1838, als knapp 20-Jähriger, sah Gottfried Keller (1819-1890) noch die Selbständigkeit jedes Mannes bedroht, der kein Tagebuch führt, denn " diese Selbständigkeit kann nur bewahrt werden durch stetiges Nachdenken über sich selbst und geschieht am besten durch ein Tagebuch." Tatsächlich hielt sich der Dichter selbst ein Leben lang nicht an diese Maxime, mit zwei interessanten Ausnahmen: 1843 führte er für kurze Zeit ein Tagebuch, das tiefere Einblicke in Leben und Arbeit des Dichters gibt. In dem ab 1846 geführten Traumbuch hingegen hielt er Träume fest, reflektierte aber auch über politische Ereignisse wie das Revolutionsjahr 1848.