Das Stadthaus in Winterthur wurde 1865–1869 von Gottfried Semper erbaut und gilt als eine der bedeutendsten Bauten des Historismus. Es verkörpert den Geltungswillen der Stadt Winterthur, die im 19. Jahrhundert mit der Kantonshauptstadt wetteiferte und wirtschaftlich aufblühte. Das Stadthaus ist trotz seiner monumentalen Erscheinung ein feingegliederter Baukomplex mit zierlichen, sorgsam aufeinander abgestimmten Schmuckformen, was ihm eine besondere Leichtigkeit und Eleganz verleiht. Der Mitteltrakt ist der Bauteil, der zuerst in die Augen springt. Seine Tempelfront (die Form ist die eines römischen Prostylos-Tempels) mit dem Kolossalportikus sitzt auf einem rustizierten, sockelartigen Erdgeschoss und überragt, derart emporgehoben, mit dem Giebeldach die beiden Seitenflügel. Dem Mitteltrakt ist eine frei stehende, zweiläufige Treppenanlage vorangestellt, die über einen Verbindungssteg zum Haupteingang im Säulenportikus führt. Alle diese Auszeichnungen weisen diese Gebäudeseite als die Hauptfassade aus.