Das Pikardische repräsentiert eine Variante des Französischen, das nicht immer über die selben linguistischen Eigenschaften und die gleiche politische Stellung verfügte: Von der politisch anerkannten Amtssprache im Mittelalter, über eine seit 1999 eingetragene Minderheitensprache, bis hin zum soziopolitisch abgewerteten patois und letztlich zur linguistischen Klassifizierung als Variante des Französischen. Gesprochen in den nordfranzösischen Regionen Nord-Pas-de-Calais und Picardie, als auch in der belgischen Provinz Hainhaut, stellt das Pikardische eine grenzüberschreitende Sprache dar, die deswegen auch mit anderen Sprachen wie der franz. Norm und dem Flämischen in direkter Wechselwirkung steht. Die aktuelle Sprachsituation des Pikardischen erweist sich trotz guter nationaler Medienpräsenz als überaus schwach. Auch die mangelnde politische finanzielle Förderung und Anerkennung spielt hier eine wesentliche Rolle. Die künftige Entwicklung des Pikardischen ist demnach nicht nur von der regionalen Verschmelzung (2016) und der Kreierung einer gemeinsamen sprachlichen Identität abhängig, sondern vor allem von den politischen Entwicklungen und der damit verbundenen Sprachpolitik.