Tania wächst in den 1980er Jahren in Kalkutta auf. Ihren russischen Vornamen hat sie von ihrem Vater, der eine kleine Buchhandlung betreibt. Von ihrer Mutter ungeliebt und auch von ihm nicht beschützt, findet sie Zuflucht in Büchern. Im kommunistischen Westbengalen ist die russische Kultur überall, und so verschlingt Tania erst russische Kinderbücher und träumt später von der Welt Tschechows und Gorkis.Erst als Studentin gelingt es Tania, sich von ihrer Familie zu befreien und ihrer Sehnsucht nach der fremden Kultur zu folgen: Fasziniert spürt sie dem Schicksal des jüdischen Journalisten und Verlegers Lew Kljatschko nach, der seinen Verlag Raduga in der Stalinzeit schließen musste und nur dank einer Intervention Maxim Gorkis dem Todesurteil entging. Bei Raduga waren in den 1920er Jahren surrealistische, unideologische Bücher für Kinder und Erwachsene erschienen, übersetzt in die ganze Welt, so auch ins Bengalische.Kljatschko starb schon 1933, doch Tania nimmt Kontakt zu seiner inzwischen über achtzigjährigen Tochter auf, die in einem Altenheim in Sankt Petersburg lebt, und die beiden ungleichen Frauen, die doch ähnliche Kämpfe durchlebt haben, nähern sich einander an.Kraftvoll, poetisch und farbenreich erzählt Shumona Sinha von drei Menschen im Bann der Literatur, die für sie nichts weniger als Freiheit bedeutet.
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Rezensentin Cornelia Geißler staunt, wie glaubwürdig Shumona Sinha in ihrem Buch Literatur als Vermittler über Grenzen und Kulturen hinweg darzustellen vermag. Die Geschichten zweier literaturbegeisterter Frauen, eine in Kalkutta, eine in Sankt Petersburg, die die Autorin im Text zusammenführt, faszinieren Geißler allerdings auch für sich genommen. Die universelle Kraft von Literatur als Schutzwall gegen Gewalterfahrungen machen die beiden Lebensgeschichten für Geißler deutlich. Stilistisch überzeugt sie der Text mit starker, nur bisweilen etwas übertriebener Symbolik und einem anregenden Anekdotenreichtum.
© Perlentaucher Medien GmbH
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