitsstreben auf. Die ihn kannten, berichteten später, er habe keine Autorität anerkannt, kein Urteil außer dem eigenen gelten lassen. Der junge Mann flieht aus dem Lager, vor dem Streit mit Vorgesetzten nach Konstantinopel, besucht erst dort, dann im bulgarischen Schumen ein russisches Gymnasium.
1923 geht er nach Paris, vor ihm liegt die ganze Härte eines Lebens in der Emigration. Mit Gelegenheitsarbeiten schlägt er sich durch, lebt auf der Straße, übernachtet in Metrostationen. Von 1926 an veröffentlicht er Erzählungen in Zeitschriften der russischen Emigration. Er fährt Taxi, studiert an der Sorbonne, Ende 1929 erscheint sein erster Roman „Ein Abend bei Claire“, über den viel gesprochen wird, den Maxim Gorki lobte. An diesen Großmeister, der sich ganz dem Stalin’schen Regime verschrieben hatte, richtete Gasdanow 1935 einen verzweifelten Brief. Er hatte erfahren, dass seine Mutter in Ordschonikidse lebe, schwer erkrankt sei, er wollte heimkehren. Gorki starb, Gasdanow blieb in Frankreich. Als die Deutschen einmarschierten, schloss er sich gemeinsam mit seiner Frau der Résistance an.
„Das Phantom des Alexander Wolf“ war sein erster Nachkriegsroman, er wurde ins Englische, Französische, Italienische übersetzt, auch eine deutsche Ausgabe war angekündigt, kam aber nicht zustande. Seinen Lebensunterhalt verdiente Gasdanow seit 1953 bei Radio Liberty, ab 1967 leitete er das russische Programm in München, wo der Kettenraucher 1971 in der Osterwaldstraße 55 an Lungenkrebs starb. Auf dem Russischen Friedhof von Saint-Geneviève-des Bois in Paris hat man ihn begraben. Sein Nachlass liegt in Harvard.
In Russland entdeckte man ihn mit der Perestroika, fünf Bände umfasst die jüngste Moskauer Ausgabe seiner Gesammelten Werke. Man hat ihn oft mit Nabokov oder Camus verglichen, frühe Rezensenten des „Phantoms“ fühlten sich an Maupassant erinnert. Das ist alles nicht falsch, Gasdanow aber, so wie man ihn jetzt lesen kann, ist stark und eigenwillig genug, um ohne preisende Vergleiche zu bestehen.
Jahre, nachdem er in der Steppe auf das weiße Pferd des von ihm Niedergestreckten gestiegen und entkommen war, fällt dem Ich-Erzähler der Erzählungsband eines englischen Autors in die Hände, alles gut geschrieben, die dritte Erzählung aber erschüttert ihn. Unter dem Titel „Das Abenteuer in der Steppe“ findet er beschrieben, was er selbst einst erlebte. Die Suche nach dem Verfasser verläuft zunächst erfolglos, bis der Zufall die beiden in Paris zusammenführt, bis Alexander Wolf, der gegen alle Wahrscheinlichkeit überlebt hat, als Zyniker weiterlebt, und der Erzähler, der sich mit Journalismus abgibt – „einer sehr unregelmäßigen Arbeit von ermüdender Vielfalt“ – einander treffen.
Mit immer neuen Spiegelungen bannt Gasdanow den Leser in seine Welt, bis nur noch Schüsse daraus befreien können. Keine Begebenheit, kein Motiv bleibt ohne Entsprechung, variierende Wiederholung. Der Held fühlt seit dem „Mord“ eine „Persönlichkeitsspaltung“, die sich zunächst ganz harmlos zu äußern scheint: im Nebeneinander von feinsten geistigen Interessen und der Liebe zum Körperlichen, zu Sport, Trieben und Dieben. Baudelaire-Gedichte mag er ebenso wie „eine grimmige Schlägerei mit irgendwelchen Rowdys“. Ein Boxkampf, über den er berichten soll, zeigt das Auseinandertreten in Gestalt eines klugen und eines bloß dreinhauenden Kämpfers noch einmal, und führt ihn zugleich an die Seite einer Frau, die wie er sich selbst entfremdet ist, tatsächlich und metaphorisch im Exil. Aus der Begegnung mit Jelena erwächst eine Liebesgeschichte, in der die sinnliche Attraktion durch die stete, kluge Beobachtung der moralischen Rätsel und Komplikationen gesteigert wird. Dieser Ich-Erzähler ist ein Moralist von Rang, im guten Sinn der französischen Moralistik. Er sucht nicht Bestätigung im Urteil über andere, sondern beobachtet unbestechlich genau: die Sentimentalitäten in Restaurants, die Scheu vor Vertrauen, die Unmöglichkeit, Zufälle in eine kohärente Geschichte des eigenen Lebens zu integrieren, die Illusionen der Liebe und die „unpersönliche Anziehungskraft des Tötens“.
Was sich hier ereignet, taugt zum Plot eines Kriminalromans, die Hauptfiguren sind verstrickt in ein Unheil, das mit dem Krieg, das in der Steppe begann. Nicht ohne Grund wurden Gasdanows Romane „metaphysische Thriller“ genannt, doch kommt die Physis nicht zu kurz. Die Fragen nach den letzten und vorletzten Dingen sind gebunden an ein Zucken der Lippe, einen Tonfall, Geräusche, Gesten, Berührungen, an „seelischen Brechreiz und dumpfe Traurigkeit“. Das Ende, die erwartet-unerwartete Auflösung der Handlung, nicht der Rätsel, erinnert an einen film noir. Der Rhythmus der Sätze umfängt den Leser und lässt ihn stolpern, bevor er sich allzu behaglich einrichtet.
Eine Vase fliegt, Schüsse fallen: Und dann steht man da, das Buch eines Autors in den Händen, dessen Namen man vor Kurzem noch nicht kannte. Schon ist es ein Lieblingsbuch und man hofft auf weitere Übersetzungen: Neun Romane und mehr als fünfzig Erzählungen hat Gaito Gasdanow hinterlassen.
In Russland wurde Gasdanow
während der Perestroika entdeckt
Gaito Gasdanow (1903-1971) in den Zwanzigerjahren in Paris.
FOTO: CARL HANSER VERLAG
Gaito Gasdanow: Das Phantom des Alexander Wolf.
Deutsch und mit einem Nachwort von Rosemarie Tietze. Carl Hanser Verlag, München 2012. 192 Seiten, 17,90 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
"Ein literarisches Meisterwerk, kongenial von Rosemarie Tietze übersetzt. ... Ein Buch von wahrer Größe und Schönheit." Monika Grütters, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 18.06.17
"Gaito Gasdanows mitreißende, klare, extrem zivilisierte Sprache bricht den Widerstand auch des trägesten Lesers und hartnäckigsten iPhone-Abhängigen. ... Wir dekadenten Westler, die wir Gasdanow endlich lesen dürfen ... lieben seine zeitgenössische Art zu erzählen - denn das ist mal Action, mal Reflexion, und am Ende gibt es immer eine perfekte, aber unkonstruierte Auflösung wie in einer HBO-Serie. ...Gasdanow lehrt uns mit jeder Zeile seiner wunderschönen, traurigen, ambivalenten und immer wieder ins Essayistische abdriftenden Prosa, unser schönes, kaputtes Neurotikerleben zu lieben." Maxim Biller, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 18.11.12
"Dass und wie sich jeder seine Erinnerungen formt, ist das Thema dieses Romans. Selten hat man so elegant, so tief und trotz allem so tröstlich davon gelesen wie bei ihm." Tilman Spreckelsen, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.08.12
"Ein Glücksfall für Leser ... Ein Roman, der auf wenigen Seiten, in Szenen, die man nicht so schnell wieder vergisst, von Verlorenheit, Vergnügen, Zerstreuung, von Liebe, Tod und Zufall handelt, all dem, was das menschliche Leben schön und unerträglich macht ... Eine Vase fliegt, Schüsse fallen: Und dann steht man da, das Buch eines Autors in den Händen, dessen Namen man vor Kurzem noch nicht kannte. Schon ist es ein Lieblingsbuch und man hofft auf weitere Übersetzungen." Jens Bisky, Süddeutsche Zeitung, 27.08.12
"Die Wiederentdeckung Gasdanows in Rosemarie Tietzes brillanter Übersetzung ist eine Sternstunde der Literaturgeschichte." Carmen Eller, Literaturen, 22.11.12
"Phantastisch, klug, präzise und so aufregend und dabei auf gelassene Art modern... ,Das Phantom des Alexander Wolf' ist ein Roman, der das Zeug hat, Ihr Leben zu verändern. Wenn Sie bereit sind für diese Reise." Georg Diez, KulturSpiegel, 10/12
"Seit langem hat man keinen so menschlich feinen und anrührenden Roman über die große seelische Eiszeit des 20. Jahrhunderts gelesen." Irisch Radisch, Die Zeit, 10/12
"So wird 'Das Phantom des Alexander Wolf' zur Seelenstudie in den Zonen des Todes, mit kriminalistischem Gespür geschrieben, aufwühlend, packend, anregend." Andreas Puff-Trojan, Die Welt, 20.10.12
"Ein subtiles Leseabenteuer. Hoffen wir, das weitere Romane von ihm in deutscher Fassung erscheinen werden." Claus-Ulrich Bielefeld, Tages-Anzeiger, 28.11.12
"Alle lieben Gaito Gasdanow!" Oleg Jurjew, Die Welt, 05.01.13
"Jedes Buch von Gaito Gasdanow (und sein Werk im Ganzen) ist eine Fabrik für Glückserzeugung. Am Ende fast jedes Gasdanow-Romans überwältigen den Leser Glücksgefühle diverser Natur und Intensität." Oleg Jurjew, Die Welt, 05.01.13
"Gaito Gasdanows mitreißende, klare, extrem zivilisierte Sprache bricht den Widerstand auch des trägesten Lesers und hartnäckigsten iPhone-Abhängigen. ... Wir dekadenten Westler, die wir Gasdanow endlich lesen dürfen ... lieben seine zeitgenössische Art zu erzählen - denn das ist mal Action, mal Reflexion, und am Ende gibt es immer eine perfekte, aber unkonstruierte Auflösung wie in einer HBO-Serie. ...Gasdanow lehrt uns mit jeder Zeile seiner wunderschönen, traurigen, ambivalenten und immer wieder ins Essayistische abdriftenden Prosa, unser schönes, kaputtes Neurotikerleben zu lieben." Maxim Biller, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 18.11.12
"Dass und wie sich jeder seine Erinnerungen formt, ist das Thema dieses Romans. Selten hat man so elegant, so tief und trotz allem so tröstlich davon gelesen wie bei ihm." Tilman Spreckelsen, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.08.12
"Ein Glücksfall für Leser ... Ein Roman, der auf wenigen Seiten, in Szenen, die man nicht so schnell wieder vergisst, von Verlorenheit, Vergnügen, Zerstreuung, von Liebe, Tod und Zufall handelt, all dem, was das menschliche Leben schön und unerträglich macht ... Eine Vase fliegt, Schüsse fallen: Und dann steht man da, das Buch eines Autors in den Händen, dessen Namen man vor Kurzem noch nicht kannte. Schon ist es ein Lieblingsbuch und man hofft auf weitere Übersetzungen." Jens Bisky, Süddeutsche Zeitung, 27.08.12
"Die Wiederentdeckung Gasdanows in Rosemarie Tietzes brillanter Übersetzung ist eine Sternstunde der Literaturgeschichte." Carmen Eller, Literaturen, 22.11.12
"Phantastisch, klug, präzise und so aufregend und dabei auf gelassene Art modern... ,Das Phantom des Alexander Wolf' ist ein Roman, der das Zeug hat, Ihr Leben zu verändern. Wenn Sie bereit sind für diese Reise." Georg Diez, KulturSpiegel, 10/12
"Seit langem hat man keinen so menschlich feinen und anrührenden Roman über die große seelische Eiszeit des 20. Jahrhunderts gelesen." Irisch Radisch, Die Zeit, 10/12
"So wird 'Das Phantom des Alexander Wolf' zur Seelenstudie in den Zonen des Todes, mit kriminalistischem Gespür geschrieben, aufwühlend, packend, anregend." Andreas Puff-Trojan, Die Welt, 20.10.12
"Ein subtiles Leseabenteuer. Hoffen wir, das weitere Romane von ihm in deutscher Fassung erscheinen werden." Claus-Ulrich Bielefeld, Tages-Anzeiger, 28.11.12
"Alle lieben Gaito Gasdanow!" Oleg Jurjew, Die Welt, 05.01.13
"Jedes Buch von Gaito Gasdanow (und sein Werk im Ganzen) ist eine Fabrik für Glückserzeugung. Am Ende fast jedes Gasdanow-Romans überwältigen den Leser Glücksgefühle diverser Natur und Intensität." Oleg Jurjew, Die Welt, 05.01.13