Gottfried Keller (1819-1890) skizzierte den Novellenzyklus "Das Sinngedicht" bereits 1851, veröffentlicht wurde das Werk jedoch erst 1881. Der Titel nimmt Bezug auf ein Epigramm (Sinngedicht) des Barockdichters Friedrich von Logau: "Wie willst du weiße Lilien zu roten Rosen machen? / Küss eine weiße Galathee: sie wird errötend lachen!" Seit der Antike gilt die Göttin Galatea als Verkörperung zugleich der Erregung als auch Eingrenzung des männlichen Begehrens. Entsprechend kreisen die sieben Novellen sowie die ebenfalls als Novelle angelegte Rahmenhandlung um das Thema geglückte oder missglückte Liebe, wobei Keller in der Wahl seiner Handlungsorte und -zeiten bis zu den Befreiungskriegen, den Indianern Nordamerikas und der portugiesischen Herrschaft in Westafrika weit ausgreift.