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7 Kundenbewertungen

London, September 1919: Der junge Tristan Sadler steigt in einen Zug. Er fährt nach Norwich, um sich dort mit Marian Bancroft, der Schwester seines toten Kameraden Will, zu treffen, mit dem er Seite an Seite im Ersten Weltkrieg gekämpft hat. Als Gepäck trägt Tristan ein Bündel Briefe mit sich und seine Erinnerung. In Norwich trifft sich Tristan mit Marian in einem Café. Er erzählt ihr von seiner ersten Begegnung mit Will im Ausbildungslager Aldershot; von der Schiffspassage nach Nordfrankreich, vom Leben und Sterben im Grabenkampf, aber auch von der Freundschaft und dem Vertrauen, das sich die…mehr

Produktbeschreibung
London, September 1919: Der junge Tristan Sadler steigt in einen Zug. Er fährt nach Norwich, um sich dort mit Marian Bancroft, der Schwester seines toten Kameraden Will, zu treffen, mit dem er Seite an Seite im Ersten Weltkrieg gekämpft hat. Als Gepäck trägt Tristan ein Bündel Briefe mit sich und seine Erinnerung.
In Norwich trifft sich Tristan mit Marian in einem Café. Er erzählt ihr von seiner ersten Begegnung mit Will im Ausbildungslager Aldershot; von der Schiffspassage nach Nordfrankreich, vom Leben und Sterben im Grabenkampf, aber auch von der Freundschaft und dem Vertrauen, das sich die beiden jungen Männer schenken. Und er legt Zeugnis darüber ab, wie Will sein Leben einsetzt, um sich unter unmenschlichen Bedingungen einen Rest von Menschlichkeit zu bewahren. Tristans erschütternder Bericht ist ebenso schonungslos wie ungeheuerlich, und doch bleibt er Marian die schrecklichste Wahrheit schuldig ... vorerst.
Autorenporträt
John Boyne wurde 1971 in Dublin, Irland, geboren, wo er auch heute lebt. Er studierte "Englische Literatur' und 'Kreatives Schreiben' in Dublin und Norwich. Er ist der Autor von sechs Romanen, darunter "Der Junge im gestreiften Pyjama", der zwei Irische Buchpreise gewann, für den "British Book Award" nominiert war und vor kurzem verfilmt wurde. John Boynes Romane wurden in über vierzig Sprachen übersetzt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.04.2012

Schnulze und Kanonen
Der Ire John Boyne erzählt von homoerotischer Liebe

Ein junger Verlagsangestellter namens Tristan Sadler, der davon träumt, eines Tages Schriftsteller zu werden, fährt 1919 mit dem Zug von London nach Norwich. Er will seinem Freund Will Bancroft, der mit ihm gemeinsam im Ersten Weltkrieg kämpfte, einen letzten Dienst erweisen und dessen Schwester Marian ein Bündel Briefe überreichen. Vor allem aber hat er vor, ihr zu erzählen, was damals wirklich vorgefallen ist in Frankreich, warum ihr Bruder sterben musste und welche Rolle er selbst bei dessen Tod spielte. Dass sein Schuldbekenntnis jedoch eine Weile auf sich warten lassen wird, das legt der Titel von John Boynes Roman bereits nahe. "Das späte Geständnis des Tristan Sadler" kokettiert damit, die Geduld von Marian und die des Lesers auf die Probe zu stellen. Das ist ein gewagtes Spiel.

Worum es im Kern geht, ist nach wenigen Seiten klar. Tristan ist das, was man in England zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts - und im Profifußball bis heute - nicht sein darf: homosexuell. Seine Familie, insbesondere sein grobschlächtiger Vater, hat ihn deswegen verstoßen, und so versucht er, ausgerechnet als Soldat ein neues Leben zu finden. Im Alter von 17 Jahren meldet er sich freiwillig zur Armee. Marian, die sich als schnippische Suffragette entpuppt, berichtet er von seiner Ausbildung in Aldershot, seiner ersten Begegnung mit Will und einem aufmüpfigen Kriegsdienstverweigerer, der für seine Überzeugungen mit dem Leben bezahlt. Seine Geschichte handelt von aufkeimender Liebe, Eifersucht und Rivalität unter Männern, von unterdrückten Gefühlen, Selbstverleugnung und Verrat. Auf Vergebung darf er im Diesseits nicht hoffen, da die Schuld, die er auf sich geladen hat, zu schwer wiegt. Doch zumindest Wills Namen, der in seiner Heimatstadt zum Inbegriff der Feigheit geworden ist, will er im Nachhinein reinwaschen.

Boyne, dem 2006 mit dem Jugendbuch "Der Junge im gestreiften Pyjama" der internationale Durchbruch gelang, gibt seinem Ich-Erzähler eine Menge Tragik mit auf den Weg. Von den Umständen gezwungen, nur äußerst verklausuliert über die eigenen Gefühle sprechen zu können, legt der Metzgersohn Tristan oft eine derart gezierte Ausdrucksweise an den Tag, dass man während der Lektüre geneigt ist, den kleinen Finger abzuspreizen. Elegant ist das leider nicht, eher bemüht und altbacken. Ohnehin wäre einem ehemaligen Frontschwein durchaus ein drastischerer Tonfall zuzutrauen, doch selbst in den Schilderungen der Grabenkämpfe verliert Tristan selten die Fasson. Im schlimmsten Fall wirkt das dann wie Kulissenschieberei, wie eine literarisch verbrämte Schnulze unter Kanonenfeuer.

Spannung bezieht der Roman allein aus zahlreichen Vorausdeutungen auf das weitere Geschehen. Immer wieder muss sich Tristan in Erinnerung rufen, zu welchem Zweck er eigentlich zu Marian gefahren ist, wobei der Leser eine dunkle Vorahnung davon bekommt, worauf Tristans Lebensbeichte hinausläuft. Bis es so weit ist, ist der Geduldsfaden längst gerissen. "Das späte Geständnis des Tristan Sadler", es kommt viel zu spät.

ALEXANDER MÜLLER

John Boyne: "Das späte Geständnis des Tristan Sadler". Roman.

Aus dem Englischen von Werner Löcher-Lawrence. Arche Verlag, Zürich und Hamburg 2012. 333 S., geb., 19,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Alexander Müller kann sich für "Das späte Geständnis des Tristan Sadler" nicht begeistern, allein schon weil er die Geduld der Leser hier arg überstrapaziert sieht. Worum geht es? 1919 reist der angehende Schriftsteller Tristan Sadler zur Schwester seines im Ersten Weltkrieg gefallenen Freundes, um ihr dessen wahre Todesumstände mitzuteilen. Er ist, für die Zeit unaussprechlich, homosexuell und er erzählt, den Grund seiner Reise immer wieder hinausschiebend, von einer Männerliebe, Selbstverleugnung und Verrat, erfahren wir. Insbesondere die gezierte Verdruckstheit der Hauptfigur geht dem Rezensenten gehörig auf die Nerven  und er hätte von einem Frontsoldaten dann doch ein bisschen mehr sprachliche Direktheit erwartet. Das Ganze bezieht seine "Spannung" vor allem aus dunklen Hinweisen auf den späteren und für den Rezensenten durchaus erahnbaren Verlauf der Geschichte, und als es schließlich soweit ist, da hat Müller längst abgeschaltet, wie er bekennt.

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»Ein lesenswertes Buch.« radio dreyeckland 20140410