Mallorca, 1890. Zwischen Olivenbäumen und Orangenhainen, umgeben von Windmühlen, liegt im Schatten uralter Pinien das Landgut der Bearns. Ein Ort der Ruhe und der Schönheit einer der nobelsten Familien der Insel, der seit hundert Jahren schon ein obskures Geheimnis birgt: einen verschlossenen Raum, in dem ein zwielichtiger Vorfahr einer äußerst fragwürdigen Neigung gefrönt haben soll. Nur ist dies nicht das Einzige, was Don Juan, den Hauskaplan, um das Seelenheil seiner Herrschaften fürchten lässt. Ist Don Toni, sein geliebter Senyor, doch nicht nur den körperlichen Reizen der jungen Dona Xima erlegen, sondern auch dem sündigen Gedankengut der französischen Aufklärer. Dabei ist es gerade Letzteres, was ihn selbst und das edle Geschlecht der Bearns einem gespenstischen Schicksal entgegentreibt.
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Als bedeutendes Werk begrüßt Rezensentin Gabriele Killert diese deutsche Neuauflage von Llorenc Villalongas katalanischem Briefroman, dessen Urfassung ihren Informationen zufolge 1945 zum ersten Mal erschienen ist. Die Geschichte um den letzten Spross eines unbedeutenden mallorquinischen Adelsgeschlechtes spielt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, lesen wir. Die Rezensentin schildert auch die komplexe Editionsgeschichte dieses Buchs, das aus ihrer Sicht von den "zeitgeistgeblendeten" Zeitgenossen in höchstem Maße verkannt worden ist. Anders als andere Bücher, die vom Niedergang alter Familien erzählten, falle bei Villalonga diese Chronistenaufgabe einem eher schlichten Gemüt, nämlich einem braven Geistlichen zu, was für die Rezensentin einen Hauptreiz des Romans darstellt, weil dem Erzähler die Dekadenz der Familie sichtlich zu schaffen macht. Aber auch sonst besticht dieser Roman die Rezensentin durch sanftmütige Ironie.
© Perlentaucher Medien GmbH
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