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Vom Schicksal der Schriftstellerin Lena Christ geht eine ungeheure Faszination aus. Zum einen, weil sich in ihren Werken widerspiegelt, wie sehr sie selbst am Leben gelitten hat, es aber gleichzeitig so kraftvoll beschreiben konnte, zum anderen, weil wir wissen, dass ihr Weg im Freitod ein so überaus tragisches Ende fand. Der Autor hat die Fakten sorgfältig recherchiert, Gespräche mit Zeitgenossen geführt und Autobiografisches im literarischen Werk beleuchtet. Das vorliegende Buch zu Christs Leben und Werk ist immer noch grundlegend.

Produktbeschreibung
Vom Schicksal der Schriftstellerin Lena Christ geht eine ungeheure Faszination aus. Zum einen, weil sich in ihren Werken widerspiegelt, wie sehr sie selbst am Leben gelitten hat, es aber gleichzeitig so kraftvoll beschreiben konnte, zum anderen, weil wir wissen, dass ihr Weg im Freitod ein so überaus tragisches Ende fand. Der Autor hat die Fakten sorgfältig recherchiert, Gespräche mit Zeitgenossen geführt und Autobiografisches im literarischen Werk beleuchtet. Das vorliegende Buch zu Christs Leben und Werk ist immer noch grundlegend.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.03.2004

Neue Fotos und Erkenntnisse über die größte bayerische Dichterin
Das Leben einer Überflüssigen
Günter Goepferts Standardwerk über Lena Christ ist jetzt in einer überarbeiteten Auflage erschienen
Von Hans Kratzer
München – Vielleicht hätte sich der große Gastronom Karl-Heinz Wildmoser doch einmal mit dem Schicksal der kleinen Wirtstochter Lena Christ befassen sollen. Er hätte Grundsätzliches erfahren über die Macht des Geldes, über falsche Freunde und menschliche Fehlbarkeit und vor allem über die elenden Folgen, die daraus erwachsen. Wobei Lena Christ, im Gegensatz zur High Society, die sich heutzutage auf den Anklagebänken tummelt, die schönen Seiten des Lebens nicht kennen lernte und sich wie ein geprügelter Hund durchs Leben quälte. Dass sie dennoch eine große Faszination ausstrahlt, rührt weniger von ihrem verpfuschten Leben her, als von der Art, wie sie es verarbeitet hat. Wenn Lena Christ heute, neben der Fleißer, als größte bayerische Schriftstellerin gilt, dann nicht deshalb, weil sie der großen Virginia Woolf verblüffend ähnlich sah, sondern weil „ihr Gesamtwerk zum Besten, zum Kostbarsten, zum Ehrlichsten, Erschütterndsten und Schönsten gehört, was in Bayern je geschrieben wurde”, wie der Historiker Hans F. Nöhbauer notierte.
Trotzdem wäre die Dichterin beinahe in Vergessenheit geraten. Wenn da nicht ein Verehrer namens Günter Goepfert gewesen wäre. „Sie hat mich schon als Bub beeindruckt”, sagt der heute 85-jährige Autor, der sich als Lena-Christ-Biograph einen Namen gemacht hat. Nun hat er sein vor Jahrzehnten erstmals erschienenes Standardwerk noch einmal überarbeitet und um neue Fakten und Fotografien ergänzt. Dass wir heute mehr über Lena Christ wissen als diese in ihren „Erinnerungen” und Ehemann Peter Benedix in seinem Buch „Der Weg der Lena Christ” (1950) preisgeben, das verdanken wir vor allem Goepfert, der unter anderem nachwies, dass die „Erinnerungen” in Teilen dichterisch verfremdet und somit nicht wahrheitsgetreu sind. Bis zuletzt schöpfte Goepfert aus den besten Quellen: Unter anderem pflegte er bis zu deren Tod 1998 engen Kontakt zur Christ-Tochter Lena Dietz.
Die erschütternde Biographie setzt ein in den einzigen glücklichen Jahren der Lena Christ, die sie als Kind draußen beim Großvater in Glonn verbringen durfte. Anno 1888 holte die überstrenge Mutter die siebenjährige Lena zu sich nach München. Vor deren Prügeln und Demütigungen flüchtete sie jedoch ins Kloster Ursberg. Es folgten ein Selbstmordversuch, eine unglückliche Ehe, Trennung und bittere Not, bis sie den Schriftsteller Peter Benedix kennen lernte, der sie zum Schreiben ermunterte. Auf einer Parkbank nahe der Neuen Pinakothek entstanden dann 1912 ihre „Erinnerungen einer Überflüssigen”, das Resümee einer 31-Jährigen, die alle Qualen des Lebens schon hinter sich hatte.
Obwohl sie durchaus Erfolge feierte und bald die Romane „Mathias Bichler”, „Rumplhanni” und „Madame Bäuerin” nachschob, lief im Privatleben der labilen und in ihrem Verhalten oft rätselhaften Frau fast alles schief. Endgültig zum Verhängnis wurde ihr eine Affäre mit dem Hallodri Lodovico Fabbri. „Der nützte sie aus und trieb sie in den Tod”, sagt Goepfert, der überzeugt ist, dass Fabbri sie anstiftete, wertlose Bilder mit Signaturen von Kaulbach und anderen Koryphäen zu versehen und teuer zu verkaufen. Als der Schwindel aufflog, ließ sich Lena Christ von ihrem seltsamen Ehemann Peter Benedix Gift besorgen. Am 30. Juni 1920 setzte die Unglückliche ihrem Leben ein Ende. Im Nachruf der Münchner-Augsburger Abendzeitung wird deutlich, dass der literarische Rang der Lena Christ schon damals unbestritten war. Am 30. März 2000 wurde ihre Büste in der Münchner Ruhmeshalle über der Bavaria aufgestellt.
Günter Goepfert, Das Schicksal der Lena Christ, Rosenheimer Verlagshaus, 2004, 13,90 Euro.
Lena Christ mit ihrem Sohn Toni, von dem sie nach ihrer Scheidung getrennt wurde. Links: Abschiedsbrief an Ludwig Thoma.
Fotos: Rosenheimer Verlagshaus
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