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Heute bin ich anders. Weil einer auf mich wartet. Weil ich nie mehr allein sein werde. Sie kennt das Gefühl seit ihrer Kindheit: Auf etwas zu warten, was dann nicht eintrifft. Ausgeschlossen zu sein. Nicht teilzuhaben am Leben, obwohl sie sich doch so sehr danach sehnt. Und so hat Klara Schwartz sich eingerichtet in ihrer Einsamkeit, bis das Gefühl der Leere und die Sehnsucht nach Liebe, nach Berührung sie bis zum Äußersten treiben.

Produktbeschreibung
Heute bin ich anders. Weil einer auf mich wartet. Weil ich nie mehr allein sein werde. Sie kennt das Gefühl seit ihrer Kindheit: Auf etwas zu warten, was dann nicht eintrifft. Ausgeschlossen zu sein. Nicht teilzuhaben am Leben, obwohl sie sich doch so sehr danach sehnt. Und so hat Klara Schwartz sich eingerichtet in ihrer Einsamkeit, bis das Gefühl der Leere und die Sehnsucht nach Liebe, nach Berührung sie bis zum Äußersten treiben.
Autorenporträt
Franziska Sperr studierte Politikwissenschaft und arbeitet heute als freie Journalistin, Übersetzerin und Autorin. Sie ist Mitglied des P.E.N.-Zentrums Deutschland und lebt mit ihrer Familie am Starnberger See.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.09.2008

Doktor Schweinchenrot
Baby haltlos: Franziska Sperrs Familientragödie

Mindestens drei Rätsel bleiben bis zum Ende dieses bedrückenden Familienromans ungelöst. Da ist einmal der Titel: Was hat die Amsel, die unbekümmert in den Ritzen der Terrassensteine herumpickt, mit dem Drama im Haus zu tun? Dann der alte zugelaufene Hund: Was wird aus ihm? Und das Baby, dem die Finger der Entführerin so bedrohlich nahe an den Hals kommen: Ist es tot, als Klara, die Hauptperson, es im Kinderwagen zurück in den Garten der Eltern schiebt? Es schreit nicht mehr, seine Haut ist aber zart und noch warm.

Rätsel sind in einem Kriminalroman oft irreführende Spuren, sie steigern die Spannung. Spannung zu erzeugen, gelingt Franziska Sperr aber auch durch einen raffinierten schnellen Wechsel der Perspektive. Gerade noch erzählt die in die psychiatrische Klinik eingelieferte Klara von den vergeblichen Versuchen des Arztes, hinter ihr Geheimnis zu kommen, und schon liefert die objektive Sicht der Autorin auf die kurzen Szenen in der Hagemannstraße realistische Details des Dramas.

Das schwerste Rätsel hat der junge "schweinchenrosarote" Dr. Schöpf zu lösen. Tagtäglich befragt er Klara nach ihrem nicht gelebten Leben. Ein unerfüllter Kinderwunsch, so mutmaßt er, hat zu der Entführung des Babys geführt. Ein Kurzschluss, dessen Ursachen in früher Kindheit liegen. Klara war gegenüber ihrer Schwester Sonja immer benachteiligt. Sie wurde zurückgelassen, wenn der allseits geliebte Onkel Bert zum Skifahren einlud; nach dem Tod der Mutter opferte sie sich wie selbstverständlich, um für den Vater zu sorgen. Für den Klavierlehrer war seine Geliebte aber immer wichtiger als die Tochter, und ebenso wenig Bedeutung hatte Klara für die Mutter, an der "Männer verglühten", wie der Vater von den zahlreichen Liebschaften seiner Frau spricht. Nicht erfahrene und nicht erwiderte Liebe kann dazu führen, dass man dem Liebesobjekt auflauert und es terrorisiert. Klara konzentriert ihre krankhaften Gefühle auf einen Mann der Öffentlichkeit. Und da dieser unerreichbar bleibt, bemächtigt sie sich seines Kindes - so weit der kriminelle Tatbestand.

Franziska Sperr hat daraus eine anrührende Tragödie gemacht. Klara, Patientin und Opfer ihrer lieblosen Familie, wehrt sich auf ihre Weise, in die Schubladen der Psychiatrie einsortiert zu werden. Das ist manchmal komisch, wenn sie sich den Ärzten, auch in deren Fachsprache, überlegen wähnt, und wirkt verzweifelt, wenn sie sich im Gestrüpp ihrer Ängste verliert. Noch weiß sie nicht, dass sie von allen verlassen worden ist. Der Vater vegetiert hilflos und dement im Altersheim vor sich hin. Die Schwester, die in ihrer Skrupellosigkeit bis zur Urkundenfälschung geht, verscherbelt das Elternhaus in der Hagemannstraße, um die Pflegekosten für beide bezahlen zu können. Das Leben zieht sich gewissermaßen noch mehr von ihr zurück. "Es ist nicht das, was ich träume", stellt sie fest. Aber auch die Träume trösten nicht mehr.

Franziska Sperr, die eine vielbeachtete Romanbiographie der Franziska Reventlow geschrieben hat, beweist auch in diesem Roman Sensibilität und Sprachkraft. Nur schade, dass sie keinen einzigen Lichtblick aufblitzen lässt.

MARIA FRISÉ

Franziska Sperr: "Das Revier der Amsel". Roman. Fahrenheit Verlag, München 2008. 223 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Dieser düstere Roman über eine Baby-Entführerin und Psychatriepatientin hat Maria Frise gefesselt. Es gelinge der Autorin, die zuletzt durch eine Romanbiografie der Franziska Reventlow in Erscheinung getreten ist, durch rasante Wechsel in der Perspektive Spannung zu erzeugen, und sie überzeuge gleichzeitig durch die einfühlsame und sprachmächtige Darstellung, lobt die Rezensentin rückhaltlos. Das einzige, was sie ein bisschen mitgenommen zu haben scheint ist, dass die Autorin für ihre Protagonistin wirklich überhaupt keinen "Lichtblick" übrig hat.

© Perlentaucher Medien GmbH