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Der lang erwartete zweite Band des "Schwarzbuch des Kommunismus". Er behandelt Länder, zu denen bei Erscheinen des ersten Bandes noch keine Studien vorlagen, wie etwa Rumänien und Bulgarien oder die baltischen Staaten, die heute der EU angehören. Die Autoren analysieren das Phänomen kommunistischer Bewegungen im Westen, die stark waren, aber nicht zur Regierung gelangten, wie etwa in Italien oder Griechenland. Auch die Bewältigung der kommunistischen Vergangenheit im modernen Rußland wird ausführlich behandelt. In einer fulminanten Einleitung zeichnet der Herausgeber Stéphane Courtois die…mehr

Produktbeschreibung
Der lang erwartete zweite Band des "Schwarzbuch des Kommunismus". Er behandelt Länder, zu denen bei Erscheinen des ersten Bandes noch keine Studien vorlagen, wie etwa Rumänien und Bulgarien oder die baltischen Staaten, die heute der EU angehören. Die Autoren analysieren das Phänomen kommunistischer Bewegungen im Westen, die stark waren, aber nicht zur Regierung gelangten, wie etwa in Italien oder Griechenland. Auch die Bewältigung der kommunistischen Vergangenheit im modernen Rußland wird ausführlich behandelt. In einer fulminanten Einleitung zeichnet der Herausgeber Stéphane Courtois die Debatte um die Verbrechen des Kommunismus nach. Die Frage, wie es dazu kommen konnte, daß die Idee von der klassenlosen Gesellschaft so schrecklich pervertiert wurde, so viel Terror, Gewalt und Leid über die Menschheit brachte, wird uns noch lange beschäftigen.
Autorenporträt
Stéphane Courtois ist Directeur de recherche (CNRS) am "Groupe d'Etude et d'Observation de la Democratie" der Universität Paris X in Nanterre.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.01.2005

Wissen ohne Trauer
Die Erinnerung an das blutige Weltexperiment Kommunismus

Stéphane Courtois (Herausgeber): Das Schwarzbuch des Kommunismus 2. Das schwere Erbe der Ideologie. Piper Verlag, München 2004. 512 Seiten, 24,90 [Euro].

Als Stéphane Courtois 1998 in Berlin das "Schwarzbuch des Kommunismus" vorstellte, gifteten ihn antifaschistische Menschenfreunde an, er möge abhauen und vom Eiffelturm springen. Courtois sprang nicht. Er folgte vielmehr seinem Buch in die Länder, in denen es übersetzt wurde. Dort diskutierte er darüber und sammelte Reaktionen auf seine Enzyklopädie des Grauens. Ihre Auflage überstieg eben die Million und liegt in einundzwanzig Sprachen vor.

Den regionalen Schwerpunkt des ersten Folgebandes zum wissenschaftlichen und politisierten Umgang mit dem blutroten Erbe bilden Estland, Bulgarien, Rumänien, Griechenland und Italien. Die weltpolitische Perspektive der totalitären Erfahrung behandeln Alexander Jakowlew (Politbüro der KPdSU, dann Theoretiker der Perestrojka) und Martin Malia (Berkeley-Professor für Geschichte). Courtois selbst hat unter den fünfzehn Autoren den nach Umfang und Inhalt größten Beitrag zur Ermittlung und Rezeption der verbrecherischen Schändung sozialistischer Menschheitsideen verfaßt. Er kämpft vor allem dagegen, daß zwar in Osteuropa die Geschichte des Kommunismus heute weithin als "immense Tragödie" gilt, dagegen aber im Westen, zumal in Frankreich, die Erinnerung an das blutige Weltexperiment "meist positiv" besetzt bleibt: "Solange der Nationalsozialismus als das absolut Böse charakterisiert wird, werden die kommunistischen Verbrechen automatisch relativiert. (. . .) Es ist schon eine seltsame Vorgehensweise, wenn man den Völkermord an den Juden benutzt, um in der Kategorie ,Verbrechen gegen die Menschlichkeit' eine Hierarchie aufzubauen."

Courtois' Schilderungen des Ungeheuerlichen und seiner Rechtfertigung in kommunistischen Regimen pressen uns förmlich in die Frage, ob sich das Böse im Menschen der Verheißung einer gerechten Welt nur als Vorwand für Teufeleien bedient. Warlam Schalamov schrieb über den Kolyma-GULag: "Was ich gesehen habe, sollte niemand sehen oder auch nur davon erfahren. Wenn man es aber gesehen hat, ist es besser, bald zu sterben."

Es gibt Realitäten, die zu groß sind für Haß oder Vergebung - und die gerade deswegen, so fordert Courtois, nicht dem Vergessen anheimfallen dürfen. Dabei solle der Wissenschaftler nicht ein einziges Faktum ignorieren. Verboten ist die Verwertung wissenschaftlicher Erkenntnisse zugunsten ideologischer Zweckmäßigkeit. Zu sehr bedrücken Courtois' Beweise dafür, daß sich in einem totalitären Staat alle Menschenwürde nur aus der Zugehörigkeit zu ihm ergibt und nicht aus der Eigenschaft als Mensch. Die Majestät der "guten" Idee bestimmt jeden Kritiker an ihrer Herrschaftspraxis zur elenden Person. "Keiner von uns steht", so Trotzkis Gelübde, "mit seiner Meinung über der Partei. Die Partei ist die oberste Instanz und hat als solche immer recht." Damit ist Führung autonom - ebenso ihre Willkür bei der Vergärung von Humanität zu Kriminalität infolge der Verabsolutierung des Verfeindungszwanges aus den Selbstultimaten politisch-religiöser Inbrunst.

Sich ihrer Opfer würdig zu erweisen durch Erinnerung und Faktizität ist Courtois' Appell. Historisches Wissen zu Brücken der Aufklärung und Begegnung zu machen bleibt indessen schwer. Ernsthafter Läuterung entziehen sich nicht nur die Massen. Allgemein stieß Courtois auf Wissen ohne Trauer. Hoffnungsträger der Demokratie prallen gegen Bastionen der Frechheit alter Machthaber nach geschmeidiger Umgruppierung ihrer Netzwerke. Allzuoft bleibt Museumspädagogik in den einstigen Lagern und Kerkern beschränkt auf Privatinitiativen vornehmlich junger Wissenschaftler. So ist im rumänischen Sighet, Heimatort Elie Wiesels, aus dem einstigen Gefängnis eine internationale Forschungs- und Begegnungsstätte entstanden. Die angeschlossene Schule, die Courtois selbst zeitweilig leitete, soll Rumänen und Moldauern im Alter von 15 bis 18 Jahren politische Bildung vermitteln. Finanzielle Unterstützung bekommt jene Mahnstätte in Sighet - zugleich Pilotprojekt des Europarats - von der Konrad-Adenauer- und der Hanns-Seidel-Stiftung.

Die Blutspuren kommunistischer Herrschaft zeigen sich im Gedächtnis der Welt heute geschickt verwischt oder verdünnt. Alte Seilschaften propagieren Umetikettierungen und Halbwahrheiten als Neuanfang. Die Erinnerung an den Schmerz trifft auf gute Gewissen im Kraterrand schlechter Gedächtnisse und ideologischer Erbfolge. "Wir hören", so Alexander Jakowlew, "die Bolschewiki unserer Tage seien nicht mehr die von früher. Welche Unverschämtheit! Wie können sie behaupten, daß sie sich geändert hätten? Vor dem Umsturz des Jahres 1917 sprachen sie ebenfalls von Freiheit, Demokratie und Gerechtigkeit. Und was geschah dann?" Die Erneuerer ebenso wie die Orthodoxen würden zwar Treue zur Demokratie bekunden, dies aber "mit verräterischem Glanz in den Augen".

Die Verwüstungen der Menschheit verbieten definitiv den Ersatz von Argumenten durch Tabus in der vergleichenden Totalitarismusforschung. Zu ihr sei, so Jorge Semprun, vor allem Deutschland berufen. Schon die Doppelgeschichte des von Braun und Rot betriebenen Lagers Buchenwald, wo Semprun interniert war, markiere Deutschlands Besonderheit: "Es ist das einzige Land, das beide totalitäre Unternehmungen des zwanzigsten Jahrhunderts in deren verheerendem Ausmaß erfahren, erleiden und kritisch hinterfragen mußte. Den Nationalsozialismus und den Bolschewismus."

MANFRED FUNKE

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.11.2004

Hierarchie des Schreckens
Das zweite „Schwarzbuch” über den Kommunismus setzt die Debatte über den Vergleich mit dem braunen Totalitarismus fort
Im Jahre 1997 brachte der französische Historiker Stéphane Courtois zusammen mit weiteren fünf Autoren den 1000-Seiten-Band „Das schwarze Handbuch des Kommunismus” heraus; ein Jahr später erschien die deutsche Übersetzung. Die darin enthaltenen Tatsachen-Behauptungen über die Terrorherrschaft der kommunistischen Regime in der Sowjetunion, in Polen, China, Vietnam, Nordkorea und Kambodscha konnten kaum bestritten werden; die von ihnen ermittelten 80 bis 100 Millionen Toten des roten Klassenwahns dürften realistisch sein. Nicht unterschlagen wurden aber auch die 25 Millionen Opfer des Rassenwahns der deutschen Nationalsozialisten.
Nicht ganz überraschend entzündete sich die Diskussion über die Gräuel der Totalitarismen des 20. Jahrhunderts keineswegs an den Opferzahlen - die das Vorstellungsvermögen ohnehin übersteigen -, sondern an den Versuchen, eine „Hierarchie des Schreckens” aufzustellen, in der Nazismus und Kommunismus „ebenbürtig” nebeneinander stehen. Dass die „Linke” jede Analogie zwischen den beiden Systemen ebenso vehement bestreitet, wie sie von der „Rechten” behauptet wird, war vorauszusehen und hat zu heftigen Diskussionen geführt, die auch durch das Vorwort von Courtois angeheizt wurden, in dem der rote Terror auf einem höheren Podest stand als der braune. In Frankreich und Deutschland wurde besonders heftig über den Vergleich zwischen Nazismus und Kommunismus gestritten. Den rhetorischen Waffengang fasste Professor Horst Möller, Direktor des Münchner Instituts für Zeitgeschichte, in dem Band „Der rote Holocaust und die Deutschen” zusammen (bei Piper), wobei schon der Buchtitel für Aufregung sorgte.
Courtois hat nun, zusammen mit weiteren neun Autoren, ein zweites „Schwarzbuch” vorgelegt, in dem er sich vor allem mit seinen Widersachern aus Frankreichs linker Elite auseinander setzt, auch die Frage nach dem Systemvergleich stellt, sie aber eher vorsichtig beantwortet. Als seinen Widersacher zitiert er den kommunistischen Funktionär Roger Martelli: „Die Ähnlichkeit der Methoden bedeutet keine Ähnlichkeit der Systeme und schon gar keine Angleichung der Doktrinen.” Dann lässt Courtois den Soziologen Bernhard-Henry Lévi zu Wort kommen: „Sind der Faschismus und der Kommunismus miteinander vergleichbar? Wenn damit ,identisch‘ gemeint ist oder wenn dies bedeuten soll, die beiden Systeme mit irgendeiner Nacht, in der alle Verbrechen grau sind, zu vermischen, dann ist diese Frage selbstverständlich zu verneinen.” Lévi sagt aber auch: „Vergleichen heißt denken. Vergleichen heißt historisch betrachten.” Courtois fügt an: „Das Gleichheitszeichen ist nämlich ein mathematisches Zeichen, das aus nahe liegenden Gründen in der Geschichtswissenschaft keine Verwendung findet.” Die Quintessenz: Der Vergleich der beiden Terrorsysteme ist zulässig, ihre Vermischung nicht.
Solche Distinktion lässt Alexander Jakowlew, Gorbatschows Hauptarchitekt der Perestrojka und einst Mitglied des Politbüros der KPdSU, nicht gelten. Sein Beitrag bildete in der russischen Ausgabe des „Schwarzbuchs 1”das Vorwort und wurde nun, wie auch einige andere Länderporträts (Estland, Rumänien) in den zweiten Band übernommen. Jakowlew verwirft alles, woran er einmal geglaubt haben mag. Der Bolschewismus ist für ihn „dieselbe Kategorie wie der deutsche Nationalsozialismus”, ein „Maulwurf der Geschichte”, eine „Variante des Faschismus”, eine „Landmine von ungeheurer Kraft”, und „rotbraun” ist er ohnehin. Der Berkeley-Historiker Martin Malia geht der Frage nach, warum der Kommunismus im Vergleich zum Nazismus eine positivere Bewertung findet und nennt mehrere Faktoren: seine Teilnahme am Sieg über Hitler in einer Art „Volksfront” mit den westlichen Demokratien; die bessere Erforschung auch durch die Nürnberger Prozesse gegen Kriegsverbrecher. Und: Kein Lager in der Welt des Gulag sei ein Museum geworden. Als ausschlaggebend für die „dualistische Wahrnehmung” der beiden Politsysteme wertet Malia den Holocaust, „ein in der Geschichte einmaliges Verbrechen”. Der Mord an den Juden ist auch für viele andere Forscher das entscheidende Kriterium bei der Kategorisierung des Nazismus.
Bei der Fixierung auf die deutsch-sowjetische Konfrontation gerät das Schicksal der Völker, die vor allem durch die deutsche Katastrophenpolitik in den Strudel hineingezogen wurden, aus dem Blickfeld. Die Leiden der Esten, Rumänen und Bulgaren, die im Buch geschildert werden - Erschießungen, Deportationen, Familientrennung, Zwangsarbeit, Repressionen aller Art - kann man sich nicht grausam genug vorstellen. Selbst Länder wie Italien und Griechenland, die keine direkte kommunistische Herrschaft kannten, mussten ihre bitteren Erfahrungen machen.
JOSEF RIEDMILLER
STEPHANE COURTOIS, ALEXANDER JAKOWLEW, MARTIN MALIA, MART LAAR, DINIU CHARLANOW, LIUBOMIR OGNIANOW, PLAMEN ZWETKOW, ROMULUS RUSAN, ILIOS YANNAKAKIS, PHILIPPE BAILLET: Das Schwarzbuch des Kommunismus 2 / Das schwere Erbe der Ideologie. Piper Verlag, München 2004. 544 Seiten, 24,90 Euro.
Dieses Lager „zur besonderen Verwendung” wurde 1923 im Kloster auf den Solowezki-Inseln im Weißen Meer errichtet. Zwischen 1923 und 1939 befanden sich allein hier 840 000 Gefangene. (Aus „Gulag” von Tomasz Kizny, Hamburger Edition.)
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

"Das zweite "Schwarzbuch" über den Kommunismus, das der französische Historiker Stephane Courtois zusammen mit neun weiteren Autoren vorgelegt hat, setzt die Debatte über den Vergleich von Nazismus und Kommunismus fort. Wie Rezensent Josef Riedmiller berichtet, antwortet Courtois insbesondere auf seine Widersachern aus Frankreichs linker Elite, die seine Versuche, eine "Hierarchie des Schreckens" aufzustellen, in der Nazismus und Kommunismus "ebenbürtig" nebeneinander stehen, heftig kritisiert hatten. Auch die Frage nach dem Systemvergleich stelle Courtois wieder, beantworte sie aber "eher vorsichtig": Demnach sei ein Vergleich der beiden Terrorsysteme zulässig, ihre Vermischung nicht. Riedmiller hebt den Beitrag des Berkeley-Historikers Martin Malia hervor. Dieser gehe der Frage nach, warum der Kommunismus im Vergleich zum Nazismus eine positivere Bewertung findet, und nenne mehrere Faktoren: seine Teilnahme am Sieg über Hitler in einer Art "Volksfront" mit den westlichen Demokratien; die bessere Erforschung auch durch die Nürnberger Prozesse gegen Kriegsverbrecher. Und: Kein Lager in der Welt des Gulag sei ein Museum geworden. Als ausschlaggebend für die "dualistische Wahrnehmung" der beiden Politsysteme werte Malia den Holocaust, "ein in der Geschichte einmaliges Verbrechen".

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