Die 51-jährige Karen ist geschieden, lebt mit ihrer Tochter in Berlin und betreibt eine Literaturagentur. Ihr Leben ist ausgefüllt, aber richtig glücklich und zufrieden ist Karen nicht. Als Weihnachten vor der Tür steht, fährt Karen mit gemischten Gefühlen nach Husum, um den alljährlichen Besuch bei
ihrer Mutter Marit zu absolvieren, denn die beiden verstehen sich seit dem Tod von Karens Bruder…mehrDie 51-jährige Karen ist geschieden, lebt mit ihrer Tochter in Berlin und betreibt eine Literaturagentur. Ihr Leben ist ausgefüllt, aber richtig glücklich und zufrieden ist Karen nicht. Als Weihnachten vor der Tür steht, fährt Karen mit gemischten Gefühlen nach Husum, um den alljährlichen Besuch bei ihrer Mutter Marit zu absolvieren, denn die beiden verstehen sich seit dem Tod von Karens Bruder nicht sonderlich gut. Da ist es gut, dass es Hotelzimmer gibt und man nicht unter einem Dach wohnen muss. Kurz nach ihrer Ankunft trifft Karen bei einem Strandspaziergang ihre alte Jugendliebe Bent wieder, der sich den Traum von einem eigenen Restaurant in Husum verwirklichen will. Bent geht bei Karens Mutter ein und aus, was Karen eine Verschnaufpause gibt, denn allein haben sich die beiden Frauen kaum etwas zu sagen. Wird Bent das Geheimnis der „Sprachlosigkeit“ zwischen Mutter und Tochter herausfinden?
Jan Steinbach hat mit „Das Strandhaus der kleinen Kostbarkeiten“ erneut einen wunderschönen und anrührenden Roman vorgelegt, der in der Weihnachtszeit angesiedelt ist. Der Schreibstil ist flüssig-leicht und gefühlvoll, der Leser darf an der Seite von Karen nach Husum reisen und sich dort den Wind um die Nase wehen lassen, während er gleichzeitig in einen alten Familienzwist hineingetrieben wird, der bei den Beteiligten nicht nur zur Entfremdung führte, sondern auch Schmerz und Einsamkeit hinterließ. Der Autor lässt den Leser gemeinsam mit seinen Protagonisten nicht nur eine Menge Leckereien verkosten, sondern ihn auch die gespannte Atmosphäre zwischen Mutter und Tochter erleben, die unterschwellig immer wieder den Wunsch auslösen, doch endlich mal die Karten auf den Tisch zu legen. Meisterhaft beschreibt der Autor die teils gezwungene Stimmung, die inneren Konfliktkämpfe, welche schon viel zu lange dauern und dazu im krassen Gegensatz die liebevolle gemeinsame Zubereitung von Speisen, bei denen sich schon beim Lesen der Magen mit Hungeralarm meldet. Die Streifzüge am Strand sowie sind genauso bildhaft beschrieben wie Husum selbst, so dass man gern die Koffer packen würde, um sich sofort auf den Weg dorthin zu begeben.
Die Charaktere wurden mit menschlichen Ecken und Kanten ausgestattet, lassen sie individuell und wie aus dem Leben gegriffen wirken, so dass der Leser sich in ihrer Mitte sofort wohl fühlt und gar nicht anders kann, als die Interaktion zwischen ihnen gespannt zu verfolgen. Karen ist eine patente und liebenswerte Frau, die mit beiden Beinen im Leben steht. Aber sie hat auch eine unsichere Seite, die sie nicht zeigen möchte, aber immer wieder hervorblitzt, sei es im Umgang mit ihrer Mutter oder auch mit Geschäftspartnern, und die sie einiges an Kraft kostet. Ihre Mutter Marit ist eine liebevolle Frau, die gerne kocht und in Bent einen Sohnersatz gefunden hat, den sie richtig bemuttern kann. Bent ist ein offener und ehrlicher Mann, der rundum mit sich im Reinen wirkt und für seinen Traum lebt. Er strahlt Zuversicht und Optimismus aus, der sowohl bei Marit als auch bei Karen seine Wirkung nach und nach entfacht.
Mit „Das Strandhaus der kleinen Kostbarkeiten“ schafft es Jan Steinbach einmal mehr, den Leser mit einer realistischen Geschichte mitten aus dem Leben zu begeistern. Sein einnehmender empathischer Schreibstil verzaubert und lässt neben ernsten und glaubhaft vermittelten Konflikten auch die Weihnachtszeit einziehen, das Fest der Familie und des Miteinanders. Absolute Leseempfehlung für eine sehr gelungene Geschichte.