"Das Kriegskind fällt mir ein, das Familienphantom regt sich. Immer wieder taucht es in mir auf, dieses Kind, dieser unbekannte Onkel, periodisch und über Jahre drängt es mich, dieses Familientabu zu brechen."Es ist das Universum einer Kindheit auf dem Land in den 1960-70ern, das Herwig Oberlerchner hier assoziativ und episodisch aufarbeitet. Aufgewachsen in einem Viergenerationenhaus nimmt er eine Fülle von Bildern, Geräuschen, Stimmen in sich auf, auch solche, die viel älter sind als er: Geschichten seiner Eltern, Groß- und Urgroßeltern, von Tanten wie Onkeln, von Begegnungen, Merkwürdigkeiten oder Ausweichmanövern erzählt er - und nach und nach auch von den Themen, die nicht für die Ohren des Kindes bestimmt waren: Depressionen und Suizide etwa, Kindstode, ungewollte Schwangerschaften, NS-Mitgliedschaften, ein ausgewanderter Abenteurer-Ahn. Ergänzt um die Nachfragen bei Verwandten, diverse Briefe und Archiv-Recherchen legt er Schicht um Schicht seines familiären Geflechts freiund ermutigt, neugierig auf die eigene Familie zu werden und deren Zonen lauten Schweigens zu erkunden.