Hans Werner Kolben, geboren 1922 in Aussig, stammte aus einer berühmten böhmischen Industriellenfamilie. Er wurde aufgrund einer Denunziation durch einen früheren Mitschüler wegen des Nicht-Tragens des gelben "Judensterns" verhaftet und am 10. August 1942 nach Theresienstadt, am 28. September 1944 nach Auschwitz deportiert. Im Februar 1945 starb er im KZ Kaufering, unweit Landsberg/Lech, an Flecktyphus. 1943/44 schrieb Hans Werner Kolben im KZ Theresienstadt ungefähr 20 Gedichte, die von seiner Mutter gerettet wurden. Sie selbst überlebte nur deshalb, weil sie als Bakteriologin im KZ gebraucht wurde. Das Manuskript einer geretteten Erzählung von 1944 Der Nordpolfahrer, "in der ein Mord aus Hunger geschildert wird" (so H. G. Adler), ging nach dem Krieg in der Post verloren. Dagegen legen wir Hans Werner Kolbens Gedichte in dieser Ausgabe erstmals vollständig vor. Hans Werner Kolbens Bruder Heinz steuert seine Erinnerungen an die gemeinsam verbrachten Jahre bei. Selbst in einem Nebenlager von Auschwitz, überlebte Heinz Kolben nur, weil er sich vor der Auflösung des KZ Blechhammer/Oberschlesien vor der SS verstecken konnte und so dem Todesmarsch der Lagerinsassen entging. Peter Demetz, dessen Essay zu Hans Werner Kolben mitaufgenommen ist, wurde 1922 in Prag geboren. Seine jüdische Mutter wurde im KZ umgebracht; er selbst wurde im Herbst 1944 zusammen mit anderen "Hlabjuden" aus Prag zu einem Arbeitseinsatz mit ungewissem Ausgang verschickt, den er glücklich überstand. 1948 floh er nach dem kommunistischen Putsch aus seiner Heimat und wurde in den USA zu einem namhaften Germanisten. Hans Werner Kolben gehörte zu seinen Prager Jugendfreunden; miteinander tauschten sie sich über ihre ersten Gedichte aus.