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Warum werden Rehaugen bevorzugt? Wann darf ein Mädchen Nylonstrümpfe tragen? Warum wandeln Seelen durchs Erdbeerbeet? Über diese wichtigen Lebensfragen philosophiert die Enkelin mit ihrem Großvater. Und der erzählt ihr in trauten Ohrensessel-Sitzungen Geschichten, wie die von der Vertreibung aus seinem Paradies, von der Flucht nach Kriegsende und von Passierscheinen und Gefängniszellen.
Großvaters Tod war für mich der Anlass, über meine Erlebnisse mit und ohne Opa nachzudenken. Gleichsam erhielt die Zeit für mich eine neue Dimension. Der Mensch braucht enge Strukturen, ja, sogar engste
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Produktbeschreibung
Warum werden Rehaugen bevorzugt? Wann darf ein Mädchen Nylonstrümpfe tragen? Warum wandeln Seelen durchs Erdbeerbeet? Über diese wichtigen Lebensfragen philosophiert die Enkelin mit ihrem Großvater. Und der erzählt ihr in trauten Ohrensessel-Sitzungen Geschichten, wie die von der Vertreibung aus seinem Paradies, von der Flucht nach Kriegsende und von Passierscheinen und Gefängniszellen.
Großvaters Tod war für mich der Anlass, über meine Erlebnisse mit und ohne Opa nachzudenken. Gleichsam erhielt die Zeit für mich eine neue Dimension. Der Mensch braucht enge Strukturen, ja, sogar engste Strukturen. Warum sonst hätte er die Zeit in Sekunden unterteilt? Er hat sich die Zeit so eng gesetzt, dass er sich darin weder wenden noch drehen kann. Und weil der Mensch diese engen Strukturen braucht, ohne sie gar nicht leben und überleben kann, überträgt er diese seine Bedürfnisse auf alles, was kreucht und fleucht. Vor allem setzt er Maßstäbe damit, setzt sich und andere unter Druck und hat doch Angst davor, dass die Zeit vergeht, zumindest in einer Weise, wie er sie nicht kontrollieren kann.
Wie gut haben es dagegen die Kinder! So auch wir. Wenn wir zusammen spielten, gab es keine Zeit. Es gab nur das Hier und Jetzt, wir durften da sein, mitten im Leben, nahmen dieses Geschenk an, ohne allerdings zu bemerken, dass uns ein Geschenk gemacht wurde. Dinge und Menschen waren da,bildeten treue Bestandteile und feste Strukturen, so lange ich denken, mich erinnern konnte, und ich wünschte mir sehnlichst, dass sich nichts ändern mochte, dass alles so blieb, wie ich es kannte. Kinder sind ausgesprochen konservative Menschen. Doch Dinge und Menschen werden zu Vergangenheit. Und Vergangenheit ist auch immer eine Last, die man mit sich herumschleppt. Wehe, die Welt veränderte sich. Und da kommt plötzlich die Zeit ins Spiel, die Zeit, die man als Kind auch als selbstverständlich hingenommen hatte, dieselbe Zeit, die aus heiterem Himmel nicht nur gut und schön und endlos war, sondern Zähne zeigte. Zeit bedeutete gleichzeitig Vergänglichkeit. Zeit war nicht nur Gegenwart und Warten auf den nächsten Geburtstag, war nicht nur das Stürmen nach vorne, hin zum nächsten Kampf zwischen Bleichgesichtern und Indianern, hin zu den nächsten Ferien; nein, Zeit hatte eine dritte Dimension erhalten, nämlich die Vergangenheit.