Ein Standardwerk zum Archivwesen der DDR!
Die vorliegende Überblicksdarstellung gibt ein Bild vom Auf- und Ausbau des staatlichen Archivwesens in der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR. Gekennzeichnet werden die Aufbauleistungen der Archivare nach der Katastrophe des Zweiten Weltkrieges, die damit verbundenen fachlichen und organisatorischen Herausforderungen, die sich in den frühen Anordnungen dokumentierenden neuen Ansätze. Behandelt wird zugleich die von Beginn an praktizierte und im Laufe der Zeit immer stärker werdende politische Einflussnahme der SED und des MfS besonders auf Hauptteil des staatlichen Archivwesens, der dem Innenministerium unterstand. Diese Einflussnahme war - je nach politischer Gesamtlage - unterschiedlich intensiv und hat sich dementsprechend in den einzelnen Perioden auch mehr oder weniger spürbar ausgewirkt.
Eine besondere Bedeutung kommt dem deutsch-deutschen Verhältnis auf dem Gebiet des Archivwesens zu. Deutlich wird in diesem Zusammenhang, dass die gesamtdeutschen Wurzeln der Archive der DDR und der Bundesrepublik in den ersten Nachkriegsjahren und die Übereinstimmung in den Organisationsformen nach dem Ende der DDR nicht über die jahrzehntelange Sonderentwicklung des DDR-Archivwesens hinwegtäuschen dürfen. Die Folgen dieser Sonderentwicklung waren weit über die Wendezeit hinaus zu erkennen.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Die vorliegende Überblicksdarstellung gibt ein Bild vom Auf- und Ausbau des staatlichen Archivwesens in der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR. Gekennzeichnet werden die Aufbauleistungen der Archivare nach der Katastrophe des Zweiten Weltkrieges, die damit verbundenen fachlichen und organisatorischen Herausforderungen, die sich in den frühen Anordnungen dokumentierenden neuen Ansätze. Behandelt wird zugleich die von Beginn an praktizierte und im Laufe der Zeit immer stärker werdende politische Einflussnahme der SED und des MfS besonders auf Hauptteil des staatlichen Archivwesens, der dem Innenministerium unterstand. Diese Einflussnahme war - je nach politischer Gesamtlage - unterschiedlich intensiv und hat sich dementsprechend in den einzelnen Perioden auch mehr oder weniger spürbar ausgewirkt.
Eine besondere Bedeutung kommt dem deutsch-deutschen Verhältnis auf dem Gebiet des Archivwesens zu. Deutlich wird in diesem Zusammenhang, dass die gesamtdeutschen Wurzeln der Archive der DDR und der Bundesrepublik in den ersten Nachkriegsjahren und die Übereinstimmung in den Organisationsformen nach dem Ende der DDR nicht über die jahrzehntelange Sonderentwicklung des DDR-Archivwesens hinwegtäuschen dürfen. Die Folgen dieser Sonderentwicklung waren weit über die Wendezeit hinaus zu erkennen.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.03.2009Die Archive der DDR
Das staatliche Archivwesen der DDR galt bis 1957 als halbwegs unpolitische "Insel der Seligen". Dann wurde es unter dem rigiden Druck von SED und Staatssicherheit unsanft zu einer politisch zuverlässigen Organisation des "Arbeiter-und-Bauern-Staates" umgeschmiedet. Mit Kurt Schirdewan, ehemals zweiter Mann im Politbüro hinter Walter Ulbricht, jedoch in Ungnade gefallen und 1958 als Leiter zur Staatlichen Archivverwaltung abgeschoben, begannen Indoktrinierung und Bespitzelung der Archivare. Das Misstrauen gegen Benutzer aus dem Westen und gegen eigene Archivare führte 1976 zu einer Trennung der fachlich-inhaltlichen Erschließung und der Auswertung der Akten; diese oblag nunmehr linientreuen SED-Parteimitgliedern. Dem Anspruch des "Zentralen Staatsarchivs" widerstanden die Sonderarchive der politisch "starken" Ministerien sowie der Partei- und Massenorganisationen. Der Charme des Buches liegt in der trockenen Ironie von Hermann Schreyer, der als Archivar im Zentralen Staatsarchiv der DDR, nach 1990 als Archivdirektor im Bundesarchiv, seinen Überblick aus eigener Anschauung schildert und mit ausführlichen Zitaten den zeittypischen, heute nur schwer erträglichen Tonfall des marxistisch-leninistischen Obrigkeitsstaates zu Gehör bringt. (Hermann Schreyer: Das staatliche Archivwesen der DDR. Droste Verlag, Düsseldorf 2008. 308 S., 42,- [Euro].)
HANS JOCHEN PRETSCH
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Das staatliche Archivwesen der DDR galt bis 1957 als halbwegs unpolitische "Insel der Seligen". Dann wurde es unter dem rigiden Druck von SED und Staatssicherheit unsanft zu einer politisch zuverlässigen Organisation des "Arbeiter-und-Bauern-Staates" umgeschmiedet. Mit Kurt Schirdewan, ehemals zweiter Mann im Politbüro hinter Walter Ulbricht, jedoch in Ungnade gefallen und 1958 als Leiter zur Staatlichen Archivverwaltung abgeschoben, begannen Indoktrinierung und Bespitzelung der Archivare. Das Misstrauen gegen Benutzer aus dem Westen und gegen eigene Archivare führte 1976 zu einer Trennung der fachlich-inhaltlichen Erschließung und der Auswertung der Akten; diese oblag nunmehr linientreuen SED-Parteimitgliedern. Dem Anspruch des "Zentralen Staatsarchivs" widerstanden die Sonderarchive der politisch "starken" Ministerien sowie der Partei- und Massenorganisationen. Der Charme des Buches liegt in der trockenen Ironie von Hermann Schreyer, der als Archivar im Zentralen Staatsarchiv der DDR, nach 1990 als Archivdirektor im Bundesarchiv, seinen Überblick aus eigener Anschauung schildert und mit ausführlichen Zitaten den zeittypischen, heute nur schwer erträglichen Tonfall des marxistisch-leninistischen Obrigkeitsstaates zu Gehör bringt. (Hermann Schreyer: Das staatliche Archivwesen der DDR. Droste Verlag, Düsseldorf 2008. 308 S., 42,- [Euro].)
HANS JOCHEN PRETSCH
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