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Berichte aus dem Absurditätenkabinett
In der DDR waren alle gleich, doch manche waren gleicher. Mineralwasser aus dem Westen, Stachelbeeren im Winter - kaum ein Wunsch der Nomenklatura um Ulbricht und Honecker war ausgefallen genug, um nicht erfüllt zu werden. Die Chauffeure, Gärtner, Köche und Bodyguards von Wandlitz berichten hier erstmals über die ebenso privaten wie absurden Seiten des Lebens im inneren Zirkel der Macht.
Mineralwasser aus dem Westen, Stachelbeeren im Winter - kaum ein Wunsch der DDR-Nomenklatura war ausgefallen genug, um nicht erfüllt zu werden. Die Gärtner, Köche,
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Produktbeschreibung
Berichte aus dem Absurditätenkabinett

In der DDR waren alle gleich, doch manche waren gleicher. Mineralwasser aus dem Westen, Stachelbeeren im Winter - kaum ein Wunsch der Nomenklatura um Ulbricht und Honecker war ausgefallen genug, um nicht erfüllt zu werden. Die Chauffeure, Gärtner, Köche und Bodyguards von Wandlitz berichten hier erstmals über die ebenso privaten wie absurden Seiten des Lebens im inneren Zirkel der Macht.
Mineralwasser aus dem Westen, Stachelbeeren im Winter - kaum ein Wunsch der DDR-Nomenklatura war ausgefallen genug, um nicht erfüllt zu werden. Die Gärtner, Köche, Chauffeure und Bodyguards berichten erstmals über die ganz privaten Seiten von Wandlitz. Eine Geschichte des Politbüros von unten, die die ganze Absurdität des Alltags im Zirkel der Macht offenbart.

In der DDR waren alle gleich, doch manche waren gleicher. Wie wenig der Alltag der Politoberen dem der Arbeiter und Bauern glich, berichten erstmals die Angestellten von Wandlitz. Sie erzählen von Absurditäten wie der Eislaufbahn, die sich Lotte und Walter Ulbricht jeden Winter vor ihrem Haus anlegen ließen, oder wie Willi Stoph seine Personenschützer zur Apfelernte abkommandierte. Ihre Erinnerungen vermitteln eine Geschichte des Politbüros "von unten". Sie dokumentieren den spießigen Pomp der DDR-Repräsentanten, wie etwa eines Günter Mittag, der selbst sein Mineralwasser aus dem Westen orderte und seinen Ranch Rover strecken ließ, um seine Beinprothesen bequem unterbringen zu können. Sie zeigen aber auch die Schattenseiten des Lebens im "inner circle": die Isolation und Einsamkeit der Bewohner von Wandlitz, wo gegenseitige Besuche verpönt waren und die Politikergattinnen sich ihre Zeit allenfalls mit "Soli-Basaren" vertreiben konnten. - Ein authentischer Bericht aus dem Absurditätenkabinett, ergänzt um eine ausführliche Chronik des Politbüros sowie Kurzbiographien seiner Mitglieder.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.02.2006

Walters Schaufler
DDR-Domestiken in Wandlitz

Noch vor dem Bau der Berliner Mauer hatte sich die Führung der SED selbst eingemauert, in Wandlitz nördlich von Berlin. Auch die "Waldsiedlung" wurde mit einer unüberwindbaren Mauer umgeben. 23 Häuser gab es dort. Wer SED-Politbüromitglied wurde, bekam eines. Wer abgesetzt wurde, mußte ausziehen. Ein Dutzend Jahre nach Auflösung der Siedlung - heute gibt es dort eine Rehabilitationsklinik - haben die Angestellten über ihre Zeit damals erzählt. Daraus wurden eine Filmdokumentation für den MDR und ein Buch. Die Haushälterin, der Personenschützer, der Lokführer des Regierungszuges, der Jäger, der Gärtner kommen zu Wort. Sie alle waren zwar Angestellte der Staatssicherheit und brachten es mitunter zu einem Offiziersrang. Alltag und Bezahlung unterschieden sich aber kaum vom in der DDR Üblichen. Ihre Schilderungen zeigen ein kleinbürgerliches Leben der Funktionäre, wie es auch in vielen westdeutschen Reihenhäusern zu beobachten wäre. Schlimm daran war nur, daß das Leben der Politbüromitglieder in einem so völligen Gegensatz zum Leben der DDR-Bürger im harten Alltag einer Mangelgesellschaft stand. Darüber mag sich heute keiner mehr aufregen. So wird die Sicht derer "von unten" auf "die oben" zu einem vergnüglichen Unterhaltungsroman voller hübscher Anekdoten, feiner Beobachtungen und herrlicher Absurditäten.

Manches ist auch einfach köstlich erzählt. Wenn etwa der Jäger aus dem privaten Leben des Politbüros in der Sprache der Jäger plaudert: "In Wucker gingen wir, den Schirm als Deckung benutzend, einen äsenden Schaufler an. Ulbricht legte an, und ich mußte das Gewehr und den Schützen selbst in der Schießhaltung korrigieren. Im Schuß ging der Schaufler, ohne groß zu zeichnen, nach rückwärts ab. Ulbricht erkundigte sich, ob das Tier tot sei. Ich antwortete: ,Noch nicht.'" Auch heute noch sprechen die ehemaligen Angestellten von den "führenden Repräsentanten", wie es zur DDR-Zeit offiziell üblich war. Aber dann erfährt man auch, daß Lotte Ulbricht "Tante Lotte" genannt wurde, Frau Mielke "Trudchen" war, der allen verhaßte Willi Stoph "Papa" und seine Frau "Mama". Und wie sieht das Dienstpersonal heute seine Arbeit von damals? "Wenn heute darüber geredet wird, daß wir zahlreiche Privilegien genossen hätten, kann ich darauf nur erwidern: Mein einziges Privileg war, für die Funktionäre ohne Unterlaß dazusein. Privatleben gab es nicht."

FRANK PERGANDE

Thomas Grimm: Das Politbüro privat. Ulbricht, Honecker, Mielke & Co. aus der Sicht ihrer Angestellten. Aufbau Taschenbuchverlag, Berlin 2005. 262 S., 8,95 [Euro].

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"Man schmökert sich fest in diesen Auskünften. Kichernd genießt der Leser die DDR-Gewaltigen als Personal einer Dorfgeschichte." (Die Zeit)