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In Russland wird der Warschauer Pakt bis heute als das Spiegelbild der NATO angesehen. Aus westlicher Sicht waren beide zwar Militärbündnisse, aber in ihrer Ausrichtung, Strukturierung und Zielsetzung sehr verschieden. Die vorliegende Studie untersucht als erste Gesamtdarstellung nach 1991 die Entwicklung des Warschauer Paktes von seinen Anfängen bis zum Zerfall primär aus der Perspektive Moskaus und des sowjetischen Generalstabs. Sie analysiert dabei einerseits die politischen Entwicklungen, auch im Bereich der Innenpolitik (insbesondere der Zivil-Militär-Beziehungen in der UdSSR),…mehr

Produktbeschreibung
In Russland wird der Warschauer Pakt bis heute als das Spiegelbild der NATO angesehen. Aus westlicher Sicht waren beide zwar Militärbündnisse, aber in ihrer Ausrichtung, Strukturierung und Zielsetzung sehr verschieden. Die vorliegende Studie untersucht als erste Gesamtdarstellung nach 1991 die Entwicklung des Warschauer Paktes von seinen Anfängen bis zum Zerfall primär aus der Perspektive Moskaus und des sowjetischen Generalstabs. Sie analysiert dabei einerseits die politischen Entwicklungen, auch im Bereich der Innenpolitik (insbesondere der Zivil-Militär-Beziehungen in der UdSSR), andererseits die militärischen Strukturen sowie die militärstrategischen Kriegsfallplanungen der UdSSR. Dabei steht die Frage, warum und wie es zum Zerfall des »roten Bündnisses« kommen konnte, im Mittelpunkt.
Bei der vorliegenden Studie handelt es sich um eine zusammenfassende Gesamtdarstellung des Warschauer Paktes von den Anfängen bis zu seinem Zerfall 1991. Aus Sicht Moskaus und des sowjetischen Generalstabs wird das Selbstverständnis dieses Militärbündnisses beschrieben, das sich in Ausrichtung, Struktur und Zielsetzung wesentlich von der Nato unterschied. Berücksichtigt werden dabei sowohl die innenpolitischen Entwicklungen in der Sowjetunion als auch die strategischen Kriegsfallplanungen. Im Mittelpunkt der Arbeit stehen die Fragen, warum und wie es zum Zerfall des "roten Bündnisses" kommen konnte und inwieweit der Warschauer Pakt ein Spiegelbild der NATO war.
Autorenporträt
Umbach, Frank§Jahrgang 1963; Studium der Politikwissenschaft, osteuropäischen Geschichte und Jura in Marburg und Bonn; wiss. Mitarbeiter am Bundesinstitut für ostwissenschaftliche und internationale Studien in Köln und am Forschungsinstitut des japanischen Außenministeriums in Tokio; seit 1996 bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, verantwortlich für das Asien-Pazifik-Programm; Mitglied des International Institute for Strategic Studies in London; Autor von mehr als 140 Publikationen in 15 Ländern.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Beeindruckt zeigt sich Karl Wilhelm Fricke von Frank Umbachs "Mammutwerk" über den Warschauer Pakt. Detailliert zeichne der Autor die Geschichte des Bündnisses nach und räume mit manchem westlichen Fehl- und Vorurteil auf. Fricke unterstreicht, dass Umbach weitaus mehr als "nur" eine Historiographie bietet. Er stelle das komplexe Beziehungsgeflecht von Partei und Militär in der Sowjetunion von Chruschtschow bis Gorbatschow ebenso dar wie die Differenzen zwischen der Moskauer Politbürokratie und dem Militärestablishment und die Auseinandersetzungen im Kreml über die Aufrüstung der sowjetischen Streitkräfte mit Raketen-Kernwaffen bei gleichzeitiger Marginalisierung der konventionellen Streitkräfte. Zudem problematisiere er die Dominanz des sowjetischen Generalstabs auf die Sicherheitspolitik und das Entscheidungsmonopol gegenüber dem Oberkommando der Organisation. Einige kritische Worte kann der Rezensent dem Autor nicht ersparen. So findet er dessen Stil "passagenweise nur schwer verdaulich". Auch bedauert er, dass die Zitate aus englischsprachigen Quellen nicht ins Deutsche übersetzt wurden, und den allzu häufigen Gebrauch von Abkürzungen empfindet er als störend bei der Lektüre. Ungeachtet dessen lobt er Umbachs "kluges Buch" als "das Beste, was es derzeit zur Geschichte der Warschauervertragsorganisation gibt".

© Perlentaucher Medien GmbH…mehr

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.07.2005

Gegen Feinde im eigenen Lager
Geschichte der Warschauer Vertragsorganisation 1955 bis 1991

Frank Umbach: Das rote Bündnis. Entwicklung und Zerfall des Warschauer Paktes 1955 bis 1991. Ch. Links Verlag, Berlin 2005. 701 Seiten, 34,90 [Euro].

Primär ist die Warschauer Vertragsorganisation (WVO) weder an der amerikanischen Politik der Stärke noch an der westlichen Entspannungspolitik gescheitert. Es waren systemimmanente Ursachen, die ihren Niedergang unaufhaltsam bewirkt haben - die absolute Hegemonie der Sowjetunion im "roten Bündnis", das Defizit an politischer Flexibilität, die Unfähigkeit zu struktureller Erneuerung. Von ihrer Gründung am 14. Mai 1955 bis zur Auflösung am 31. Juli 1991 prägten politische Krisen und innere Konflikte die "sozialistische Militärkoalition", die ursprünglich als Gegenallianz zur Nato gedacht war. "Wenn einmal die Vereinigten Streitkräfte der WVO in Marsch gesetzt wurden, dann nicht etwa gegen den imperialistischen Klassenfeind, sondern stets gegen die eigenen Verbündeten, die vom gemeinsamen sozialistischen Lager abzufallen drohten." Dieses Fazit zieht jetzt Frank Umbach.

Der Autor zeichnet die Geschichte der WVO detailliert nach und räumt mit manchem westlichen Fehl- und Vorurteil auf - nicht zuletzt mit der Legende von der Einheit und Geschlossenheit der WVO. Seine Themenstellung ist breit gefächert. Das Mammutwerk bietet weitaus mehr als "nur" eine Historiographie des Bündnisses. Dargestellt werden das komplexe Beziehungsgeflecht von Partei und Militär in der Sowjetunion von Chruschtschow bis Gorbatschow, die Differenzen zwischen der Moskauer Politbürokratie und dem Militärestablishment, die mit internen Machtkämpfen verbundenen Auseinandersetzungen im Kreml über die Aufrüstung der sowjetischen Streitkräfte mit Raketen-Kernwaffen bei gleichzeitiger Marginalisierung der konventionellen Streitkräfte. Der bestimmende Einfluß des sowjetischen Generalstabs auf die Sicherheitspolitik wird ebenso problematisiert wie sein Entscheidungsmonopol gegenüber dem Oberkommando der WVO.

Zeit ihrer Existenz konnte über die WVO mangels authentischen Quellenmaterials nur unzulänglich geforscht werden. Alles war "streng geheim". Heute ist die Quellenlage vergleichsweise gut, obwohl die Forschung noch immer kaum Zugriff auf die archivalischen Hinterlassenschaften des sowjetischen Verteidigungsministeriums und des Generalstabs hat. Umbach standen immerhin Dokumente und Akten aus dem Bestand der NVA zur Verfügung, alles in allem zirka 500 000 Blatt, die 1990 in bundesdeutschen Besitz gelangten. Sie ermöglichten ihm wertvolle Rückschlüsse auch auf die WVO, boten vor allem aber natürlich interne Einblicke in die NVA, die am besten ausgebildete und modernste Streitkraft unter den nichtsowjetischen Pakt-Armeen.

Wie man heute weiß, dienten in der NVA nicht weniger als 283 Absolventen der sowjetischen Generalstabsakademie - ein Indiz darauf, wie Moskau die Steuerung und Kontrolle der Bündnisarmeen durchsetzte: nicht zuletzt durch Ausbildung ihrer Generalität nach sowjetischen Normen. Zum anderen wurden bis hinein in die achtziger Jahre alle hohen und mittleren Führungsebenen in den Vereinten Streitkräften - Albanien und Rumänien ausgenommen - mit hochrangigen sowjetischen Offizieren besetzt. "Während die UdSSR etwa 70 Prozent aller WVO-Streitkräfte stellte, waren 100 Prozent aller militärischen Schlüsselposten der WVO mit sowjetischen Offizieren besetzt." Daß auch für die nichtsowjetischen Pakt-Staaten die sowjetische Militärdoktrin verbindlich war, kann danach ebensowenig überraschen wie die Tatsache, daß die Bündnisarmeen bei der Modernisierung von Waffen und Gerät gegenüber den sowjetischen Streitkräften deutlich benachteiligt wurden. Im letzten Drittel seines Werkes arbeitet der Autor die Ära Gorbatschow mit ihren verhaltenen Reformansätzen in der östlichen Militärallianz auf. Mit dem Austritt der DDR im Zuge der deutschen Wiedervereinigung war der Zerfall der WVO besiegelt. Ihre formelle Auflösung setzte den Schlußpunkt.

Umbachs Stil ist passagenweise nur schwer verdaulich. Konkrete historische Ausführungen etwa zur Rolle der WVO beim ungarischen Volksaufstand 1956 oder im Kontext der militärischen Intervention gegen die CSSR 1968 wechseln sich ab mit eher abstrakt-theoretischen Ausführungen zur sowjetischen Militärstrategie und Kriegführungsplanung oder zur internationalen Abrüstungsstrategie. Leider sind Zitate aus englischsprachigen Quellen nicht ins Deutsche übersetzt worden, auch der allzu häufige Gebrauch von Abkürzungen stört bei der Lektüre. Ungeachtet dieser Petitessen ist dieses kluge Buch das Beste, was derzeit zur Geschichte der Warschauer Vertragsorganisation zu haben ist.

KARL WILHELM FRICKE

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Dieses kluge Buch ist das Beste, was derzeit zur Geschichte der Warschauer Vertragsorganisation zu haben ist. Karl Wilhelm Fricke, F.A.Z. Die Lektüre ist auch deshalb spannend, weil der Autor sicherheits- und militärpolitische Aspekte stets vor dem Hintergrund politischer Prozesse diskutiert, ein Vorzug, den manche Studien von Militärexperten in der Vergangenheit nicht immer hatten. Umbachs Arbeit hat das, was sie auch zu einem Nachschlagewerk macht: einen ordentlichen Anhang einschließlich eines passablen Personenregisters. Die systematisch-deskriptive Darstellung folgt scheinbar einem strukturalistischen Ansatz, der das Abgleiten in einer ereignisgeschichtliche Materialschlacht verhindert. Die Fachwissenschaft wird um diese Studie künftig nicht mehr herumkommen. Johannes L. Kuppe, Das Parlament