Eine desillusionierende Studie
Clément Rosset ist ein französischer Autor, der bereits in jungen Jahren einen Lehrauftrag für Philosophie inne hatte. Er lehrte bis zu seinem Ruhestand Philosophie an der Universität Nizza. In seinem Buch beschreibt er das „Prinzip der hinreichenden Wirklichkeit“
und das „Prinzip der Ungewissheit“. Im Anhang des Buches befinden sich erläuternde Texte, die seine…mehrEine desillusionierende Studie
Clément Rosset ist ein französischer Autor, der bereits in jungen Jahren einen Lehrauftrag für Philosophie inne hatte. Er lehrte bis zu seinem Ruhestand Philosophie an der Universität Nizza. In seinem Buch beschreibt er das „Prinzip der hinreichenden Wirklichkeit“ und das „Prinzip der Ungewissheit“. Im Anhang des Buches befinden sich erläuternde Texte, die seine Thesen untermauern.
Seit Platon ist eine allgemeine Theorie des Realen nur unter der Voraussetzung zu erreichen, den Gegenstand der Theorie aufzulösen. Eine Einzelerscheinung wird für real angesehen, aber die Gesamtheit der Einzelerscheinungen erscheint als ungewiss. Auch gilt, dass die Wirklichkeit niemals den Schlüssel zu ihrem eigenen Verständnis liefern kann. Der philosophische Streit um das Reale hat laut Rosset seinen Ursprung in der Tatsache, dass sie grausam ist. Er versteht unter Grausamkeit des Realen die „einzigartige und infolgedessen unabänderliche und unwiderrufliche Eigenart der Wirklichkeit, - eine Eigenart, die es unmöglich macht, sie von sich fernzuhalten und ihre Härte durch die Einbeziehung irgendeiner ihr äußerlichen Instanz abzuschwächen“.
Große Denker sind hinsichtlich des Wertes der von ihnen aufgestellten Wahrheiten immer äußerst zurückhaltend; sie sind sich der Ungewissheit bewusst. Ungewissheit bezeichnet Rosset als grausam, weil sie das Sicherheitsbedürfnis der Menschen unterwandert. Hoimar von Ditfurth verzweifelte in seinem letzten Interview, abgedruckt in „Das Gespräch“, an der Ungewissheit hinsichtlich der Grundlage unserer Existenz. Archimedes wollte einst die Welt aus den Angeln heben, wenn er einen festen Punkt hätte.
Es handelt sich nicht um ein Lesebuch für zwischendurch, sondern um schwere Lektüre, auch wenn das handliche Format, die große Schrift und der Umfang von nur 124 Seiten anderes vermuten lassen. Ich vermisse eine übersichtliche Strukturierung und eine Zusammenfassung der wesentlichen Thesen. Es ist kein Buch für eine breite Leserschaft, sondern eine tiefsinnige Studie für an philosophischen Fragen Interessierte. So wie der Titel bereits andeutet, handelt es sich um ein desillusionierendes Werk. Rossets Stil ist gewöhnungsbedürftig.