Mein SELBST ist alles, nur nicht: meines. - Nach den Analysen dieses Buches sieht es ganz so aus, als sei das SELBST alles andere als es selbst und stattdessen Ausdruck einer sozial je fungierenden Phantasmatik, die festlegt, was an 'Originalität' oder 'Selbstheit' oder 'Authentizität' ausgespielt werden kann und plausibel ist. Das SELBST ist - summarisch formuliert - ein soziales Phänomen, dessen Individualisierung oder Singularisierung durch 'Einkörperung'gewonnen wird. Insofern ist die großartige Bibelformulierung 'Und das Wort ist Fleisch geworden ...' (wenn man metaphysische Instanzen und Pläne für einen Moment suspendiert) in gewisser Weise paradigmatisch.Das psychische System erweist sich als Produkt der sozialen Interpretation von Hirnereignissen. Die Psyche ist nicht einfach da, wenn Menschen geboren werden. Sie entsteht durch Sozialisation,die ihr nicht noch Fehlendes hinzufügt, sondern sie als Sinnsystem erzeugt.Das psychische System, das SELBST einbegriffen, ist nichteine Intimität,sondern randlose Extimität, in der durch Sozialisation unter unendlich vielem anderen auch die Selbstbeschreibung als Intimitätverfügbar wird, das Erleben eines Körpers etwa, in dem das Psychische, repräsentiert durch das SELBST, schaltet und waltet, ein Erleben, das ohne Sinngebrauch schwerlich möglich wäre, der etwa die Unterscheidung von Innen/Außen anbietet, obgleich Sinnsystemekeine Räume sind. Das SELBST ist demnach nicht 'so ein Ding da'; es ist wie alle Sinnsysteme nicht ontologisch aufweisbar, auch nicht durch eine Phänomenologie, die die Weise der Gegebenheit der Welttatbestände nur untersuchen kann, weil sie in das universale Sinnspiel verwickelt ist.