Das postmoderne Wissen - erstmals 1982 in einer Zeitschrift erschienen - ist ein Schlüsseltext der Postmoderne. Lyotard hat darin den philosophischen Gehalt dieses Begriffs definiert und grundlegend geprägt. Ausgehend von Wittgensteins Theorie der Sprachspiele entwickelt Jean-François Lyotard Ansätze zu einem völlig neuen, philosophischen Begriff der Postmoderne. Mit seiner Verwendung in der Architektur hat Lyotards philosophischer Postmoderne-Begriff nur noch den Namen gemein. Lyotard versucht vielmehr, den zum Ende des 20. Jahrhunderts einsetzenden fundamentalen Umbruch der Ge-sellschaftstechnologien zu erfassen. Er diagnostiziert das Ende der "großen Erzählungen" von Freiheit und Aufklärung, erschüttert den eingefahrenen Glauben an Konsens und Wissenschaft als interesse-freien Raum und führt konsequent die Aporien des "Projekts Aufklärung" vor. Das Werk Jean-François Lyotards bestimmt noch immer eine der wichtigsten philosophischen Diskussionen um Ethik und Handlungsfähigkeit im neuen Jahrtausend.
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Perlentaucher-Notiz zur WELT-Rezension
Rezensent Wolf Lepenies liest Jean-Francois Lyotard neu. Staunend über die Vorrausahnungen des Autors in Sachen Ende des Wissens, staunend auch über die Indienstnahme postmodernen Vokabulars in der Identitätspolitik liest Lepenies die "positive Bilanz" des postmodernen Wissens, die der Autor in seinem vor 50 Jahren erschienenen Buch zieht. Originell ist Lyotard für den Rezensenten weiterhin, wenn er den Dissens preist und die Sensibilität für Unterschiede, die uns die Postmoderne beschert hat. Ein Manifest, das weder mit Pathos spart noch mit Skepsis, so Lepenies angetan.
© Perlentaucher Medien GmbH
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