Lider Ersan, 1945 in der südosttürkischen Provinz geboren, hat als Lehrerin in Ostanatolien und Istanbul gearbeitet, wo sie bis heute lebt. Während dieser Zeit hat sie ganz unterschiedliche Frauenschicksale, vorwiegend aus einfachsten Verhältnissen, kennengelernt, gesammelt und in eine literarische Form gebracht. Zehn Erzählungen berichten von der Last der Tradition, Armut, Gewalt, Landflucht, Krieg und Vertreibung, zerstobenen Träumen. Da ist die Bäuerin, die das falsche Leben zur Welt bringt. Das Vorstadtmädchen, dass zur Mörderin wird. Das armenische Kind, das im Schnee gefunden wurde und als ewige Braut Schutz findet. Die kurdische Bäuerin, die zwei Söhne an den Krieg verliert. Die Heilerin auf dem Lehmdach. Die von den Ufern des Kuban vertriebene Tscherkessin und die Flüchtlinge aus Thessaloniki. Die aufmüpfige Malerin, die zur Trinkerin wird und die für ein Pferd verkaufte Tochter, die in die Stadt flieht.Lider Ersan bewahrt diese Geschichten, die in vielen Familien erzählt, aber kaum öffentlich thematisiert werden, weil sie das Selbstbild einer patriarchalen Gesellschaft in Frage stellen.