In seiner Arbeit setzt Günther Emlein die "Allgemeine Theorie des Sinnsystems", eine Weiterentwicklung der Systemtheorie Niklas Luhmanns, ein, um einen eigenständigen Ansatz der Seelsorge zu entwickeln. Als gemeinsame Grundlage für Pastorales und Psychologisches schlägt der Autor das Universalmedium "Sinn" vor. Sinn wiederum phänomenalisiert sich nie als "Einzelsinn", sondern nur in Verknüpfung mit anderem Sinn: Sinn ist nur systemisch zu haben. Die beteiligten Disziplinen werden allerdings nicht "integriert", sondern Emlein postuliert Seelsorge als Hybriden mit zwei Operationen: der Operation der Kommunikation (Seelsorge als Gespräch) und der Operation des Religiösen. Entsprechend systemtheoretischer Überlegungen erfüllt Religion die Funktion, mit der Kontingenz von Sinn umzugehen. Sinn bildet die Welt nicht ab, sondern interpretiert sie als Differenz von Auswahl und Horizont, ihm eignet keine Festigkeit. Religion beantwortet die Frage nach der Garantie von Sinn durch Mythen undRituale: Beide gehen mit dem Unsagbaren, dem Jenseits von Sinn um. Bezüglich der Seelsorge ist das Unsagbare und Unauslotbare die Seele. Die Affinität der Seelsorge zu Psychotherapie zeigt sich in der Gemeinsamkeit der Themen: Existentielle Irritation und Fragmentarisierung des Lebens in der Moderne, die Seelsorge befasst sich zusätzlich mit individuellen Kontingenzerfahrungen. Sorge bestimmt Seelsorge als einen solchen Umgang mit dem Anderen, dass der Andere danach noch ein Anderer ist und nicht weniger (Heidegger).
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