In seinem vielbeachteten Blog bezieht Saramago Stellung zu aktuellen politischen und kulturellen Themen, berichtet aber auch über Dinge, die ihn persönlich berühren. Mal laut, zornig und provozierend, mal leise, einfühlsam und mit feiner Ironie - immer regen seine Notizen zum Nachdenken und Mitreden an. Egal, ob es um Obamas Möglichkeiten und Grenzen, um den Papst, die Wirtschaftskrise oder den mutigen Widersacher der italienischen Mafia, Roberto Saviano, geht. Ganz gleich, ob er als Linker die Linke provoziert und vor allem darüber entsetzt ist, dass die Betroffenen nicht einmal reagieren, oder ob er sich mit den Palästinensern solidarisiert und Israel heftig rügt, ob er über Pessoa, Borges und Fuentes schreibt oder darüber, dass politische Demokratie nichts wert ist, wenn sie nicht durch eine ökonomische und kulturelle untermauert ist. In seinen Tagebucheinträgen geht Saramago schonungslos ins Gericht mit Politik, Kirche, Kultur und Gesellschaft, schreibt aber auch sehr persönlich über Freundschaft, Liebe und Tod.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
So recht weiß Hans T. Siepe nicht, wozu die Veröffentlichung dieses Blogs als Buch eigentlich taugen soll. Ein Blog ist doch ein Blog ist ein Blog ... Vielleicht ja weniger als aktueller Anlass zur erneuten Auseinandersetzung mit Jose Saramagos dereinst geäußerten, wie Siepe findet, oft weit überzogenen Meinungen, seinem militanten Atheismus, strengem Kommunismus und Israelhass. Einige bleibende Texte aber entdeckt der Rezensent doch. Saramagos Liebeserklärung an Lissabon etwa oder Autorenwürdigungen zu Pessoa, Carlos Fuentes u. a.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Saramago lässt es öfters krachen. Ohne große intellektuelle Umstände nennt Saramago die Schweinereien, die unter dem heiteren Himmel der Demokratie geschehen.« Walter van Rossum Deutschlandfunk 20101215