Die EU-Kommission als "Hüterin der Verträge" arbeitet wie eine "epistemische Gemeinschaft" mit einem intern kollektiv geteilten "Weltbild". Dieser Programmcode sieht eine "kommissarische" Implementierung der Binnenmarktlogik vor. Das "Sozialmodell" richtet sich nach dieser Binnenmarkt-Logik und bezeichnet einen Gewährleistungsstaat, der die öffentliche Daseinsvorsorge als "Pflichtenheftmanager" im Rahmen eines öffentlichen Kontraktmanagements (Ausschreibungswettbewerb etc.) vorsieht. Die Studie analysiert diese Markt-Designer-Ingenieurs-Mentalität kritisch im Rahmen einer…mehr
Die EU-Kommission als "Hüterin der Verträge" arbeitet wie eine "epistemische Gemeinschaft" mit einem intern kollektiv geteilten "Weltbild". Dieser Programmcode sieht eine "kommissarische" Implementierung der Binnenmarktlogik vor. Das "Sozialmodell" richtet sich nach dieser Binnenmarkt-Logik und bezeichnet einen Gewährleistungsstaat, der die öffentliche Daseinsvorsorge als "Pflichtenheftmanager" im Rahmen eines öffentlichen Kontraktmanagements (Ausschreibungswettbewerb etc.) vorsieht. Die Studie analysiert diese Markt-Designer-Ingenieurs-Mentalität kritisch im Rahmen einer religionsphänomenologischen Sprache: Es geht um Markt-Schöpfung in einem missionarischen Eifer, der in der binären Logik einer "Reinheitskultur" des Marktes gegenüber der sündigen Profanität des Politischen denkt. Die Studie konstruiert somit ein spezifisches Bild vom Binnenmarkt-Projekt der EU und stellt damit zugleich eine spezifische kulturwissenschaftliche Analyseart vor.
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Schriften zum Genossenschaftswesen und zur Öffentlichen Wirtschaft 42
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Autorenporträt
Frank Schulz-Nieswandt, Sozialwissenschaftler; Univ.-Professur für Sozialpolitik, Methoden der qualitativen Sozialforschung und Genossenschaftswesen im Institut für Soziologie und Sozialpsychologie (ISS) an der Universität zu Köln, dort: Studiendekan; Honorarprofessur für Sozialökonomie der Pflege an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar, derzeit Vorstandsvorsitzender des Kuratorium Deutsche Altershilfe. Er ist Ehrenvorsitzender der Gesellschaft für Sozialen Fortschritt, federführender Herausgeber der »Zeitschrift für öffentliche und gemeinwirtschaftliche Unternehmen«. Forschungsschwerpunkte: Ontologie und Anthropologie der Sozialpolitik und der genossenschaftlichen Form, Gemeinwirtschaftslehre, Altern/Gesundheit/Pflege.
Inhaltsangabe
Einleitung
1. Vertiefende Erläuterungen zum methodologischen Charakter der Analyse
2. Die heilige Ordnung der Vertragswelt des Binnenmarktes
3. Sakralisierungen des profanen Marktes
4. Die Tabu-Ordnung: Öffentliches Wirtschaften und die Reinheitsgebote des sakralen Raumes
5. Demiurgen und Orakel des Seins-Dualismus
6. Marktkonformität als Seinskonformität
7. Gewährleistungsstaatlichkeit
8. Die teleologische Freiheit der politischen Seinssphäre
9. Marktschöpfung statt Marktversagen
10. Implizite Theologeme im ORDO-Liberalismus
11. Markt-Effizienz-Fetischismus und Blickverengung in der Wohlfahrtstheorie
12. Solidargemeinschaft?
13. Selbstbindung des Managements
14. Fazit, Ausblick (I) auf die sozialen Dienste und Ausblick auf eine Fundamentalontologie des personalen Seins
15. Ausblick (II): Spielräume im EU-Regulierungskäfig? Die ethnologischen Wissenslücken der Kommission nutzen