Der Mensch ist von Natur aus verrückt das ist ganz normal. Jamal weiß das nur zu gut. Täglich entlockt er seinen Patienten auf der Couch wilde Phantasien, Träume und Wünsche. Über das eigene Geheimnis spricht er nur selten, aber wenn er erzählt, klingt seine Geschichte unglaublich. Nur Ajita weiß, was er verschweigt und behält es dreißig Jahre lang für sich. Da sind Jamal, seine Familie und seine Freunde nicht mehr jung, aber auch nicht zu alt, um die erste Liebe wiederzubeleben, ihr Coming-out zu verkünden oder der Wahrheit ins Auge zu sehen. Sie alle wissen um die komische, zärtliche und manchmal traurige Aufgabe, ein Mensch zu sein und setzen alles aufs Spiel, damit es gelingt. Ein mitreißender Streifzug durch alle Facetten Londons mit seinen Menschen - traurig und sinnlich, spannend und komisch.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.04.2008Vaterstolz, Hurenliebe und Bombenterror
Hanif Kureishi blickt in seinem neuen Roman "Das sag ich dir" zurück auf die Höhepunkte seines Lebens - und begutachtet dabei in Gestalt seines Protagonisten, eines Psychoanalytikers, eine Gegenwart, die nicht nur in London für Beunruhigung sorgt.
Von Tobias Döring
Man kennt dieses Gefühl von Klassentreffen. Wenn man nach zwanzig Jahren - oder sind es bald schon dreißig? - lauter Ehemalige und Verflossene wiedersieht, wenn man an ihren Halbglatzen und Schmerbäuchen das eigene Alter mitsamt den wenig schmeichelhaften körperlichen Zugaben bemerkt und wenn man doch zugleich in den Gesichtern so viel Bekanntes, fast noch jugendlich Vertrautes wiederfindet, dass unerwartet die Vergangenheit lebendig wird, überkommt einen entweder der Fluchtreflex oder die unbändige Lust, alles noch einmal so richtig auszukosten. Denn in der Distanz rücken die Jahre zugleich auf unwirkliche Weise näher, wie die Alpen bei Föhn: Verglühte Liebschaften lassen sich vielleicht neuerlich anfachen, verbotene Lüste jetzt gründlicher ausleben, offene Rechnungen begleichen und vor allem endlich Worte für all jene Gefühle und Geheimnisse finden, die uns in pubertären Zeiten überforderten. "Das sag ich dir": Schon der Titel von Hanif Kureishis neuem Roman kündigt an, dass Tacheles geredet werden kann.
Der Eröffnungsabsatz geht gleich aufs Ganze: "Meine Währung sind die Geheimnisse: Ich lebe davon, mit ihnen zu handeln. Die Geheimnisse des Begehrens und die Geheimnisse dessen, was die Menschen wirklich wollen und wovor sie sich am meisten fürchten. Die geheimen Gründe dafür, warum Liebe schwierig ist, Sex heikel, das Leben eine Qual und der Tod so nah und fern zugleich."
Noch Fragen? Mit diesen Worten stellt sich der Erzähler vor, ein Fiftysomething, der als Psychoanalytiker sein Brot verdient und seine Alimente zahlt, der also Abgründe im Leben anderer erforscht, vor denen im eigenen jedoch die Augen gern verschließt. Offensichtlich hat er seine wilden Jugendjahre gleich bis zur Midlife-Crisis ausgedehnt und sucht jetzt, da mit den alten Freundinnen und Freunden auch seine Liebesfähigkeit allmählich wegzusterben droht, nach einer letzten Chance zum neuen Leben. Beim Klassentreffen wäre er also der heikle Typ, der einem ungefragt und unaufhaltsam - und mit zunehmendem Alkoholgenuss schwerer erträglich - seine unvollendete Geschichte enttäuschter Hoffnungen erzählt.
Jamal Khan wuchs in den himmelstürmenden Jahren auf, als die Beatles noch gemeinsam spielten und die Indien-Seligkeit als radikal galt. Das Londoner Kind eines pakistanischen Einwanderers und einer englischen Mutter musste lange Jahre die Vorstadtödnis einer Reihenhausexistenz ertragen, bevor er endlich die vibrierende Metropole erobern und dort die wahre Leidenschaft entdecken konnte. Die Zugfahrten mit British Rail, durch zuverlässige Verspätungen verlängert, ließen sich für die Lektüre von Wittgenstein und Freud nutzen. So fand er bald sein Studienfach und an der Universität seine erste ungestüme Liebe, die ihn jedoch tödlich in Schuld verstrickt und abrupt endet. Drei Jahrzehnte liegt all das zurück. Viele weitere Liebschaften sowie eine Ehe hat er mittlerweile hinter sich. Da kehrt die unerledigte Vergangenheit zurück.
Kureishi-Lesern muss vieles davon wie ein Déjà-vu vorkommen, und tatsächlich spielt der Autor ganz gezielt mit der Erinnerung an seine frühen, unvergesslichen Figuren, denen er im neuen Roman Gastauftritte gibt. Beim Party-Wochenende im Landhaus eines reichen Freundes beispielsweise, wo sich die Geld- und Glitter-Schickeria zum Champagner-Exzess trifft, lernt Jamal einen alternden Schauspieler namens Karim Amir kennen, eben aus der Rehaklinik entlassen, sowie dessen Kumpel Charlie Hero, vormals Held der Popkultur. Außerdem treibt sich dort ein schwuler asiatischer Millionär herum, Omar Ali, der sich gerade einen Fußball-Club geleistet hat und für sein öffentliches Engagement nach Blairs Amtsantritt geadelt wurde; jetzt heißt er Lord Ali von Lewisham und will sich an die eigenen Anfänge kaum mehr erinnern, als er in Südlondon mit Skinheads anbändelte, einen alten Waschsalon auf Vordermann brachte und damit die Basis des erfolgreichen Geschäftsimperiums schuf.
So kommen Thatchers Erben in die Jahre, während dieser Autor, Jahrgang 1954, wohl nicht ganz ohne Wehmut die Triumphe noch einmal Revue passieren lässt, mit denen er einst debütierte: den großartigen Stephen-Frears-Film "Mein wunderbarer Waschsalon" von 1985, für den Kureishi das Oscar-nominierte Drehbuch schrieb, und seinen Welterfolgsroman "Der Buddha aus der Vorstadt" von 1990, der fast über Nacht das schräge, hippe multikulturelle London als gleichermaßen angesagtes wie umkämpftes Zukunftslabor etablierte. Wie müde Wiedergänger dieser Aufbruchszeit tauchen deren Zeitgenossen jetzt beiläufig im neuen Roman auf und machen so die Kluft nur umso deutlicher, die seine Gegenwart von ihnen trennt. Denn trotz äußerer Gemeinsamkeiten hat der frustrierte Analytiker Jamal nicht viel mehr als seine London-Liebe mit ihnen gemein. Zwischen Vaterstolz und Hurenliebe, Familiensehnsucht und gleich drei Expartnerinnen schwankend, stolpert er durch seine zweite Lebenshälfte und zeigt wenig von dem anarchisch respektlosen Witz, der Kureishis frühere Erzählfiguren auszeichnete.
Stringente Handlungsführung war noch nie Hanif Kureishis Sache, immer schon sind seine Plots locker gestrickt - so auch im neuen Roman, dessen episodischer Verlauf munter die Register wechselt und alle möglichen Konstellationen und Kopulationen durchspielt, ganz im Muster einer Weekly Soap. Im strikten Sinne mangelt es dem Autor auch an Phantasie, denn seine Stärke ist weniger Erfindungs- als Beobachtungsgabe, mit der er Situationen einfängt und Momentaufnahmen schafft, um die Stimmung denkwürdiger Augenblicke festzuhalten. Davon bietet auch "Das sag ich dir" wieder eine ganze Galerie, wenn es die bleierne Blair-Zeit jüngst vergangener Jahre mustert, als Bombenterror und Kriegsrhetorik das öffentliche Leben Londons lähmten. Oftmals sind es daher eher Randbemerkungen - über das Ambiente indischer Restaurants, über Caffe Latte, den es neuerdings in London gibt, über Musik und den aktuellen Sound der Zeit -, mit denen Jamals Welt für uns Interesse und Kontur gewinnt ("Bilder und Zeiten" vom 5. April).
Dagegen bleibt das Zentrum der Geschichte, der Erzähler, trotz aller starken Leidenschaften, die er professionell analysiert und persönlich sucht, merkwürdig fahl und ungerührt. Der dunkle Punkt seiner Vergangenheit, so viel darf hier verraten werden, klärt sich bereits auf Seite 188 als Schuld an einer gerechten Strafaktion, die unerwartet tödlich ausging. In den folgenden zwei Dritteln seiner Lebensbeichte aber spielt dieses Ereignis keine klare Rolle und gerät zunehmend in den Sog anderer Begehrlichkeiten und Betriebsamkeit. So bleibt er, der doch mit dem Geheimnis handelt, selbst ziemlich geheimnislos. Was Jamal uns zu sagen hat, wirkt wie der allzu ausgedehnte Monolog eines Zerstreuten, der die Welt bereisen, sich mit Berufsjugendlichen umgeben und durch Swinger-Clubs tingeln muss, um sich auf die eigenen Erinnerungen zu besinnen.
Am Schluss erklärt Jamal uns, dass er nunmehr in einem Alter sei, "nicht mehr jung" und "noch nicht alt", "in dem man sich die Frage stellt, wie man sein Leben führen will und wie man die Zeit und die Lust nutzen möchte, die einem noch bleiben". Auch das ist so die Sorte Sinnfrage, die man sich nach einem Klassentreffen stellt. Nach dem Wiedersehen mit Hanif Kureishi jedenfalls beschließen wir, dass wir die Zeit, die uns zum Lesen bleibt, gern auch für andere Autoren nutzen möchten. Trotzdem ist klar: Wenn dieser Autor das nächste Mal zur Neubegegnung einlädt, sind wir auf jeden Fall wieder dabei.
- Hanif Kureishi: "Das sag ich dir". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Henning Ahrens. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2008.
509 Seiten, geb., 19,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Hanif Kureishi blickt in seinem neuen Roman "Das sag ich dir" zurück auf die Höhepunkte seines Lebens - und begutachtet dabei in Gestalt seines Protagonisten, eines Psychoanalytikers, eine Gegenwart, die nicht nur in London für Beunruhigung sorgt.
Von Tobias Döring
Man kennt dieses Gefühl von Klassentreffen. Wenn man nach zwanzig Jahren - oder sind es bald schon dreißig? - lauter Ehemalige und Verflossene wiedersieht, wenn man an ihren Halbglatzen und Schmerbäuchen das eigene Alter mitsamt den wenig schmeichelhaften körperlichen Zugaben bemerkt und wenn man doch zugleich in den Gesichtern so viel Bekanntes, fast noch jugendlich Vertrautes wiederfindet, dass unerwartet die Vergangenheit lebendig wird, überkommt einen entweder der Fluchtreflex oder die unbändige Lust, alles noch einmal so richtig auszukosten. Denn in der Distanz rücken die Jahre zugleich auf unwirkliche Weise näher, wie die Alpen bei Föhn: Verglühte Liebschaften lassen sich vielleicht neuerlich anfachen, verbotene Lüste jetzt gründlicher ausleben, offene Rechnungen begleichen und vor allem endlich Worte für all jene Gefühle und Geheimnisse finden, die uns in pubertären Zeiten überforderten. "Das sag ich dir": Schon der Titel von Hanif Kureishis neuem Roman kündigt an, dass Tacheles geredet werden kann.
Der Eröffnungsabsatz geht gleich aufs Ganze: "Meine Währung sind die Geheimnisse: Ich lebe davon, mit ihnen zu handeln. Die Geheimnisse des Begehrens und die Geheimnisse dessen, was die Menschen wirklich wollen und wovor sie sich am meisten fürchten. Die geheimen Gründe dafür, warum Liebe schwierig ist, Sex heikel, das Leben eine Qual und der Tod so nah und fern zugleich."
Noch Fragen? Mit diesen Worten stellt sich der Erzähler vor, ein Fiftysomething, der als Psychoanalytiker sein Brot verdient und seine Alimente zahlt, der also Abgründe im Leben anderer erforscht, vor denen im eigenen jedoch die Augen gern verschließt. Offensichtlich hat er seine wilden Jugendjahre gleich bis zur Midlife-Crisis ausgedehnt und sucht jetzt, da mit den alten Freundinnen und Freunden auch seine Liebesfähigkeit allmählich wegzusterben droht, nach einer letzten Chance zum neuen Leben. Beim Klassentreffen wäre er also der heikle Typ, der einem ungefragt und unaufhaltsam - und mit zunehmendem Alkoholgenuss schwerer erträglich - seine unvollendete Geschichte enttäuschter Hoffnungen erzählt.
Jamal Khan wuchs in den himmelstürmenden Jahren auf, als die Beatles noch gemeinsam spielten und die Indien-Seligkeit als radikal galt. Das Londoner Kind eines pakistanischen Einwanderers und einer englischen Mutter musste lange Jahre die Vorstadtödnis einer Reihenhausexistenz ertragen, bevor er endlich die vibrierende Metropole erobern und dort die wahre Leidenschaft entdecken konnte. Die Zugfahrten mit British Rail, durch zuverlässige Verspätungen verlängert, ließen sich für die Lektüre von Wittgenstein und Freud nutzen. So fand er bald sein Studienfach und an der Universität seine erste ungestüme Liebe, die ihn jedoch tödlich in Schuld verstrickt und abrupt endet. Drei Jahrzehnte liegt all das zurück. Viele weitere Liebschaften sowie eine Ehe hat er mittlerweile hinter sich. Da kehrt die unerledigte Vergangenheit zurück.
Kureishi-Lesern muss vieles davon wie ein Déjà-vu vorkommen, und tatsächlich spielt der Autor ganz gezielt mit der Erinnerung an seine frühen, unvergesslichen Figuren, denen er im neuen Roman Gastauftritte gibt. Beim Party-Wochenende im Landhaus eines reichen Freundes beispielsweise, wo sich die Geld- und Glitter-Schickeria zum Champagner-Exzess trifft, lernt Jamal einen alternden Schauspieler namens Karim Amir kennen, eben aus der Rehaklinik entlassen, sowie dessen Kumpel Charlie Hero, vormals Held der Popkultur. Außerdem treibt sich dort ein schwuler asiatischer Millionär herum, Omar Ali, der sich gerade einen Fußball-Club geleistet hat und für sein öffentliches Engagement nach Blairs Amtsantritt geadelt wurde; jetzt heißt er Lord Ali von Lewisham und will sich an die eigenen Anfänge kaum mehr erinnern, als er in Südlondon mit Skinheads anbändelte, einen alten Waschsalon auf Vordermann brachte und damit die Basis des erfolgreichen Geschäftsimperiums schuf.
So kommen Thatchers Erben in die Jahre, während dieser Autor, Jahrgang 1954, wohl nicht ganz ohne Wehmut die Triumphe noch einmal Revue passieren lässt, mit denen er einst debütierte: den großartigen Stephen-Frears-Film "Mein wunderbarer Waschsalon" von 1985, für den Kureishi das Oscar-nominierte Drehbuch schrieb, und seinen Welterfolgsroman "Der Buddha aus der Vorstadt" von 1990, der fast über Nacht das schräge, hippe multikulturelle London als gleichermaßen angesagtes wie umkämpftes Zukunftslabor etablierte. Wie müde Wiedergänger dieser Aufbruchszeit tauchen deren Zeitgenossen jetzt beiläufig im neuen Roman auf und machen so die Kluft nur umso deutlicher, die seine Gegenwart von ihnen trennt. Denn trotz äußerer Gemeinsamkeiten hat der frustrierte Analytiker Jamal nicht viel mehr als seine London-Liebe mit ihnen gemein. Zwischen Vaterstolz und Hurenliebe, Familiensehnsucht und gleich drei Expartnerinnen schwankend, stolpert er durch seine zweite Lebenshälfte und zeigt wenig von dem anarchisch respektlosen Witz, der Kureishis frühere Erzählfiguren auszeichnete.
Stringente Handlungsführung war noch nie Hanif Kureishis Sache, immer schon sind seine Plots locker gestrickt - so auch im neuen Roman, dessen episodischer Verlauf munter die Register wechselt und alle möglichen Konstellationen und Kopulationen durchspielt, ganz im Muster einer Weekly Soap. Im strikten Sinne mangelt es dem Autor auch an Phantasie, denn seine Stärke ist weniger Erfindungs- als Beobachtungsgabe, mit der er Situationen einfängt und Momentaufnahmen schafft, um die Stimmung denkwürdiger Augenblicke festzuhalten. Davon bietet auch "Das sag ich dir" wieder eine ganze Galerie, wenn es die bleierne Blair-Zeit jüngst vergangener Jahre mustert, als Bombenterror und Kriegsrhetorik das öffentliche Leben Londons lähmten. Oftmals sind es daher eher Randbemerkungen - über das Ambiente indischer Restaurants, über Caffe Latte, den es neuerdings in London gibt, über Musik und den aktuellen Sound der Zeit -, mit denen Jamals Welt für uns Interesse und Kontur gewinnt ("Bilder und Zeiten" vom 5. April).
Dagegen bleibt das Zentrum der Geschichte, der Erzähler, trotz aller starken Leidenschaften, die er professionell analysiert und persönlich sucht, merkwürdig fahl und ungerührt. Der dunkle Punkt seiner Vergangenheit, so viel darf hier verraten werden, klärt sich bereits auf Seite 188 als Schuld an einer gerechten Strafaktion, die unerwartet tödlich ausging. In den folgenden zwei Dritteln seiner Lebensbeichte aber spielt dieses Ereignis keine klare Rolle und gerät zunehmend in den Sog anderer Begehrlichkeiten und Betriebsamkeit. So bleibt er, der doch mit dem Geheimnis handelt, selbst ziemlich geheimnislos. Was Jamal uns zu sagen hat, wirkt wie der allzu ausgedehnte Monolog eines Zerstreuten, der die Welt bereisen, sich mit Berufsjugendlichen umgeben und durch Swinger-Clubs tingeln muss, um sich auf die eigenen Erinnerungen zu besinnen.
Am Schluss erklärt Jamal uns, dass er nunmehr in einem Alter sei, "nicht mehr jung" und "noch nicht alt", "in dem man sich die Frage stellt, wie man sein Leben führen will und wie man die Zeit und die Lust nutzen möchte, die einem noch bleiben". Auch das ist so die Sorte Sinnfrage, die man sich nach einem Klassentreffen stellt. Nach dem Wiedersehen mit Hanif Kureishi jedenfalls beschließen wir, dass wir die Zeit, die uns zum Lesen bleibt, gern auch für andere Autoren nutzen möchten. Trotzdem ist klar: Wenn dieser Autor das nächste Mal zur Neubegegnung einlädt, sind wir auf jeden Fall wieder dabei.
- Hanif Kureishi: "Das sag ich dir". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Henning Ahrens. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2008.
509 Seiten, geb., 19,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Nicht unbedingt ein gutes Zeichen: Rezensent Tobias Döring holt weit aus und denkt über Klassentreffen und ihre Folgen nach, bevor er auf diesen Roman kommt, den er nicht ohne den Vergleich mit früheren Werken des Autors lesen will. Nun lädt Hanif Kureishi zu diesem Vergleich durchaus ein, indem er nicht nur die Milieus seiner wilden, frühen Jahre - als er etwa das Drehbuch zu Stephen Frears' Film "Mein wunderbarer Waschsalon" schrieb -, sondern einige seiner alten Figuren für Gastauftritte selbst aufruft. Dagegen stellt er jedoch seine Hauptfigur, den Psychoanalytiker Jamal Khan. Und die ist ein Problem, findet Tobias Döring. Dass Kureishi Plots nicht gut kann und auch eher durch genaue Beobachtungen als durch Fantasie überzeugt, nun gut. Seinen Erzähler-Helden aber kann man, auch wenn ihm ein "Geheimnis" aufgebürdet ist, schwerlich faszinierend finden, bedauert Döring. Er bereut es, wie er versichert, keineswegs, dieses Buch gelesen zu haben, zu den stärksten seines Verfassers zählt er es aber offensichtlich nicht.
© Perlentaucher Medien GmbH
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