Was veranlasst zwei Westfalen, einer davon noch mit südniedersächsischem Migrationshintergrund, ein Schützenfest-ABC herauszubringen? Eine berechtigte Frage, der man sich stellen kann oder sogar muss, wenn man dieses Buch in Händen hält. Schützenbrüder oder Schützenschwestern mögen sich fragen, was es denn über das Schützenfest oder Schützenwesen Neues zu erkennen gäbe, das Mann oder Frau nicht schon längst wüssten? Jede Menge im Zweifelsfall, denn man muss wissen, wer hinter dieser Idee steckt: zwei Westfalen, die das Wesen des Westfälischen seit Jahren im Visier haben. Da ist zum einen der Illustrator und Karikaturist Peter Menne. Wahl-Potsdamer mit urwestfälischen Wurzeln. Er wurde in Delbrück geboren und lebt seit 1995 in Potsdam. In den Bereichen Zeitschriften- und Schulbuchillustrationen arbeitet Menne seit 1993 für verschiedene Verlage im deutschsprachigen Raum. Darüber hinaus gehören die freie Grafik und die Satire, zunehmend auch tagesaktuelle Illustrationen für Printmedien zu seinen Arbeitsgebieten. Peter Menne, der Westfale in Potsdam, ist immer auf der Suche nach der unverwechselbaren Mentalität des Westfalen. Er liebt das Eigentümliche, das Kantige, das Skurrile und das bodenständig-Dickköpfige an diesen Westfalen. In seinen Karikaturen ist er bekennendes Landei. Und gerade das reizt nicht nur zum Schmunzeln oder Lachen. Es fördert hinter den Situationen urkomische Geschichten zu Tage, wie sie westfälischer nicht sein könnten. Über den zweiten im Bunde, Augustin Upmann, muss man nicht viel sagen. Wer kennt sie nicht, die bitterbösen und schrägen Geschichten aus dem imaginären Dorf Suchtdrup, in dessen Dorfpfütze sich die ganze Welt mit ihren Verrücktheiten spiegelt. Er und sein kongenialer Bühnen-Partner Heinz Weißenberg stehen seit vielen Jahren zusammen mit der »Tastenfachkraft« Svetlana Svoroba erfolgreich auf westfälischen Brettern und halten uns humorvoll, bissig, komödiantisch, aber nie verletzend den Spiegel vor Augen. Und nun wenden sich Peter Menne und Augustin Upmann dem Schützenfest ,zu, das doch in seinem Ursprung so gar nichts mit Ausgelassenheit, Unbeschwertheit und Feiern zu tun hat. Die Tradition des organisierten Schießens mit dem Ziel, im Wettkampf einen Schützenkönig zu küren, geht bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts zurück. Waffenfähige Bürger und Landbewohner standen in der Pflicht, in regelmäßigen Abständen das Schießen auf eine Scheibe oder einen hölzernen Vogel zu üben, um im Falle der Belagerung ihre jeweilige Stadt verteidigen zu können. Dass diese Pflicht, sich mit dem Ernstfall, nämlich mit der Verteidigung der Stadt auseinanderzusetzen, nicht immer auf ungetrübte Gegenliebe stieß, lässt sich vielleicht denken. Um dem entgegen zu wirken führten die Räte der Städte vielerorts – und nicht nur im Münsterland – einen jährlich stattfindenden Schießwettbewerb ein, bei dem mit geselligem Treiben der beste Schütze des Jahres ermittelt wurde. Aus dieser Tradition entwickelten sich sehr schnell Bruderschaften und Gilden, die das Gefühl der Zusammengehörigkeit stärkten und nachhaltig festigten. Diese seit Jahrhunderten bestehende Tradition hat sich nicht nur erhalten, sondern konnte sich gleichzeitig für Westfalen zu einem besonderen Markenzeichen entwickeln. Peter Menne und Augustin Upmann haben sich an die Arbeit gemacht, das Typische und das Spezielle dieser »Marke« herauszuarbeiten. Von A wie Antreten bis Z wie Zusammengehörigkeitsgefühl – oder in diesem Buch Zündkerze – haben annähernd 20 Schützenvereine aus dem Münsterland, dem Sauerland, aus Ostwestfalen und dem Lippischen das für sie Besondere an ihrem Fest herausgearbeitet. Dabei wurde sehr deutlich, welchen besonderen Wert das jährliche Schützenfest für die einzelnen Vereine darstellt. Aber auch, welche Orts- oder Ortsteil-prägende und integrative Funktion das Schützenfest für die Menschen hat. Was Augustin Upmann nach Sichtung der vielen Beiträge humorvoll-literarisch auf den Punkt gebracht hat, bringt der Illustrator und Karikaturist Peter Menne – man verzeihe mir die Doppeldeutigkeit – künstlerisch-illustrativ auf den Strich. Ein Buch, das zum Blättern, Schmunzeln, Nachdenken und Lachen einlädt. Da kann man nur in alter Schützentradition sagen: »Ein dreifaches Horrido« auf dieses Werk und ganz viel Vergnügen. »Ein Schütze steht stets seinen Mann auch wenn er nicht mehr stehen kann. Ein Schütze trägt auch ein Gewehr und damit schießt er hin und her Und fühlst Du dich einmal allein dann trete bei den Schützen ein.« (Erwin Grosche)