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Der neue Roman nach dem Bestseller »Die Ladenhüterin« Der neue Roman von Japans Erfolgsautorin Sayaka Murata erzählt die Geschichte von Natsuki und ihrem Cousin Yu, die sich jung verlieben und gemeinsam gegen eine Welt verbünden, die ihnen beileibe nicht nur Gutes will. Im alten Farmhaus der Familie, in dem früher die Seidenraupen ihren Dienst verrichteten, sind sie glücklich, denn sie sind beieinander. 20 Jahre später geht Natsuki an diesen Ort zurück ... Die Magie dieses abgründigen Romans spinnt uns ein in einen irisierenden Kokon der Fremdheit und entlässt uns schließlich in eine Realität,…mehr

Produktbeschreibung
Der neue Roman nach dem Bestseller »Die Ladenhüterin« Der neue Roman von Japans Erfolgsautorin Sayaka Murata erzählt die Geschichte von Natsuki und ihrem Cousin Yu, die sich jung verlieben und gemeinsam gegen eine Welt verbünden, die ihnen beileibe nicht nur Gutes will. Im alten Farmhaus der Familie, in dem früher die Seidenraupen ihren Dienst verrichteten, sind sie glücklich, denn sie sind beieinander. 20 Jahre später geht Natsuki an diesen Ort zurück ... Die Magie dieses abgründigen Romans spinnt uns ein in einen irisierenden Kokon der Fremdheit und entlässt uns schließlich in eine Realität, in der alles möglich ist. Sayaka Muratas Roman »Die Ladenhüterin« war eine literarische Sensation aus Japan, die auch die deutschen Leserinnen und Leser im Sturm erobert hat: Eine Außenseiterin findet als Angestellte eines 24-Stunden-Supermarkts ihre wahre Bestimmung. »Das Seidenraupenzimmer« erzählt die Geschichte von Außenseitern, die darum kämpfen, ihren Platz in der Welt zu finden, noch konsequenter: Wie Murata das Psychogramm eines Missbrauchsopfers überführt in eine gänzlich eigenständige Erzählung, die die Grenzen der Realität einreißt und neu bestimmt, ist beeindruckend - und die so überraschenden Wege der Freundschaft und Liebe, in der die Versehrten Zuflucht finden, sind umso tröstlicher und berührender. »Sehr lustig, aufregend beunruhigend und vollkommen überraschend.« Sally Rooney über »Die Ladenhüterin«
Autorenporträt
Murata, SayakaSayaka Murata wurde 1979 in der Präfektur Chiba, Japan, geboren. Für ihre literarische Arbeit erhielt sie bereits mehrere Auszeichnungen. Ihr Roman »Die Ladenhüterin« gewann 2016 mit dem Akutagawa-Preis den renommiertesten Literaturpreis Japans und war in mehr als einem Dutzend Ländern ein großer Erfolg.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.06.2020

Nimm das, Erdling!
Im Auge eines Außerirdischen: Sayaka Muratas schonungslose Satire auf die Japan Inc.

Mit dem Roman "Die Ladenhüterin", der im Reich japanischer 24-Stunden-Supermärkte (konbini) und Arbeitsmenschen ohne Aufstiegschancen eine leise Sozialkritik übte, landete Sayaka Murata 2016 einen Bestseller. Diese Kritik der Autorin an der Leistungsgesellschaft, die gern als Japan Inc. bezeichnet wird, ist nun in "Das Seidenraupenzimmer" expliziter und feministischer geraten.

Zum Ahnenfest O-Bon reist die Familie von Natsuki aus Chiba in die Berge um Nagano zum Haus der Großeltern. Lampions und Glühwürmchen, Rituale wie Willkommens- und Abschiedsfeuer für die Ahnen bieten eine schöpfungsnahe Gegenwelt zur Großstadt. Sehnsüchtig erwartet Natsuki, die von ihrer Familie wenig Liebe erfährt und Missbrauchsopfer eines Lehrers wurde, jeden Sommer Yu, ihren Cousin, ein Scheidungskind, mit dem sie sich in eine Welt fern der Machtasymmetrien hineinträumt und der ihr seine Herkunft vom Planeten Pohapipinpopopia gesteht. Die in Manga-Ästhetik verpackte inzestuöse Romanze zwischen Außenseiterin und Außerirdischem wird von der Umwelt nicht geschätzt, und Natsuki kann lange nicht mehr in die japanischen Alpen reisen.

Der ländlichen Idylle steht in harten Schnitten Chiba gegenüber. Natsuki erinnern die städtischen Apartments an Nistkästen und an ein Zimmer in Opas Haus, in dem Seidenraupen in Bambuskörben gezüchtet wurden.

Es geht um orwellsche Gehirnwäsche und kafkaeskes Gefangensein als Organspender eines in dystopischen Zyklen der Produktion und Reproduktion zum Selbstzweck gewordenen Systems. Symbolisch ist die Welt der Farben, wenn Natsuki als Racheengel in traumartiger Überblendung von Geschlechterfarben den sie belästigenden Nachhilfelehrer tötet: Dessen Haus nimmt am Tattag pinke Farbe an, während Natsuki auf ein "blaues Gebilde" einsticht, aus dem goldene Flüssigkeit strömt. Später vollzieht Natsuki, die auf dem Portal "drückdich.com" unter dem Menüpunkt "Ehe ohne sexuelle Aktivitäten" Tomoobi kennenlernte, eine Scheinheirat, um den "Augen der Fabrik" zu entgehen. 23 Jahre nach ihrem letzten Besuch in den Bergen reist sie mit Tomoobi nun noch einmal zum Landhaus ihrer Jugend, das nach Großvaters Tod Yus Vater geerbt hat.

Da auch der als Erwachsener und "Erdling" camouflierte Cousin dort gerade eine Auszeit nimmt, bilden Natsuki, Tomoobi und Yu eine Dreier-WG, aus den Urlaubern werden Aussteiger, Kommunarden und Pohapipinpopopianer. Nachdem das Ehepaar von irdischen Boten wie Natsukis Schwester oder Schwiegervater aufgesucht und zeitweise "in die Fabrik zurückgebracht" wurde, will das Trio dem Gesellschaftsvertrag schließlich ganz entsagen.

Das bildhafte Finale erinnert in seiner Unausweichlichkeit und Weltabgeschiedenheit - nach Schneefall und Erdrutschen sind die Zufahrtswege blockiert, ist man von der Außenwelt abgetrennt - an Abe Kobos existentialistischen Roman "Die Frau in den Dünen". Das Trio wird dank des Sozialexperiments und extraterrestrischen Trainings durch die Aktivierung neuer Teile des Gehirns und im Wunsch, "im Zustand eines Gefäßes zu leben", freier, animalischer, anarchistischer - und kann sich dennoch nie ganz lösen und heilen von Fesseln und Fallgruben gesellschaftlicher Prägungen.

Muratas neuer Roman ist mit seinen Szenen von Inzest, Missbrauch, Mord und Kannibalismus gewöhnungsbedürftig. Umso dezidierter beschwört diese Psychoanalytikerin ihres Landes die Schattenseiten Japans und des globalen Kapitalismus.

STEFFEN GNAM

Sayaka Murata: "Das Seidenraupenzimmer". Roman.

Aus dem Japanischen von Ursula Gräfe. Aufbau Verlag, Berlin 2020. 256 S., geb., 20,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Rezensent Martin Oehlen bestaunt die Radikalität in Sayaka Muratas Roman über eine Fünftklässlerin aus der fünften Dimension. Atemberaubend erzählt findet er die Rebellinnengeschichte, die für ihn das gewisse Etwas hat: Nicht der Glaube des Mädchens an die eigene Zauberkraft, sondern die knallharte Grundierung mit Missbrauch und Verlorenheit und Widerstand. Dass Murata dabei nicht den "moralischen Zeigefinger" bemüht, gefällt Oehlen gut.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Ein verstörendes, schonungsloses Buch mit radikalem Ende und eine kritische, kunstvolle Allegorie auf die japanische Gesellschaft.« RBB Kulturradio 20200704