Unser eigenes Bewusstsein scheint uns so vertraut und ist doch gleichzeitig äußerst rätselhaft. Warum sind manche unserer Aktionen und Reaktionen überhaupt von bestimmten Bewusstseinszuständen begleitet? Wie kann so etwas Immaterielles wie ein Gedanke oder eine Absicht eine Wirkung auf die physische Welt haben? Ist unser Wollen und Empfinden völlig aus physiologischen Prozessen im Gehirn erklärbar? Und wer denkt und wer handelt somit eigentlich? Ist unser Wille wirklich frei?
Seit ihren Anfängen schlägt sich die Philosophie mit diesen Fragen herum. In den letzten Jahren haben die erstaunlichen Ergebnisse der Hirnforschung, aber auch der empirischen Psychologie ein neues, großes Interesse am Geist-Gehirn-Problem geweckt. Hans Goller stellt die Ergebnisse der Hirnforschung und empirischen Psychologie allgemeinverständlich und anschaulich dar. Er zeigt, dass das Geheimnis unseres Bewusstsein weit mehr umfasst, als uns die Neurowissenschaften erklären können.
Seit ihren Anfängen schlägt sich die Philosophie mit diesen Fragen herum. In den letzten Jahren haben die erstaunlichen Ergebnisse der Hirnforschung, aber auch der empirischen Psychologie ein neues, großes Interesse am Geist-Gehirn-Problem geweckt. Hans Goller stellt die Ergebnisse der Hirnforschung und empirischen Psychologie allgemeinverständlich und anschaulich dar. Er zeigt, dass das Geheimnis unseres Bewusstsein weit mehr umfasst, als uns die Neurowissenschaften erklären können.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.10.2003Gehirnwäsche
Hans Goller kühlt das Mütchen erhitzter Neurophilosophen
Ein Buch, das nüchtern macht, abkühlt und zurechtrückt: Hans Goller beharrt darauf, das Zusammenspiel von Körper und Geist ein "Rätsel" zu nennen. Damit konterkariert er gewiße Exzesse einer heiß gelaufenen Hirnforschung, die im Stil der Gehirn-Mythologie des neunzehnten Jahrhunderts den Menschen als unfreie neuronale Maschine zeichnet und entsprechende Konsequenzen für die Rechtsprechung und das Erziehungssystem fordert.
Trotz beeindruckender Forschungsergebnisse, so Goller, bleibt unser Wissen über das Gehirn "in einem grundlegenden Sinn unvollständig". Gegen das Selbstmißverständnis einer Hirnforschung als philosophischer Deutungsmacht weist Goller auf die Erklärungslücke hin, die zwischen dem bewußten Erleben und seinem vermuteten materiellen Korrelat klafft: "Wir haben nicht die geringste Ahnung, wie das bewußte Erleben, das uns nur in der Ersten-Person-Perspektive gegeben ist, aus objektiv beschreibbaren Hirnprozessen hervorgeht." Wir wissen zwar, "daß unser bewußtes Erleben aufs Engste mit Gehirnvorgängen verbunden ist, aber dieser Zusammenhang selbst erscheint rätselhaft".
Die Hirnforschung, so Goller, könne prinzipiell nicht mehr leisten, als Bewußtseinsphänomene mit neuronalen Prozessen zu korrelieren. Die Frage, wie das Gehirn Bewußtsein hervorbringt, bleibe dabei jedoch notgedrungen unbeantwortet. "Niemand weiß, warum bestimmte Hirnprozesse von bewußten Erlebnissen begleitet sind oder warum wir überhaupt Erlebnisse haben. Warum verläuft nicht die gesamte Informationsverarbeitung im Gehirn unbewußt?" Weder die Existenz noch die Beschaffenheit unseres bewußten Erlebens werde durch eine noch so genaue Beschreibung der neuronalen Aktivität erklärt. Im Vergleich mit den Anmaßungen mancher Neurophilosophen liest sich Gollers fachlich überaus versiertes Buch wie eine Kartographie der Grenzen unseres Verstehens.
CHRISTIAN GEYER
Hans Goller: "Das Rätsel von Körper und Geist". Eine philosophische Deutung. Primus Verlag, Darmstadt 2003. 176 S., br., 14,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Hans Goller kühlt das Mütchen erhitzter Neurophilosophen
Ein Buch, das nüchtern macht, abkühlt und zurechtrückt: Hans Goller beharrt darauf, das Zusammenspiel von Körper und Geist ein "Rätsel" zu nennen. Damit konterkariert er gewiße Exzesse einer heiß gelaufenen Hirnforschung, die im Stil der Gehirn-Mythologie des neunzehnten Jahrhunderts den Menschen als unfreie neuronale Maschine zeichnet und entsprechende Konsequenzen für die Rechtsprechung und das Erziehungssystem fordert.
Trotz beeindruckender Forschungsergebnisse, so Goller, bleibt unser Wissen über das Gehirn "in einem grundlegenden Sinn unvollständig". Gegen das Selbstmißverständnis einer Hirnforschung als philosophischer Deutungsmacht weist Goller auf die Erklärungslücke hin, die zwischen dem bewußten Erleben und seinem vermuteten materiellen Korrelat klafft: "Wir haben nicht die geringste Ahnung, wie das bewußte Erleben, das uns nur in der Ersten-Person-Perspektive gegeben ist, aus objektiv beschreibbaren Hirnprozessen hervorgeht." Wir wissen zwar, "daß unser bewußtes Erleben aufs Engste mit Gehirnvorgängen verbunden ist, aber dieser Zusammenhang selbst erscheint rätselhaft".
Die Hirnforschung, so Goller, könne prinzipiell nicht mehr leisten, als Bewußtseinsphänomene mit neuronalen Prozessen zu korrelieren. Die Frage, wie das Gehirn Bewußtsein hervorbringt, bleibe dabei jedoch notgedrungen unbeantwortet. "Niemand weiß, warum bestimmte Hirnprozesse von bewußten Erlebnissen begleitet sind oder warum wir überhaupt Erlebnisse haben. Warum verläuft nicht die gesamte Informationsverarbeitung im Gehirn unbewußt?" Weder die Existenz noch die Beschaffenheit unseres bewußten Erlebens werde durch eine noch so genaue Beschreibung der neuronalen Aktivität erklärt. Im Vergleich mit den Anmaßungen mancher Neurophilosophen liest sich Gollers fachlich überaus versiertes Buch wie eine Kartographie der Grenzen unseres Verstehens.
CHRISTIAN GEYER
Hans Goller: "Das Rätsel von Körper und Geist". Eine philosophische Deutung. Primus Verlag, Darmstadt 2003. 176 S., br., 14,90 [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Ein Buch, lobt Christian Geyer, das "nüchtern macht" und "das Mütchen erhitzter Neurophilosophen" kühle; ein Buch also, das - zudem "fachlich überaus versiert" - sich wie eine "Kartografie der Grenzen unseres Verstehens" lese. Denn Hans Goller, erklärt Geyer, konterkariere hier "gewisse Exzesse" einer "heiß gelaufenen Hirnforschung", die den Menschen, "im Stil der Gehirn-Mythologie des neunzehnten Jahrhunderts", als "unfreie neuronale Maschine" zeichne und daraus Konsequenzen für unter anderem die Rechtsprechung und die Erziehung fordere. Goller, so erfahren wir weiter, beharrt darauf, dass es in der Hirnforschung eine fundamentale "Erklärungslücke" gebe: Wir haben, zitiert ihn Geyer, "nicht die geringste Ahnung", wie das bewusste Erleben aus den von der Hirnforschung erforschten Hirnprozessen hervorgeht. Es gelinge ihr allein Bewusstseinsphänomene mit neuronalen Vorgängen "zu korrelieren", fasst Geyer Gollers zentralen Punkt zusammen, wie das Gehirn Bewusstsein "hervorbringt", bleibe dabei jedoch unbeantwortet, das Zusammenspiel von Körper und Geist ein Rätsel. Niemand wisse also etwa, warum wir überhaupt Erlebnisse haben. Zur Veranschaulichung fragt, wie wir von Geyer noch erfahren, der Autor dann etwa: "Warum verläuft nicht die gesamte Informationsverarbeitung im Gehirn unbewusst?"
© Perlentaucher Medien GmbH
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