Argentinien im Juni 1956: Ein Dutzend Männer wird von der Polizei aus einer Wohnung entführt und hingerichtet. Monate später stößt der Journalist Rodolfo Walsh auf die Spur eines Überlebenden; nach minutiösen Recherchen veröffentlicht er den Tatsachenroman "Das Massaker von San Martín". Die Geschichte ist in Südamerika eine Sensation und macht Walsh zum Helden des argentinischen Widerstands. Marcelo Figueras erzählt diese wahre Begebenheit als spannungsgeladenen Thriller: wie der legendäre Journalist Walsh selbst zum Detektiv wird und mit der Rekonstruktion des Verbrechens seinen literarischen Durchbruch erzielt. Perfekt komponierter Krimi und Reportage in einem: ein Meisterstück.
buecher-magazin.deWenn einer der wichtigsten Autoren der modernen lateinamerikanischen Literatur mit einem neuen Buch aufwartet, darf man mit Recht gespannt sein. Marcelo Figueras enttäuscht die hochgesteckten Erwartungen in "Das schwarze Herz des Verbrechens" nicht. Immer enger verzahnt er im Laufe des Romans die Tatsachengeschichte von der Hinrichtung eines ganzen Dutzends Männer durch die argentinische Polizei in den 1950er-Jahren mit seiner fiktiven Erzählung des Journalisten R, wie er im Roman nur heißt. Natürlich ist R unschwer als der Journalist Rodolfo Walsh zu identifizieren, der aus dem Massaker tatsächlich einen Roman gemacht hatte. So erzählt Figueras in Romanform die Geschichte eines Autoren-Detektivs und seines Romans. Das klingt kompliziert verschachtelt, ist aber durch die stetig vorantreibende Sprache und einen kunstvoll gesetzten Spannungsbogen wie im Rausch zu lesen. Die Tatsachengeschichte an sich ist schon spannend genug, doch der Autor schafft es, mit seiner fiktiven Überhöhung dem Leser einen tiefen Einblick ins Seelenleben der Protagonisten zu verschaffen und damit exakt das titelgebende "schwarze Herz des Verbrechens" darzustellen.
© BÜCHERmagazin, Carsten Tergast (ct)
© BÜCHERmagazin, Carsten Tergast (ct)
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
1956, ein Jahr nach dem Militärputsch gegen Peron, verschwanden in Argentinien 12 Zivilisten, von denen man später Überreste auf einer Müllhalde fand. Der argentinische Autor Rodolfo Walsh schrieb darüber ein Buch, "Das Massaker von San Martín". Es war der erste Tatsachenroman überhaupt, erzählt Rezensent Ralph Hammerthaler. Walsh wurde in den siebziger Jahren ermordet. Marcelo Figueras erzählt in seinem Roman "Das schwarze Herz des Verbrechens" die Geschichte Walshs, der - damals noch laut Rezensent ein "mittelmäßiger" Journalist - mit seinem Tatsachenroman zum engagierten Schriftsteller wurde. Figueras hält sich eng an den nüchternen Ton Walshs, so Hammerthaler, der das Buch mit großem Interesse gelesen zu haben scheint. Dennoch werde die Atmosphäre in den Zeitungsredaktionen der 50er Jahre anschaulich beschrieben. Und eine kluge Frau, die Walsh "im Zweifel überlegen" ist, gibt es auch. Definitiv keine Hagiografie, sondern das Porträt eines mutigen Mannes in seiner ganzen Widersprüchlichkeit, versichert der Rezensent.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
"Marcelo Figueras ist ein differenziertes Porträt und gleichzeitig ein fesselnder Polit-Thriller gelungen." Thomas Wörtche, Deutschlandfunk Kultur, 21.02.2018