Auf Reisen zu gehen, ferne Welten aufzusuchen, festgelegte Rollen hinter sich zu lassen und vorzustoßen in Räume voller Erwartung und Verheißung - dies ist der Dreh- und Angelpunkt eines zerbrechlichen Glücks und zugleich gefahrvoller Moment seelischen Scheiterns. Denn nirgends mehr als auf Reisen tritt die Fragilität des Selbst zutage: Entscheidungen, die man getroffen, Beziehungen, die man geknüpft, das Leben, das man geführt hat - all das kann an der Schwelle zur Fremde aus der Balance geraten.Jens Clausen verknüpft literarische Reiseschilderungen mit psychischen Aspekten und geht der Frage…mehr
Auf Reisen zu gehen, ferne Welten aufzusuchen, festgelegte Rollen hinter sich zu lassen und vorzustoßen in Räume voller Erwartung und Verheißung - dies ist der Dreh- und Angelpunkt eines zerbrechlichen Glücks und zugleich gefahrvoller Moment seelischen Scheiterns. Denn nirgends mehr als auf Reisen tritt die Fragilität des Selbst zutage: Entscheidungen, die man getroffen, Beziehungen, die man geknüpft, das Leben, das man geführt hat - all das kann an der Schwelle zur Fremde aus der Balance geraten.Jens Clausen verknüpft literarische Reiseschilderungen mit psychischen Aspekten und geht der Frage nach, wie Menschen auf Reisen ihr Selbst verlieren. Angst- und Panikattacken verunsichern, Dissoziationen verändern die Wahrnehmung, Depressionen machen handlungsunfähig, Psychosen konfrontieren mit der Schwierigkeit innerer und äußerer Abgrenzung. Schriftsteller wie Goethe, Hölderlin, Rilke, Schwarzenbach, Brinkmann, Sebald oder Kertész kommen zu Wort, deren Erlebnisse und Krisen in der Fremde auch vielen begeisterten Reisenden unter uns vertraut sein dürften.
Dr. phil. Jens Clausen, geb. 1954 in Hamburg, Studium der Erziehungswissenschaft, Germanistik und Geschichte. Ausbildung am Institut für Gruppenanalyse Heidelberg. Berufliche Erfahrungen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie, der Psychosomatik und der Sozialpsychiatrie. Lehr- und Fortbildungstätigkeiten im Bereich Sozial- und Heilpädagogik in Freiburg/Br., Hamm/Westf. und Münster.
Inhaltsangabe
EINLEITUNG 9Idee und Ausgangsfrage 9Reisende mit auffälligem Verhalten 14Psychische Krisen in der Fremde - in Selbstschilderungen 21DER KONTEXT DER ERKUNDUNG 24Zur Forschungslage 24Das Stendhal-Syndrom: Nervenanfall und Dissoziation 30Das Jerusalem-Syndrom: Verstörung und religiöser Wahn 37Zum Gegenstand der Erkundung 39Exkurs Friedrich Hölderlin: »Wohin denn ich?« 42BEGRIFFSKLÄRUNGEN UND THEORETISCHE GRUNDLAGEN 47Aspekte des Reisens 47Der Begriff der Reise 47Psychische Dispositionen auf Reisen 55Versuch einer Typologie der Reisenden 58Abschiede und Aufbrüche 61Begegnungen und Beziehungen 67Erfahrungen der Bewegung 70Melancholie des Hotelzimmers 74Erfahrungen der Ungeborgenheit 79Wirkungen des Meeres 82Aspekte der Fremde 87Der Begriff der Fremde 87Fremde im entwicklungspsychologischen Kontext 94Fremde im ethnopsychiatrischen Kontext 97Der Prozess der Erfahrung der Fremde 102Entfremdung und emotionale Verlorenheit 107Exkurs Johann Wolfgang von Goethe: »Wie bin ich froh, dass ich weg bin!« 109Goethe auf dem Gotthard - die Versuchung 112Goethe als Reisender - einige Fragen und Anmerkungen 113Daten und Fakten zu Goethes Reisen 115Der Aufbruch als Inszenierung oder als Flucht 116Halt am Gegenständlichen 122Aspekte des Selbst 125Zum Begriff des Selbst 125Das Selbst in der Sozialpsychologie 129Das Selbst in der Psychoanalyse 130Das Selbst in der analytischen Selbstpsychologie 134ExkursSigmund Freud: »... froh, dass man irgendwo zu Hause ist« 138Die Angst vor dem Verlust der Verbundenheit 142Einsam und allein: »... kaum auszuhalten« 144Reiseängste, Phobien, dissoziative Verstörungen 146Freuds besonderes Verhältnis zu Rom 147Die Angst vor sexuellen Impulsen in der Fremde 148DAS SELBST UND DIE FREMDE 151Eine Analyse autobiografischer Texte 151Das bedrohte Selbst in der Fremde: Angst und Panik 153Beklemmung: Imre Kertész 155Verstörung: Erich Wulff 159Flucht: W. G. Sebald 162Zur Dynamik von Angststörungen 166Ängste und Phobien in weiteren Reisetexten 169Das irritierte Selbst in der Fremde: Dissoziation 174Momente der Dissoziation 174Isolation: Nicolas Bouvier 179Abgrenzung: Rolf Dieter Brinkmann 184Fremdheit: Dolf Sternberger 194Weitere dissoziative Störungen in der Fremde 197Das erschöpfte Selbst in der Fremde: Depression 202Zur Dynamik depressiver Störungen 202Trennungsverlust: Max Dauthendey 204Zerrissenheit: Albert Camus 211Hoffnungslosigkeit: Annemarie Schwarzenbach 218Das verunsicherte Selbst in der Fremde: Adoleszente Krisen 230Adoleszenz als Begriff und Entwicklungsstadium 232Auflösung: Lori Schiller 236Entrückung: Everett Ruess 240Das entgleitende Selbst in der Fremde: Wahn und Psychose 250Begriff und Dynamik des Wahns 253Versenkung: Ortrud Grön 255Begriff und Dynamik der Psychose 259Verfolgung: August Strindberg 262Wahn und Psychose in weiteren Reisetexten 270ExkursRainer Maria Rilke: »... im Innersten ratlos« 281DAS SELBST UND DIE FREMDE: ZUSAMMENFASSUNG 286Anmerkungen zum autobiografischen Schreiben 286Bindungstheoretische Überlegungen 293Dreizehn zusammenfassende Gedanken 299SCHLUSSBEMERKUNG UND DANK 306LITERATUR 310
EINLEITUNG 9Idee und Ausgangsfrage 9Reisende mit auffälligem Verhalten 14Psychische Krisen in der Fremde - in Selbstschilderungen 21DER KONTEXT DER ERKUNDUNG 24Zur Forschungslage 24Das Stendhal-Syndrom: Nervenanfall und Dissoziation 30Das Jerusalem-Syndrom: Verstörung und religiöser Wahn 37Zum Gegenstand der Erkundung 39Exkurs Friedrich Hölderlin: »Wohin denn ich?« 42BEGRIFFSKLÄRUNGEN UND THEORETISCHE GRUNDLAGEN 47Aspekte des Reisens 47Der Begriff der Reise 47Psychische Dispositionen auf Reisen 55Versuch einer Typologie der Reisenden 58Abschiede und Aufbrüche 61Begegnungen und Beziehungen 67Erfahrungen der Bewegung 70Melancholie des Hotelzimmers 74Erfahrungen der Ungeborgenheit 79Wirkungen des Meeres 82Aspekte der Fremde 87Der Begriff der Fremde 87Fremde im entwicklungspsychologischen Kontext 94Fremde im ethnopsychiatrischen Kontext 97Der Prozess der Erfahrung der Fremde 102Entfremdung und emotionale Verlorenheit 107Exkurs Johann Wolfgang von Goethe: »Wie bin ich froh, dass ich weg bin!« 109Goethe auf dem Gotthard - die Versuchung 112Goethe als Reisender - einige Fragen und Anmerkungen 113Daten und Fakten zu Goethes Reisen 115Der Aufbruch als Inszenierung oder als Flucht 116Halt am Gegenständlichen 122Aspekte des Selbst 125Zum Begriff des Selbst 125Das Selbst in der Sozialpsychologie 129Das Selbst in der Psychoanalyse 130Das Selbst in der analytischen Selbstpsychologie 134ExkursSigmund Freud: »... froh, dass man irgendwo zu Hause ist« 138Die Angst vor dem Verlust der Verbundenheit 142Einsam und allein: »... kaum auszuhalten« 144Reiseängste, Phobien, dissoziative Verstörungen 146Freuds besonderes Verhältnis zu Rom 147Die Angst vor sexuellen Impulsen in der Fremde 148DAS SELBST UND DIE FREMDE 151Eine Analyse autobiografischer Texte 151Das bedrohte Selbst in der Fremde: Angst und Panik 153Beklemmung: Imre Kertész 155Verstörung: Erich Wulff 159Flucht: W. G. Sebald 162Zur Dynamik von Angststörungen 166Ängste und Phobien in weiteren Reisetexten 169Das irritierte Selbst in der Fremde: Dissoziation 174Momente der Dissoziation 174Isolation: Nicolas Bouvier 179Abgrenzung: Rolf Dieter Brinkmann 184Fremdheit: Dolf Sternberger 194Weitere dissoziative Störungen in der Fremde 197Das erschöpfte Selbst in der Fremde: Depression 202Zur Dynamik depressiver Störungen 202Trennungsverlust: Max Dauthendey 204Zerrissenheit: Albert Camus 211Hoffnungslosigkeit: Annemarie Schwarzenbach 218Das verunsicherte Selbst in der Fremde: Adoleszente Krisen 230Adoleszenz als Begriff und Entwicklungsstadium 232Auflösung: Lori Schiller 236Entrückung: Everett Ruess 240Das entgleitende Selbst in der Fremde: Wahn und Psychose 250Begriff und Dynamik des Wahns 253Versenkung: Ortrud Grön 255Begriff und Dynamik der Psychose 259Verfolgung: August Strindberg 262Wahn und Psychose in weiteren Reisetexten 270ExkursRainer Maria Rilke: »... im Innersten ratlos« 281DAS SELBST UND DIE FREMDE: ZUSAMMENFASSUNG 286Anmerkungen zum autobiografischen Schreiben 286Bindungstheoretische Überlegungen 293Dreizehn zusammenfassende Gedanken 299SCHLUSSBEMERKUNG UND DANK 306LITERATUR 310
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