Nach dem Roman „Trügerische Nähe“ hatte ich mir ja gewünscht, bald den nächsten von Susanne Kliem lesen zu dürfen. Dies hat verschiedene Gründe. Sie war eine der ersten Autoren, vor denen ich saß und ein Interview geführt habe, und die mir die Angst genommen hat. So etwas vergisst man nicht.
Aber
auch ihre Schreibweise und das Thema, welches sie in „Trügerische Nähe“ aufgriff, haben mich…mehrNach dem Roman „Trügerische Nähe“ hatte ich mir ja gewünscht, bald den nächsten von Susanne Kliem lesen zu dürfen. Dies hat verschiedene Gründe. Sie war eine der ersten Autoren, vor denen ich saß und ein Interview geführt habe, und die mir die Angst genommen hat. So etwas vergisst man nicht.
Aber auch ihre Schreibweise und das Thema, welches sie in „Trügerische Nähe“ aufgriff, haben mich berührt. So hat es mich gefreut, als ich das Buch „Das Scherbenhaus“ in der Hand hatte. Da startet man also mit Carla Brendel, die in Stade in einem Restaurant ihres Schwagers als Köchin arbeitet. Leider ist die Schwester viel zu früh verstorben und hat neben dem Schwager von Carla auch 2 Kinder hinterlassen hat.
Carla wird gestalkt. Sie bekommt Bilder wo Menschen Messer in der Haut stecken haben und andere Abscheulichkeiten. Sie hat deswegen auch Angst, das Haus zu verlassen, hat aber in ihrem Schwager und ihrer besten Freundin eine gute Stütze.
Tja, dann meldet sich Ellen, ihre Halbschwester, welche in Berlin wohnt und will, dass Carla sie in Berlin besucht, was Carla aber auch mit etwas Widerwillen macht. Leider verschwindet und stirbt Ellen noch am ersten Tag des Zusammentreffens. Man kann auch sagen in der ersten Stunde. Wobei Ellen Carla vorher mitteilt, dass, wenn sie tödlich verunglückt, es kein Unfall sein wird.
Carla zieht also in Ellens Wohnung in einem Mietshaus der modernsten Sorte ein und lernt dort Milan Wagner, Christian Bruns und die anderen Hausbewohner kennen. Irgendwie konzentriert sich alles nur auf eine Person, die alles zu regeln scheint. Aber wenn ich nun weitererzähle, dann erzähle ich auch noch wer es war.
Gerade dies wurde mir relativ schnell klar - wer hier der Böse und wer die Guten sind. Es ist aber so, dass mich dies gerade bei diesem Buch nicht gestört hat. Schwer habe ich mir bei den ersten 30 Seiten getan, aber dann kam ein Lesefluss zustande, den man nur noch als fesselnd beschreiben kann. Man will das Haus kennenlernen, die Familien, die in dem Haus wohnen. Man will wissen was alles passiert ist und das warum.
Man wird auf einmal in die Geschichte gesaugt. Auch wenn es mir irgendwie klar war, wer der Böse war, man will nur noch schneller und schneller die Seiten umdrehen. Frau Kliem schafft es, einen Psychothriller zu schreiben, welcher einen in manchen Situationen auf die Falsche Fährte setzt. Aber wie gesagt, mir ging es recht schnell nur noch um das warum und wieso und wie krank ist die Person eigentlich.
Das da eine Fehlgeburt dazwischen kommt, ein Teenager sterben muss - geschenkt. Aber das Verwischen zwischen Gut und Böse, also dass man nicht unbedingt sagen kann, die eine Person ist nur böse oder die andere nur gut, macht es sehr realistisch und beängstigend, und man bekommt einen Einblick, wie schnell man eigentlich einen Menschen manipulieren kann.
Gerade solche Dinge beschreibt Frau Kliem einfach, aber auch eindringlich. Der Thriller kommt in den ersten Seiten doch recht locker daher, kann aber zumindest bei mir eine Nacht des unruhigen Schlafes bewerkstelligen. Warum dies so war, keine Ahnung, aber es hat mich einfach noch in der Nacht beschäftigt. Und gerade dies sollten gut gemachte Psychothriller, einen immer wieder und weiter beschäftigen. Zumindest für mich ist dies ein Punkt, der mir sehr wichtig ist.
Also Frau Kliem, gerne würde ich wieder einen Thriller von Ihnen in die Hand bekommen - auch wenn es wieder zwei Jahre dauert. Aber ich warte gerne etwas länger, bevor es schwächer wird. Bitte bleiben sie auf diesem Niveau.