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Die in Kärnten beheimatete Gräfin Isabella von Go ss-Thürheim (1784 - 1855) schrieb während einer Reise im Sommer des Jahres 1840 ein Tagebuch, in welchem sie ihre Erlebnisse und Eindrücke in französischer Sprache festhielt. Die Reiseroute führte von Wien über München, Stuttgart, Aachen und Brüssel ins holländisch-niederländische Amsterdam und endete nach drei Monaten wieder in Wien. Die Beschreibungen der Orte mit ihren Sehenswürdigkeiten, der Landschaften und der Menschen verströmen den Geist des romantischen Zeitalters am Beginn des 19. Jahrhunderts ebenso wie ihre Gedanken über die…mehr

Produktbeschreibung
Die in Kärnten beheimatete Gräfin Isabella von Go ss-Thürheim (1784 - 1855) schrieb während einer Reise im Sommer des Jahres 1840 ein Tagebuch, in welchem sie ihre Erlebnisse und Eindrücke in französischer Sprache festhielt. Die Reiseroute führte von Wien über München, Stuttgart, Aachen und Brüssel ins holländisch-niederländische Amsterdam und endete nach drei Monaten wieder in Wien. Die Beschreibungen der Orte mit ihren Sehenswürdigkeiten, der Landschaften und der Menschen verströmen den Geist des romantischen Zeitalters am Beginn des 19. Jahrhunderts ebenso wie ihre Gedanken über die politische und ökonomische Situation der jeweiligen Länder. Mit den vielerorts erworbenen Ansichten und selbst gefertigten Skizzen ergibt der Reisebericht ein eindrucksvolles Dokument aus der Anfangszeit des europäischen Tourismus.
Autorenporträt
Bianca Kos, geboren am 30.12.1959, Studium der Kunstgeschichte und Geschichte, Promotion zum Dr.phil. im Jahre 2008 in Klagenfurt. Für ihre Dissertation bekam sie den Preis des Landeshauptmannes, ein Jahr später erschien im Verlag des Geschichtsvereins für Kärnten das Buch
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.05.2016

Von der Bürde, meist unzufrieden zu sein

Besonders schön war Isabella Gräfin von Goëss-Thürheim nicht. Darauf lässt zumindest ihr Porträt nach einem Stich von Josef Kriehuber schließen. Aber die Dame war neugierig, unkonventionell, keck und vor allem mutig, denn wenn sie auch mit ein paar Dienstboten und eine Weile mit ihrer Schwester unterwegs gewesen ist, galt es um die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts nicht gerade als schicklich, ohne männliche Bedeckung zu reisen, noch dazu, da die Dame damals schon sechsundfünfzig Jahre alt war. Ihr "Abenteuer", das sie zweieinhalb Monate lang von Wien bis nach Holland und wieder zurück trieb, hielt sie - auf Französisch geschrieben - in einem Tagebuch fest, das 2013 zufällig in der Bibliothek von Schloss Ebenthal bei Klagenfurt entdeckt wurde. Es ist das höchst reizvolle Protokoll einer Tour, das ein Schlaglicht auf die Wahrnehmung der frühen Touristen wirft, die sich von der heute oft praktizierten Art des Reisens nicht wesentlich unterscheidet. Auch Gräfin Isabella stürzte sich ohne Vorbereitung in die Fremde, und sie fällt, ohne Fragen zu stellen, ziemlich kategorische Urteile. Aber vielleicht war sie manchmal nur schlechter Laune. Wie anders wäre es sonst zu erklären, dass sie, kaum über die Grenze gefahren, Bayern als das "häßlichste und unkultivierteste Land, das existiert", bezeichnet, Düsseldorf eine "unschöne Stadt, schlecht gelegen", nennt, die "gar nichts Interessantes zu bieten hat", und beim Anblick des Frankfurter Doms konstatiert, "diese Kirche hat keinen Stil, nichts begeistert die Vorstellung". Es fällt auf, dass die Gräfin offenbar wenig vom Einfachen hält, dort aber, wo ein wenig Luxus zu spüren ist und sie ihresgleichen begegnet, geht ihr das Herz auf. So lobt sie überschwänglich das Schloss des Barons von Heeckeren, und restlos begeistert ist sie von Baden-Baden, während sie sich in Straßburg sogar darüber mokiert, dass der Marmor nicht weiß genug sei. Davon abgesehen, ist das Tagebuch - mit alten Stichen geschmückt und sorgfältig ausgearbeiteten Anmerkungen versehen - mit Vergnügen zu lesen, und weil Werner Drobesch einen klugen Aufsatz über die politischen und gesellschaftlichen Veränderungen um 1840 beisteuert, ist die Grundlage dafür geschaffen, manche der "aristokratischen" Gedanken richtig einzuordnen.

tg

"Das Reisetagebuch der Isabella Gräfin Goëss-Thürheim" herausgegeben von Bianca Kos. Böhlau Verlag, Wien-Köln-Weimar 2015.169 Seiten, einige Abbildungen. Gebunden, 24,90 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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