„Jeder braucht seinen eigenen Ozean, in dem er sich ausweinen kann. In Yeonnam-dong gibt es ein kleines Meer, in dem weiße, schäumende Wellen Tränen und Kummer fortspülen.“ (S. 295)
Buchhandlung, Restaurant, Lädchen, Café, Keramikwerkstatt...und nun also ein Waschsalon. Kim Jiyuns Debüt „Das
Tagebuch im Waschsalon der lächelnden Träume“ reiht sich nahtlos in die Reihe der Romane aus dem…mehr„Jeder braucht seinen eigenen Ozean, in dem er sich ausweinen kann. In Yeonnam-dong gibt es ein kleines Meer, in dem weiße, schäumende Wellen Tränen und Kummer fortspülen.“ (S. 295)
Buchhandlung, Restaurant, Lädchen, Café, Keramikwerkstatt...und nun also ein Waschsalon. Kim Jiyuns Debüt „Das Tagebuch im Waschsalon der lächelnden Träume“ reiht sich nahtlos in die Reihe der Romane aus dem asiatischen Raum ein, in denen Menschen in ihrem Alltag nicht nur unverhoffte Hilfe an unspektakulären Orten bekommen, sondern durch kleine, unverhoffte Wunder auch zu persönlichem Wachstum angeregt werden.
Jiyun nimmt uns mit nach Seoul in den Stadtteil Yeonnam-dong. Dort befindet sich der Binggul-Binggul-Waschsalon, ein unspektakulärer Ort mit einem heimeligen Duft von Baumwolle und Bernstein, der seine Magie aus dem hellgrünen Tagebuch bezieht, das dort auf dem Tisch liegt. Woher kommt es, wer hat es dort deponiert oder wurde es einfach nur vergessen? Niemand weiß es.
Die unterschiedlichsten Menschen des Viertels nehmen es in die Hand, blättern durch und lesen die Einträge. Und manch eine/r nutzt es auch, um sich Kummer von der Seele zu schreiben. Banale Zeilen wechseln sich mit Einträgen von Menschen ab, die existenzielle Probleme haben, mit ihrem Leben hadern und sich in persönlichen Krisensituationen befinden. Einsamkeit, Geldprobleme, beruflicher Stillstand, familiäre Krisen, all das treibt die Kunden des Waschsalons um, bringt sie an den Rand der Verzweiflung, lässt sie nicht nur auf tröstende Worte von Unbekannten hoffen, die ihre Zeilen kommentieren, sondern dann und wann durch ihr Eingreifen auch kleine Alltagswunder und somit positive Veränderungen bewirken können.
Eine Familie, die sich ihre Wohnung nicht mehr leisten kann. Ein Straßenmusiker, der von einer Musikerkarriere träumt. Eine Drehbuchschreiberin, die endlich den großen Wurf landen möchte. All diese Einzelschicksale verbinden sich im Lauf des Romans zu einer runden Geschichte, zusammengehalten von dem älteren Herrn Jang, einem Apotheker im Ruhestand, der durch seine hilfsbereite Art zum Dreh- und Angelpunkt dieser Gemeinschaft wird, obwohl er eigene Probleme mit seinen geldgierigen Sohn hat.
Wer einen schönen, leichten Feel good-Roman sucht, der das Gefühl von Gemeinschaft, Zusammenhalt und Mitmenschlichkeit in diesen rauen Zeiten stimmig transportiert (inklusive der gemeinsamen Verfolgung eines Betrügers), ist mit „Das Tagebuch im Waschsalon der lächelnden Träume“ bestens bedient und sollte hier zugreifen.