Das Raffinierte, das Gekünstelte auf dem Gebiet der Erotik erreichte im Jahrhundert der Aufklärung seinen Höhepunkt. Ein sprechendes Beispiel für die Kunst, auch in den kleinen Details das Leben so geistreich und pikant wie nur möglich zu gestalten, waren die mouches secretes, die galanten Schönheitspflästerchen, die als Zeichen des Ansporns oder der Zustimmung auf die intimsten Teile des weiblichen Körpers geklebt wurden, so die ungestüme diable au corps, die die weiblichen Schamlippen zierte. Madame de Pompadour, die mächtige Geliebte Ludwigs XV., gehört zu den brillantesten Gestalten des Zeitalters. Mit ihrem erlesenen Geschmack und ihrer scharfen Intelligenz prägte sie nicht nur die Lebensart in Versailles, sondern ebenso die gesamte Kultur ihrer Zeit. Liebe, Begierde, Erotik, Sex - das große Drumherum und sonst nichts? Verführung ist ein Spiel, und dieses Spiel hat seine Regeln, seine farbige und facettenreiche Geschichte. Verena von der Heyden-Rynsch, die grande dame der europäischen Kulturgeschichte, lässt uns mit Esprit und Sachkenntnis die Geschichte der Verführung miterleben: Von der höfischen Liebe, der "Minne" des Mittelalters und den "Kurtisanen" an den sinnenfrohen Höfen der Renaissance bis zu den geheimnisumhüllten Gemächern einer Madame Pompadour oder anderer legendärer Gestalten wie Giacomo Casanova, Pietro Aretino, Beau Brummel bis hin zu Oscar Wilde. Sie zeigt, wie das Bürgertum jenem kunstvollen Spiel ein jähes Ende bereitete - oder doch nicht? Was ist aus all dem heute geworden? Ist galante Verführungskunst nur noch eine ferne Erinnerung? Das amouröse Weltgeschehen - ein gerne verschwiegenes und dennoch zentrales Thema der Sozialgeschichte.