Eine beinahe wahre Geschichte vom "erstklassigen Erzähler Michael Köhlmeier." Denis Scheck, ARD Druckfrisch
Mit diesem großen Werk schließt Michael Köhlmeier an seinen Bestseller "Zwei Herren am Strand" an. Zu ihrem 100. Geburtstag lädt die Architektin Anouk Perleman-Jacob einen Schriftsteller ein und bittet ihn darum, ihr Leben als Roman zu erzählen. In Sankt Petersburg geboren, erlebt sie den bolschewistischen Terror. Zusammen mit anderen Intellektuellen wird sie als junges Mädchen mit ihrer Familie auf einem der sogenannten "Philosophenschiffe" auf Lenins Befehl ins Exil deportiert. Nachdem das Schiff fünf Tage und Nächte lang auf dem Finnischen Meerbusen treibt, wird ein letzter Passagier an Bord gebracht und in die Verbannung geschickt: Es ist Lenin selbst.
Mit diesem großen Werk schließt Michael Köhlmeier an seinen Bestseller "Zwei Herren am Strand" an. Zu ihrem 100. Geburtstag lädt die Architektin Anouk Perleman-Jacob einen Schriftsteller ein und bittet ihn darum, ihr Leben als Roman zu erzählen. In Sankt Petersburg geboren, erlebt sie den bolschewistischen Terror. Zusammen mit anderen Intellektuellen wird sie als junges Mädchen mit ihrer Familie auf einem der sogenannten "Philosophenschiffe" auf Lenins Befehl ins Exil deportiert. Nachdem das Schiff fünf Tage und Nächte lang auf dem Finnischen Meerbusen treibt, wird ein letzter Passagier an Bord gebracht und in die Verbannung geschickt: Es ist Lenin selbst.
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Monika Helfer und Michael Köhlmeier haben fast zeitgleich neue Bücher veröffentlicht, Rezensent Ijoma Mangold nimmt das zum Anlass, das Paar in Hohenems im oberösterreichischen Voralberg zu besuchen und über ihre mehr als vierzigjährige Ehe zu plaudern. Ein paar Worte verliert der Kritiker aber auch über die Bücher der beiden: Köhlmeiers "Philosophenschiff" ist für Mangold nicht weniger als ein "Jahrhundertroman", der ihm einmal mehr die Kunst des Autors vor Augen führt, seinen Romanen eine so "stabile" wie "originelle" Architektur zu geben. Er folgt hier der Geschichte einer jüdisch-russischen Architektin, die einem Schriftsteller von ihren Erlebnissen auf einem von Lenins "Philosophenschiffen" erzählt. Mangold empfiehlt das Buch als einen so fesselnden wie coolen "inquisitorischen" Roman, der die kommunistische Illusion durchleuchte.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.02.2024Der Revolutionär und das Mädchen
Penibel recherchiert und freigebig mit Fiktionen erzählt Michael Köhlmeier aus einer besonders paranoiden Phase der russischen Geschichte.
Es gab sie wirklich, die Philosophenschiffe. Als die Bolschewiken dazu übergegangen waren, nicht nur massenweise die besiegten Klassenfeinde zu liquidieren, sondern auch verdiente Mitkämpfer von gestern und potenzielle Gegner von morgen im Akkord zu erschießen, haben 1922 mindestens fünf solcher Schiffe Russland verlassen.
Ein Staat, über den die Paranoia der permanenten Verschwörung verhängt war, hat sich die paradoxe Großzügigkeit geleistet, einige Hundert privilegierte Verfolgte in die Freiheit zu deportieren. Auf den Schiffen, die in Odessa oder Sewastopol ablegten, wurden anerkannte Wissenschaftler, Künstler, Ärzte außer Landes verfrachtet. Das geschah auf Lenins Anordnung und wurde von Trotzki zum „humanitären Akt“ erklärt, welcher Menschen das Leben schenkte, die früher oder später zu Verrätern geworden wären und hingerichtet hätten werden müssen.
Michael Köhlmeier hat diesen Schiffen ein weiteres hinzugefügt, ein elegantes Dampfturbinenschiff, das 2000 Passagiere aufnehmen könnte, aber das in St. Petersburg nur ein Dutzend ratloser Menschen besteigt. Sie wissen weder, warum sie ausgewiesen, noch ob sie auf dem Weg ins verordnete Exil womöglich getötet werden. Der ihnen unbekannte Zweck der Reise besteht darin, dass auf hoher See im Finnischen Meerbusen ein weiterer Passagier zugeliefert wird; von mehreren Schlaganfällen schwer beeinträchtigt, einsam, unerkannt, befindet sich gegen seinen Willen auf einem eigenen Deck jener Mann, der dafür verantwortlich ist, dass die Revolution in einen Terror mündete, der unter Stalin, seinem gelehrigen Schüler und späteren Todfeind, Hunderttausenden das Leben kosten würde: Lenin.
Was immer Michael Köhlmeier aufgreift, es wird eine Erzählung daraus. Das Erzählen thematisiert er nebenhin mehrfach in dem für seine Verhältnisse schmalen Roman „Das Philosophenschiff“, der auf ein Gerüst penibel recherchierter Fakten allerlei Fiktionen setzt. Wobei anzufügen ist, dass die Realität selbst, von der das furiose Erzählwerk ausgeht, bizarre, geradezu unglaubwürdige Züge hat, während die meisten seiner fiktiven Elemente keineswegs fantastisch auftrumpfen.
Der Erzähler des Romans, dessen Biografie sich nur hauchdünn von der des Autors abhebt, wird als Schriftsteller eingeführt, der für sein durchtriebenes Spiel von Wahrheit und Erfindung berühmt ist. Gerade „deshalb glaubt man Ihnen oftmals nicht, wenn Sie die Wahrheit schreiben, und glaubt Ihnen, wenn Sie schummeln“.
Die das sagt, ist Anouk Perleman-Jacob, eine in Russland geborene, in Amerika weltberühmt gewordene und jetzt in Österreich lebende Architektin, die zu ihrem hundertsten Geburtstag den Schriftsteller aus Vorarlberg auserkoren hat, das zu erzählen, was nicht in ihren offiziellen Biografien steht. Und das sind viele Geschichten, die wahr sind, aber wirken, als wären sie erfunden, eben weil die Realität von Bürgerkrieg, revolutionärer Begeisterung, bürokratischem Exzess, von Hunger, Despotie, Gewalt selbst wie ein monströses Wahngebilde anmutet: „Und wenn es keiner glaubt, umso besser. Aber erzählt werden soll es.“ Denn das Erzählen ist ein rettender Akt. Davon ist Michael Köhlmeier überzeugt. Und darauf vertraut die Architektin, eine erfundene Figur, die in einzelnen biografischen Details an die legendäre österreichische Architektin Margarete Schütte-Lihotzky erinnert.
Der äußere Rahmen: Die Greisin, die schlecht hört und sieht, gerne Bier trinkt und raucht, bestellt den Autor in ihr Haus im Wiener Nobelbezirk Döbling und erzählt ihm im Laufe etlicher Tage bedrückende, todtraurige, hochkomische, skandalöse Geschichten aus ihrem Leben. Der Erzähler nimmt sie mit dem Handy auf und bezeichnet, was er später verfasst, als „Bericht“. Ein großer Teil des Romans besteht aus den mündlichen Erzählungen der Architektin, die der Verfasser des Berichts unter Anführungszeichen wiedergibt.
Das könnte schiefgehen, wenn Köhlmeier die direkte Rede der putzmunteren Greisin zu sehr auf rhetorische Originalität stilisierte, und könnte anstrengend sein, wenn er umgekehrt 200 Seiten lang agrammatisch dem Strom ihrer Assoziationen folgen würde. Vor beidem hat Köhlmeier sich klug gehütet und seiner Protagonistin eine dem Mündlichen angenäherte, doch kunstvolle Erzählsprache zugebilligt. Bisweilen unterbricht der Zuhörer die Architektin, bohrt nach, manchmal liefern sie sich amüsante Wortgefechte, in einigen Kapiteln wendet sich der Berichterstatter seinen Recherchen zu, die er zwischen den Sitzungen unternimmt.
So entsteht im dicht gewebten Geflecht von Fakten und Fiktionen das Panorama einer Revolution, deren Ideale von ihren autoritären Strategen verraten wurden, und die beklemmende Innensicht einer Gesellschaft, die unter der Herrschaft der Angst steht. Die Revolutionäre sehen sich von lauter Feinden und Verschwörern umstellt, die sie auch in den eigenen Reihen vermuten, und bald schon weiß auch in der Bevölkerung niemand mehr, ob er es mit einem Staatsfeind oder einem Spitzel zu tun hat.
„Die Paranoia erzeugt Paranoia“, und daher stellt Frau Perlman-Jacob einmal fest: „Sie können sich das nicht vorstellen, wie es ist, wenn alles, was geschieht, auf wenigstens zwei Arten gedeutet werden kann ... dass alles Inszenierung sein könnte. Aber wir wissen nicht zu welchem Zweck und welchem Ziel ...“ Reihenweise werden junge Dichter hingerichtet, begeisterte Bolschewiken zumeist, in deren avantgardistischen Gedichten die Geheimpolizei verschlüsselte konterrevolutionäre Botschaften vermutet.
Anouk ist 14, als sie mit ihren Eltern – der Vater Professor für Architektur, die Mutter Ornithologin, beide Bolschewiken – auf dem „Philosophenschiff“ landet. Dort wird sie als Einzige Lenin entdecken, erkennen und jede Nacht besuchen; die geheimen Treffen zwischen dem Mädchen und dem stammelnden, gelähmten Revolutionsführer, den Stalin am Ende ins Meer kippen wird, sind ein makabres erzählerisches Meisterstück.
In großem Bogen wird der weitere Lebenslauf der Architektin angedeutet, der sie von Berlin nach Paris, in die USA und nach Wien führt. Die Obsession der Herrschenden wie der Unterdrückten, dass alles in der Welt mit Verschwörungen zu tun hat und hinter jedem Zufall Berechnung und böse Absicht stehen, deutet Köhlmeier aus der geschilderten Zeit heraus; doch wie von selbst ergeben sich Bezüge zu unserer Gesellschaft mit ihrer Neigung zu Verschwörungsideologien. Und was die Heimatlosigkeit der russischen Exilanten betrifft, so sagt einer von ihnen wie für heute: „Wir kommen in ein Land, dessen Sprache wir nicht verstehen, wir treffen auf Menschen, die uns nicht haben wollen, die uns misstrauen, die uns die Schuld geben an allem, was in ihrem Leben nicht gut ist ...“
„Das Philosophenschiff“ ist ein spannender, kluger, mit großer formaler Könnerschaft erzählter Roman. Und Köhlmeier wäre nicht Köhlmeier, böte er nicht nebenhin eine Fülle merkwürdiger, mehrdeutiger Charaktere auf, die sich Autoren, die weniger freigebig im Umgang mit ihren Ideen und Figuren sind, für weitere Bücher aufgehoben hätten.
KARL-MARKUS GAUSS
Reihenweise werden
junge begeisterte
Bolschewiken hingerichtet
Ein kluger, mit großer
formaler Könnerschaft
erzählter Roman
Michael Köhlmeier, geboren 1949 in
Vorarlberg, wo er auch lebt.
Foto: Peter-Andreas
Hassiepen / Hanser
Glatt rasiert schlecht wiederzuerkennen: Wladimir Iljitsch Lenin, hier 1917, tritt bei Michael Köhlmeier als unbekannter Passagier eines „Philosphenschiffs“ auf. Foto: Dmitri Leshchenko / AP
Michael Köhlmeier:
Das Philosophenschiff.
Roman. Hanser Verlag,
München 2024,
221 Seiten, 24 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Penibel recherchiert und freigebig mit Fiktionen erzählt Michael Köhlmeier aus einer besonders paranoiden Phase der russischen Geschichte.
Es gab sie wirklich, die Philosophenschiffe. Als die Bolschewiken dazu übergegangen waren, nicht nur massenweise die besiegten Klassenfeinde zu liquidieren, sondern auch verdiente Mitkämpfer von gestern und potenzielle Gegner von morgen im Akkord zu erschießen, haben 1922 mindestens fünf solcher Schiffe Russland verlassen.
Ein Staat, über den die Paranoia der permanenten Verschwörung verhängt war, hat sich die paradoxe Großzügigkeit geleistet, einige Hundert privilegierte Verfolgte in die Freiheit zu deportieren. Auf den Schiffen, die in Odessa oder Sewastopol ablegten, wurden anerkannte Wissenschaftler, Künstler, Ärzte außer Landes verfrachtet. Das geschah auf Lenins Anordnung und wurde von Trotzki zum „humanitären Akt“ erklärt, welcher Menschen das Leben schenkte, die früher oder später zu Verrätern geworden wären und hingerichtet hätten werden müssen.
Michael Köhlmeier hat diesen Schiffen ein weiteres hinzugefügt, ein elegantes Dampfturbinenschiff, das 2000 Passagiere aufnehmen könnte, aber das in St. Petersburg nur ein Dutzend ratloser Menschen besteigt. Sie wissen weder, warum sie ausgewiesen, noch ob sie auf dem Weg ins verordnete Exil womöglich getötet werden. Der ihnen unbekannte Zweck der Reise besteht darin, dass auf hoher See im Finnischen Meerbusen ein weiterer Passagier zugeliefert wird; von mehreren Schlaganfällen schwer beeinträchtigt, einsam, unerkannt, befindet sich gegen seinen Willen auf einem eigenen Deck jener Mann, der dafür verantwortlich ist, dass die Revolution in einen Terror mündete, der unter Stalin, seinem gelehrigen Schüler und späteren Todfeind, Hunderttausenden das Leben kosten würde: Lenin.
Was immer Michael Köhlmeier aufgreift, es wird eine Erzählung daraus. Das Erzählen thematisiert er nebenhin mehrfach in dem für seine Verhältnisse schmalen Roman „Das Philosophenschiff“, der auf ein Gerüst penibel recherchierter Fakten allerlei Fiktionen setzt. Wobei anzufügen ist, dass die Realität selbst, von der das furiose Erzählwerk ausgeht, bizarre, geradezu unglaubwürdige Züge hat, während die meisten seiner fiktiven Elemente keineswegs fantastisch auftrumpfen.
Der Erzähler des Romans, dessen Biografie sich nur hauchdünn von der des Autors abhebt, wird als Schriftsteller eingeführt, der für sein durchtriebenes Spiel von Wahrheit und Erfindung berühmt ist. Gerade „deshalb glaubt man Ihnen oftmals nicht, wenn Sie die Wahrheit schreiben, und glaubt Ihnen, wenn Sie schummeln“.
Die das sagt, ist Anouk Perleman-Jacob, eine in Russland geborene, in Amerika weltberühmt gewordene und jetzt in Österreich lebende Architektin, die zu ihrem hundertsten Geburtstag den Schriftsteller aus Vorarlberg auserkoren hat, das zu erzählen, was nicht in ihren offiziellen Biografien steht. Und das sind viele Geschichten, die wahr sind, aber wirken, als wären sie erfunden, eben weil die Realität von Bürgerkrieg, revolutionärer Begeisterung, bürokratischem Exzess, von Hunger, Despotie, Gewalt selbst wie ein monströses Wahngebilde anmutet: „Und wenn es keiner glaubt, umso besser. Aber erzählt werden soll es.“ Denn das Erzählen ist ein rettender Akt. Davon ist Michael Köhlmeier überzeugt. Und darauf vertraut die Architektin, eine erfundene Figur, die in einzelnen biografischen Details an die legendäre österreichische Architektin Margarete Schütte-Lihotzky erinnert.
Der äußere Rahmen: Die Greisin, die schlecht hört und sieht, gerne Bier trinkt und raucht, bestellt den Autor in ihr Haus im Wiener Nobelbezirk Döbling und erzählt ihm im Laufe etlicher Tage bedrückende, todtraurige, hochkomische, skandalöse Geschichten aus ihrem Leben. Der Erzähler nimmt sie mit dem Handy auf und bezeichnet, was er später verfasst, als „Bericht“. Ein großer Teil des Romans besteht aus den mündlichen Erzählungen der Architektin, die der Verfasser des Berichts unter Anführungszeichen wiedergibt.
Das könnte schiefgehen, wenn Köhlmeier die direkte Rede der putzmunteren Greisin zu sehr auf rhetorische Originalität stilisierte, und könnte anstrengend sein, wenn er umgekehrt 200 Seiten lang agrammatisch dem Strom ihrer Assoziationen folgen würde. Vor beidem hat Köhlmeier sich klug gehütet und seiner Protagonistin eine dem Mündlichen angenäherte, doch kunstvolle Erzählsprache zugebilligt. Bisweilen unterbricht der Zuhörer die Architektin, bohrt nach, manchmal liefern sie sich amüsante Wortgefechte, in einigen Kapiteln wendet sich der Berichterstatter seinen Recherchen zu, die er zwischen den Sitzungen unternimmt.
So entsteht im dicht gewebten Geflecht von Fakten und Fiktionen das Panorama einer Revolution, deren Ideale von ihren autoritären Strategen verraten wurden, und die beklemmende Innensicht einer Gesellschaft, die unter der Herrschaft der Angst steht. Die Revolutionäre sehen sich von lauter Feinden und Verschwörern umstellt, die sie auch in den eigenen Reihen vermuten, und bald schon weiß auch in der Bevölkerung niemand mehr, ob er es mit einem Staatsfeind oder einem Spitzel zu tun hat.
„Die Paranoia erzeugt Paranoia“, und daher stellt Frau Perlman-Jacob einmal fest: „Sie können sich das nicht vorstellen, wie es ist, wenn alles, was geschieht, auf wenigstens zwei Arten gedeutet werden kann ... dass alles Inszenierung sein könnte. Aber wir wissen nicht zu welchem Zweck und welchem Ziel ...“ Reihenweise werden junge Dichter hingerichtet, begeisterte Bolschewiken zumeist, in deren avantgardistischen Gedichten die Geheimpolizei verschlüsselte konterrevolutionäre Botschaften vermutet.
Anouk ist 14, als sie mit ihren Eltern – der Vater Professor für Architektur, die Mutter Ornithologin, beide Bolschewiken – auf dem „Philosophenschiff“ landet. Dort wird sie als Einzige Lenin entdecken, erkennen und jede Nacht besuchen; die geheimen Treffen zwischen dem Mädchen und dem stammelnden, gelähmten Revolutionsführer, den Stalin am Ende ins Meer kippen wird, sind ein makabres erzählerisches Meisterstück.
In großem Bogen wird der weitere Lebenslauf der Architektin angedeutet, der sie von Berlin nach Paris, in die USA und nach Wien führt. Die Obsession der Herrschenden wie der Unterdrückten, dass alles in der Welt mit Verschwörungen zu tun hat und hinter jedem Zufall Berechnung und böse Absicht stehen, deutet Köhlmeier aus der geschilderten Zeit heraus; doch wie von selbst ergeben sich Bezüge zu unserer Gesellschaft mit ihrer Neigung zu Verschwörungsideologien. Und was die Heimatlosigkeit der russischen Exilanten betrifft, so sagt einer von ihnen wie für heute: „Wir kommen in ein Land, dessen Sprache wir nicht verstehen, wir treffen auf Menschen, die uns nicht haben wollen, die uns misstrauen, die uns die Schuld geben an allem, was in ihrem Leben nicht gut ist ...“
„Das Philosophenschiff“ ist ein spannender, kluger, mit großer formaler Könnerschaft erzählter Roman. Und Köhlmeier wäre nicht Köhlmeier, böte er nicht nebenhin eine Fülle merkwürdiger, mehrdeutiger Charaktere auf, die sich Autoren, die weniger freigebig im Umgang mit ihren Ideen und Figuren sind, für weitere Bücher aufgehoben hätten.
KARL-MARKUS GAUSS
Reihenweise werden
junge begeisterte
Bolschewiken hingerichtet
Ein kluger, mit großer
formaler Könnerschaft
erzählter Roman
Michael Köhlmeier, geboren 1949 in
Vorarlberg, wo er auch lebt.
Foto: Peter-Andreas
Hassiepen / Hanser
Glatt rasiert schlecht wiederzuerkennen: Wladimir Iljitsch Lenin, hier 1917, tritt bei Michael Köhlmeier als unbekannter Passagier eines „Philosphenschiffs“ auf. Foto: Dmitri Leshchenko / AP
Michael Köhlmeier:
Das Philosophenschiff.
Roman. Hanser Verlag,
München 2024,
221 Seiten, 24 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.03.2024Unerwünscht in Sowjetrussland
Historisch inakkurat, aber gut erfunden: Michael Köhlmeier lässt seine vertriebene Heldin im Roman "Das Philosophenschiff" auf Lenin treffen. Der aber gar nicht an Bord gewesen ist.
Er hat es wieder einmal geschafft: Michael Köhlmeiers kürzlich erschienener Roman "Das Philosophenschiff" hat zuverlässig die Bestsellerlisten erstürmt. Damit schließt Köhlmeier direkt an seinen Erfolgstitel "Frankie" aus dem letzten Jahr an. Wenn man ihn danach fragt, wie er es schafft, ein so ungemein produktiver und zugleich erfolgreicher Autor zu sein, verweist er galant auf seine Figuren: Es seien nicht die Ideen, die aus ihm heraussprudeln, sondern vielmehr die Figuren, die "kommen oder nicht kommen. Wenn sie kommen, bringen sie eine Geschichte mit, die erzählen sie mir, und ich schreibe mit." So jedenfalls beschreibt Köhlmeier es im verlagseigenen Interview zu "Frankie".
In exakt diesen Worten resümiert sich zugleich der Aufbau des neuen Romans: Die Hauptfigur, die gefeierte Architektin Anouk Perleman-Jacob, kommt auf den Erzähler zu und bittet ihn, einen Teil ihrer Lebensgeschichte zu erzählen. Diese erzählerische Rahmung ist jedoch nicht nur zu Beginn und Ende des Romans präsent, vielmehr werden fast alle Kapitel von ihr ein- und ausgeleitet und stellen die einzelnen Sitzungen dar, in denen sich der Erzähler und die Architektin unterhalten. Die Gesprächsdynamik der beiden Figuren ist geprägt von Misstrauen und Sympathie zugleich, was sich schon daran ablesen lässt, wie der Erzähler auf das Angebot von Perleman-Jacob reagiert: Zwar teilt er wohl nicht die Empörung seiner Frau ("Alter schütze offenbar nicht vor unzumutbarem Verhalten"), möchte aber eigentlich nicht auf das Angebot eingehen. "Aber am nächsten Tag drückte ich wieder auf den Klingelknopf an der Haustür der Villa in Hietzing. In meiner Tasche hatte ich eine Schachtel Marlboro und mein Handy als Aufnahmegerät." Die Gespräche zwischen den beiden sind gespickt mit kleinen Sticheleien und Schlagabtauschen, aber auch freundschaftlichen Annäherungsversuchen. Man merkt, dass Köhlmeiers Erzählen wie gewohnt einen Fokus auf die Figuren und die Beziehung zwischen ihnen legt.
Daneben bleibt aber auch genug Raum für die Geschichte, die Perleman-Jacob erzählen will beziehungsweise von der sie möchte, dass diese literarisiert wird. Denn das Spiel mit der Fiktion thematisieren die Figuren selbst direkt zu Beginn des Romans: "Was niemand weiß, das sollen Sie schreiben, ein Schriftsteller, dem man nicht glaubt, was er schreibt. Gesagt werden soll es. Und wenn es keiner glaubt, umso besser. Aber erzählt werden soll es." Und das, was sie unbedingt erzählt wissen will, ist die Geschichte der Ausweisung ihrer Familie aus Russland auf einem der sogenannten Philosophenschiffe. Perleman-Jacob erzählt von diesem Ereignis aus dem Jahr 1922, von dem Leben mit ihren Eltern in Sankt Petersburg, dem Verhör durch die Geheimpolizei Tscheka und schließlich der Deportation: Mit nur dem nötigsten Gepäck wurden sie auf ein Dampfturbinenschiff gebracht und exiliert. Die anderen Passagiere: ein Dutzend älterer Ehepaare oder Geschwister, allesamt Intellektuelle, die in den Augen der Bolschewiki eine Gefahr darstellten.
Von dieser ungewöhnlichen Überfahrt erzählt die Architektin nun 86 Jahre später, wobei ihr besonders ein Passagier in Erinnerung geblieben ist: Die Rede ist von Lenin, den sie während ihrer nächtlichen Streifzüge auf dem Oberdeck trifft. Neben den philosophisch-anmutenden Gesprächen zwischen der jugendlichen Anouk und dem Revolutionär, der Millionen Tote in Kauf genommen hat, ist es jedoch hauptsächlich eine andere Frage, die für Spannung sorgt: Warum wurden Perleman-Jacob und ihre Eltern aus Russland ausgewiesen? Den anfänglich sehr vagen Erklärungen einer ungünstigen und eigentlich nur losen Freundschaft mit dem Dichter Nikolai Gumiljow und dem Politiker Boris Sawinkow misstraut der Erzähler, weswegen er parallel zu den Gesprächen mit der Architektin auf eigene Faust recherchiert. Im Laufe des Romans stellt sich heraus, dass sein Misstrauen gerechtfertigt ist und die Gesprächspartnerin ihm etwas vorenthält.
Dieser Spannungsbogen ist durchaus gelungen, wird aber leider teilweise davon unterbrochen, dass Perleman-Jacob in assoziativ-ausufernder Manier erzählt. Vermutlich soll dadurch die Mündlichkeit ihres Berichts unterstrichen und auch schlicht ihr Alter authentisch dargestellt werden, dennoch hätte dafür auch ein etwas weniger anekdotischer Stil ausgereicht.
Doch trotzdem muss man Köhlmeier zugutehalten, dass Rahmen- und Binnenerzählung auf sehr geschickte Weise miteinander verwoben sind und auch die Fiktionalisierung von historischen Gegebenheiten gekonnt ist: Die Philosophenschiffe gab es wirklich, Lenin war jedoch nie Passagier auf einem. Anouk Perleman-Jacob ist ein fiktiver Name, aber Karl-Markus Gauß erwähnt in seiner Rezension des Romans in der "Süddeutschen Zeitung", dass biographische Details auf die Architektin Margarete Schütte-Lihotzky verweisen. Der Erzähler trägt zudem den Namen Michael, weswegen auch die Autofiktion-Sirenen schon angesprungen sind. Die Mischung aus klassischem Erzählen in der Kombination mit dem guten alten (Auto-)Fiktionsspiel sorgt bei Kritikern wie Publikum zielsicher für Begeisterung. Hier fällt das Urteil zwar etwas weniger überschwänglich aus, aber dennoch: Michael Köhlmeier hat mit "Das Philosophenschiff" einen (weiteren) lesenswerten Roman vorgelegt. EMILIA KRÖGER
Michael Köhlmeier: "Das Philosophenschiff". Roman.
Carl Hanser Verlag,
München 2024.
224 S., geb., 24,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Historisch inakkurat, aber gut erfunden: Michael Köhlmeier lässt seine vertriebene Heldin im Roman "Das Philosophenschiff" auf Lenin treffen. Der aber gar nicht an Bord gewesen ist.
Er hat es wieder einmal geschafft: Michael Köhlmeiers kürzlich erschienener Roman "Das Philosophenschiff" hat zuverlässig die Bestsellerlisten erstürmt. Damit schließt Köhlmeier direkt an seinen Erfolgstitel "Frankie" aus dem letzten Jahr an. Wenn man ihn danach fragt, wie er es schafft, ein so ungemein produktiver und zugleich erfolgreicher Autor zu sein, verweist er galant auf seine Figuren: Es seien nicht die Ideen, die aus ihm heraussprudeln, sondern vielmehr die Figuren, die "kommen oder nicht kommen. Wenn sie kommen, bringen sie eine Geschichte mit, die erzählen sie mir, und ich schreibe mit." So jedenfalls beschreibt Köhlmeier es im verlagseigenen Interview zu "Frankie".
In exakt diesen Worten resümiert sich zugleich der Aufbau des neuen Romans: Die Hauptfigur, die gefeierte Architektin Anouk Perleman-Jacob, kommt auf den Erzähler zu und bittet ihn, einen Teil ihrer Lebensgeschichte zu erzählen. Diese erzählerische Rahmung ist jedoch nicht nur zu Beginn und Ende des Romans präsent, vielmehr werden fast alle Kapitel von ihr ein- und ausgeleitet und stellen die einzelnen Sitzungen dar, in denen sich der Erzähler und die Architektin unterhalten. Die Gesprächsdynamik der beiden Figuren ist geprägt von Misstrauen und Sympathie zugleich, was sich schon daran ablesen lässt, wie der Erzähler auf das Angebot von Perleman-Jacob reagiert: Zwar teilt er wohl nicht die Empörung seiner Frau ("Alter schütze offenbar nicht vor unzumutbarem Verhalten"), möchte aber eigentlich nicht auf das Angebot eingehen. "Aber am nächsten Tag drückte ich wieder auf den Klingelknopf an der Haustür der Villa in Hietzing. In meiner Tasche hatte ich eine Schachtel Marlboro und mein Handy als Aufnahmegerät." Die Gespräche zwischen den beiden sind gespickt mit kleinen Sticheleien und Schlagabtauschen, aber auch freundschaftlichen Annäherungsversuchen. Man merkt, dass Köhlmeiers Erzählen wie gewohnt einen Fokus auf die Figuren und die Beziehung zwischen ihnen legt.
Daneben bleibt aber auch genug Raum für die Geschichte, die Perleman-Jacob erzählen will beziehungsweise von der sie möchte, dass diese literarisiert wird. Denn das Spiel mit der Fiktion thematisieren die Figuren selbst direkt zu Beginn des Romans: "Was niemand weiß, das sollen Sie schreiben, ein Schriftsteller, dem man nicht glaubt, was er schreibt. Gesagt werden soll es. Und wenn es keiner glaubt, umso besser. Aber erzählt werden soll es." Und das, was sie unbedingt erzählt wissen will, ist die Geschichte der Ausweisung ihrer Familie aus Russland auf einem der sogenannten Philosophenschiffe. Perleman-Jacob erzählt von diesem Ereignis aus dem Jahr 1922, von dem Leben mit ihren Eltern in Sankt Petersburg, dem Verhör durch die Geheimpolizei Tscheka und schließlich der Deportation: Mit nur dem nötigsten Gepäck wurden sie auf ein Dampfturbinenschiff gebracht und exiliert. Die anderen Passagiere: ein Dutzend älterer Ehepaare oder Geschwister, allesamt Intellektuelle, die in den Augen der Bolschewiki eine Gefahr darstellten.
Von dieser ungewöhnlichen Überfahrt erzählt die Architektin nun 86 Jahre später, wobei ihr besonders ein Passagier in Erinnerung geblieben ist: Die Rede ist von Lenin, den sie während ihrer nächtlichen Streifzüge auf dem Oberdeck trifft. Neben den philosophisch-anmutenden Gesprächen zwischen der jugendlichen Anouk und dem Revolutionär, der Millionen Tote in Kauf genommen hat, ist es jedoch hauptsächlich eine andere Frage, die für Spannung sorgt: Warum wurden Perleman-Jacob und ihre Eltern aus Russland ausgewiesen? Den anfänglich sehr vagen Erklärungen einer ungünstigen und eigentlich nur losen Freundschaft mit dem Dichter Nikolai Gumiljow und dem Politiker Boris Sawinkow misstraut der Erzähler, weswegen er parallel zu den Gesprächen mit der Architektin auf eigene Faust recherchiert. Im Laufe des Romans stellt sich heraus, dass sein Misstrauen gerechtfertigt ist und die Gesprächspartnerin ihm etwas vorenthält.
Dieser Spannungsbogen ist durchaus gelungen, wird aber leider teilweise davon unterbrochen, dass Perleman-Jacob in assoziativ-ausufernder Manier erzählt. Vermutlich soll dadurch die Mündlichkeit ihres Berichts unterstrichen und auch schlicht ihr Alter authentisch dargestellt werden, dennoch hätte dafür auch ein etwas weniger anekdotischer Stil ausgereicht.
Doch trotzdem muss man Köhlmeier zugutehalten, dass Rahmen- und Binnenerzählung auf sehr geschickte Weise miteinander verwoben sind und auch die Fiktionalisierung von historischen Gegebenheiten gekonnt ist: Die Philosophenschiffe gab es wirklich, Lenin war jedoch nie Passagier auf einem. Anouk Perleman-Jacob ist ein fiktiver Name, aber Karl-Markus Gauß erwähnt in seiner Rezension des Romans in der "Süddeutschen Zeitung", dass biographische Details auf die Architektin Margarete Schütte-Lihotzky verweisen. Der Erzähler trägt zudem den Namen Michael, weswegen auch die Autofiktion-Sirenen schon angesprungen sind. Die Mischung aus klassischem Erzählen in der Kombination mit dem guten alten (Auto-)Fiktionsspiel sorgt bei Kritikern wie Publikum zielsicher für Begeisterung. Hier fällt das Urteil zwar etwas weniger überschwänglich aus, aber dennoch: Michael Köhlmeier hat mit "Das Philosophenschiff" einen (weiteren) lesenswerten Roman vorgelegt. EMILIA KRÖGER
Michael Köhlmeier: "Das Philosophenschiff". Roman.
Carl Hanser Verlag,
München 2024.
224 S., geb., 24,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Michael Köhlmeier gelingt mit dieser cleveren und gewitzt erzählten Geschichte eine Parabel auf den linken politischen Terror... Der Roman ist ein Meisterwerk der Erzählkunst, in dem Realität und Fiktion auf gekonnte Weise miteinander verwoben werden - spannend, tiefgründig und humorvoll zugleich. Und wie gesagt: brandaktuell." Michael Luisier, SRF2 Kultur, 25.02.24
"Eine berührende, politisch hellsichtige Parabel auf die Politik des Terrors ... Präzise sind die Dialoge, verspielt die längeren Prosapassagen. Köhlmeier beweist auch mit diesem Buch seine literarische Könnerschaft." Carsten Otte, SWR2 lesenswert, 28.01.24
"Ein spannender, kluger, mit großer formaler Könnerschaft erzählter Roman." Karl-Markus Gauß, Süddeutsche Zeitung, 07.02.24
"Eine eindringliche, leicht und zugleich zweifelnd erzählte Geschichte vom Scheitern großer Ideen im 20. Jahrhundert ... Ein sehr kluger und dabei wahnsinnig leicht und angenehm und wie ein Parlando zu lesender Roman, über den man lange nachdenkt." Verena Auffermann, Deutschlandfunk Kultur, 31.01.24
"Ein poetisches Buch der Unruhe. Hinter diesem wunderbaren Roman steht die Frage nach den Grundstrukturen des Terrors." Judith Kuckart, Neue Züricher Zeitung, 30.06.24
"Ein klassisch-köhlmeiersches Spiel zwischen Fakt und Fiktion." Alice Pfitzner, ORF ZiB, 29.01.24
"Ein mutiger Blick auf die ewig korrumpierende Macht, die selbst dann gefährlich wird, wenn sie das Gute will." Maximilian Sippenauer, Titel, Thesen, Temperamente, 21.01.24
"Ein Schelmenstück des Vorarlbergers, das nicht nur dem Gründer der Sowjetunion voller Hintersinn 'huldigt' ... Mit all ihren kunstvollen erzählerischen Flauten ist Michael Köhlmeiers nasse Klassenfahrt ein langes, eindringliches Gedankenspiel. Kann sein, dass das Lenin-Jubiläum sich von diesem wunderbar boshaften Anschlag nicht mehr erholen wird. Kein Klassenkampf, sondern famose Spiegelfechterei." Ronald Pohl, Der Standard, 29.01.24
"Eine berührende, politisch hellsichtige Parabel auf die Politik des Terrors ... Präzise sind die Dialoge, verspielt die längeren Prosapassagen. Köhlmeier beweist auch mit diesem Buch seine literarische Könnerschaft." Carsten Otte, SWR2 lesenswert, 28.01.24
"Ein spannender, kluger, mit großer formaler Könnerschaft erzählter Roman." Karl-Markus Gauß, Süddeutsche Zeitung, 07.02.24
"Eine eindringliche, leicht und zugleich zweifelnd erzählte Geschichte vom Scheitern großer Ideen im 20. Jahrhundert ... Ein sehr kluger und dabei wahnsinnig leicht und angenehm und wie ein Parlando zu lesender Roman, über den man lange nachdenkt." Verena Auffermann, Deutschlandfunk Kultur, 31.01.24
"Ein poetisches Buch der Unruhe. Hinter diesem wunderbaren Roman steht die Frage nach den Grundstrukturen des Terrors." Judith Kuckart, Neue Züricher Zeitung, 30.06.24
"Ein klassisch-köhlmeiersches Spiel zwischen Fakt und Fiktion." Alice Pfitzner, ORF ZiB, 29.01.24
"Ein mutiger Blick auf die ewig korrumpierende Macht, die selbst dann gefährlich wird, wenn sie das Gute will." Maximilian Sippenauer, Titel, Thesen, Temperamente, 21.01.24
"Ein Schelmenstück des Vorarlbergers, das nicht nur dem Gründer der Sowjetunion voller Hintersinn 'huldigt' ... Mit all ihren kunstvollen erzählerischen Flauten ist Michael Köhlmeiers nasse Klassenfahrt ein langes, eindringliches Gedankenspiel. Kann sein, dass das Lenin-Jubiläum sich von diesem wunderbar boshaften Anschlag nicht mehr erholen wird. Kein Klassenkampf, sondern famose Spiegelfechterei." Ronald Pohl, Der Standard, 29.01.24