Der milliardenschwere Exzentriker Troy Phelan ist lebensmüde. Doch bevor er sich aus dem 13. Stock stürzt, verfasst er ein Testament, in dem er sein gesamtes Vermögen seiner der Familie bis dahin völlig unbekannten, unehelichen Tochter Rachel vermacht. Während die aufgebrachte Verwandtschaft das Testament anficht, versucht der Staranwalt Nate O`Riley die Erbin aufzuspüren. Doch wie eine Person finden, die als Missionarin im unzugänglichen brasilianischen Regenwald arbeitet?
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.02.2000 Literatur
Ruhe in Unfrieden
John Grisham findet in
„Das Testament” zu alter Form
Zu den Rätseln moderner Prosa zählt, warum man John Grishams Romane immer wieder von der ersten bis zur letzten Seite verschlingt, obwohl seine Figuren blass, sein Stil farblos und seine Bücher ziemlich dick sind. Wahrscheinlich aus demselben Grund, aus dem man auch Big Macs verschlingt. Aber das allein kann es nicht sein. Es gibt auch andere Anwälte, die mit dicken Büchern über komplizierte juristische Fälle Erfolg haben – aber die sind fast alle langweilig. Anders Grisham – selbst seine schlechteren Bücher besitzen das gewisse Etwas, das den Leser mit jedem Kapitelschluss bereits ins nächste Kapitel zieht.
Womöglich ist es ja tatsächlich die Schlichtheit der Vorgaben. Stets ist alles klar: Ein unsympathischer Milliardär springt aus dem 13. Stock und hinterlässt seiner widerwärtigen Erbengemeinschaft ein teuflisches Testament, mit dem er sie noch aus dem Grab heraus quält. Einer verlorenen Tochter, die irgendwo am Amazonas missioniert, will er alles vermachen – vorausgesetzt, sie wird rechtzeitig gefunden und unterschreibt. Der Held, Ex-Anwalt und Alkoholiker, muss sie erst finden und dann – was viel schwieriger ist – überreden. Unterdessen wirft das Erbenpack das Geld, das sie noch nicht haben, schon zum Fenster hinaus und beschäftigt eine Horde Anwälte, die ihre Ansprüche durchfechten sollen. So geht es zwischen Kanzleien und Amazonas hin und her, und natürlich will uns Grisham weismachen, viel gefährlicher als der Dschungel sei die menschliche Gier.
Im Grunde funktioniert „Das Testament” (Heyne-Verlag, 512 Seiten, 46 Mark) wie eine Fernsehserie: schlichte Charaktere mit düsterer Vergangenheit vor strahlendem Hintergrund in verwickelten Intrigen. „Dallas” hat so funktioniert – und Grisham macht es genauso. Warum er so viel besser ist als die anderen, bleibt sein Geheimnis – sonst könnte ja jeder mit solchen Büchern Multimillionär werden.
malt
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
Ruhe in Unfrieden
John Grisham findet in
„Das Testament” zu alter Form
Zu den Rätseln moderner Prosa zählt, warum man John Grishams Romane immer wieder von der ersten bis zur letzten Seite verschlingt, obwohl seine Figuren blass, sein Stil farblos und seine Bücher ziemlich dick sind. Wahrscheinlich aus demselben Grund, aus dem man auch Big Macs verschlingt. Aber das allein kann es nicht sein. Es gibt auch andere Anwälte, die mit dicken Büchern über komplizierte juristische Fälle Erfolg haben – aber die sind fast alle langweilig. Anders Grisham – selbst seine schlechteren Bücher besitzen das gewisse Etwas, das den Leser mit jedem Kapitelschluss bereits ins nächste Kapitel zieht.
Womöglich ist es ja tatsächlich die Schlichtheit der Vorgaben. Stets ist alles klar: Ein unsympathischer Milliardär springt aus dem 13. Stock und hinterlässt seiner widerwärtigen Erbengemeinschaft ein teuflisches Testament, mit dem er sie noch aus dem Grab heraus quält. Einer verlorenen Tochter, die irgendwo am Amazonas missioniert, will er alles vermachen – vorausgesetzt, sie wird rechtzeitig gefunden und unterschreibt. Der Held, Ex-Anwalt und Alkoholiker, muss sie erst finden und dann – was viel schwieriger ist – überreden. Unterdessen wirft das Erbenpack das Geld, das sie noch nicht haben, schon zum Fenster hinaus und beschäftigt eine Horde Anwälte, die ihre Ansprüche durchfechten sollen. So geht es zwischen Kanzleien und Amazonas hin und her, und natürlich will uns Grisham weismachen, viel gefährlicher als der Dschungel sei die menschliche Gier.
Im Grunde funktioniert „Das Testament” (Heyne-Verlag, 512 Seiten, 46 Mark) wie eine Fernsehserie: schlichte Charaktere mit düsterer Vergangenheit vor strahlendem Hintergrund in verwickelten Intrigen. „Dallas” hat so funktioniert – und Grisham macht es genauso. Warum er so viel besser ist als die anderen, bleibt sein Geheimnis – sonst könnte ja jeder mit solchen Büchern Multimillionär werden.
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Das Testament des Milliardärs
Am 9. Dezember 1996 stürzt sich der 78jährige Milliardär Troy L. Phelan vom 13. Stock seines Firmengebäudes in die Tiefe. Der zehntreichste Mann der USA hinterlässt 3 Ex-Ehefrauen und deren sechs Kinder sowie ein Vermögen von rund 11 Milliarden Dollar. Verständlich, dass sich die trauernden Angehörigen angesichts dieses Erbes bereits vor der offiziellen Testamentseröffnung in einen wahren Kaufrausch stürzen. Zur Testamentseröffnung sind sie alle pünktlich zur Stelle, doch Troys letzter Wille schlägt ein wie eine Bombe: das gesamte Vermögen geht an eine bis dahin unbekannte uneheliche Tochter namens Rachel Lane. Ein Aufschrei der Empörung geht durch die Reihen und ein ganzes Heer von Anwälten und Psychiatern macht sich daran, Troy posthum für verrückt zu erklären und dieses Testament anzufechten.
Die verschollene Erbin
Währenddessen beauftragt Troys Anwalt und Testamentsvollstrecker Josh Stafford den ehemaligen Staranwalt Nate O´Riley mit der Suche nach Rachel, die als Missionarin in den brasilianischen Sümpfen lebt. Nate, der bereits die vierte Entziehungskur hinter sich und eine saftige Strafe wegen Steuerhinterziehung vor sich hat, sieht in der Reise eine gute Möglichkeit, alles hinter sich zu lassen und neu anzufangen. Zusammen mit einem Führer macht er sich auf die beschwerliche Reise und findet Rachel tatsächlich im tiefsten Pantanal. Nate ist sofort fasziniert von der selbstbewussten Frau, die keinerlei Interesse an dem riesigen Erbe zeigt, dafür aber bis in den Grund seiner Seele blicken kann. Doch bevor Nate Josh mitteilen kann, dass er die Erbin gefunden hat, erkrankt er an dem lebensbedrohlichen Denguefieber. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt ...
Spannender Anwaltsthriller mit Abenteuertouch
Das Testament ist ein spannender Thriller aus der Feder des Bestsellerautor John Grisham. Wie auch in seinem Debütroman Die Firma geht es um die üblen Machenschaften gewiefter Anwälte, hier kombiniert mit einem abenteuerlichen Trip in eines der letzten großen Naturreservate Brasiliens. Ein mitreißender Thriller mit einem überraschenden Schluss. (Dr. Erika Weigele-Ismael)
Am 9. Dezember 1996 stürzt sich der 78jährige Milliardär Troy L. Phelan vom 13. Stock seines Firmengebäudes in die Tiefe. Der zehntreichste Mann der USA hinterlässt 3 Ex-Ehefrauen und deren sechs Kinder sowie ein Vermögen von rund 11 Milliarden Dollar. Verständlich, dass sich die trauernden Angehörigen angesichts dieses Erbes bereits vor der offiziellen Testamentseröffnung in einen wahren Kaufrausch stürzen. Zur Testamentseröffnung sind sie alle pünktlich zur Stelle, doch Troys letzter Wille schlägt ein wie eine Bombe: das gesamte Vermögen geht an eine bis dahin unbekannte uneheliche Tochter namens Rachel Lane. Ein Aufschrei der Empörung geht durch die Reihen und ein ganzes Heer von Anwälten und Psychiatern macht sich daran, Troy posthum für verrückt zu erklären und dieses Testament anzufechten.
Die verschollene Erbin
Währenddessen beauftragt Troys Anwalt und Testamentsvollstrecker Josh Stafford den ehemaligen Staranwalt Nate O´Riley mit der Suche nach Rachel, die als Missionarin in den brasilianischen Sümpfen lebt. Nate, der bereits die vierte Entziehungskur hinter sich und eine saftige Strafe wegen Steuerhinterziehung vor sich hat, sieht in der Reise eine gute Möglichkeit, alles hinter sich zu lassen und neu anzufangen. Zusammen mit einem Führer macht er sich auf die beschwerliche Reise und findet Rachel tatsächlich im tiefsten Pantanal. Nate ist sofort fasziniert von der selbstbewussten Frau, die keinerlei Interesse an dem riesigen Erbe zeigt, dafür aber bis in den Grund seiner Seele blicken kann. Doch bevor Nate Josh mitteilen kann, dass er die Erbin gefunden hat, erkrankt er an dem lebensbedrohlichen Denguefieber. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt ...
Spannender Anwaltsthriller mit Abenteuertouch
Das Testament ist ein spannender Thriller aus der Feder des Bestsellerautor John Grisham. Wie auch in seinem Debütroman Die Firma geht es um die üblen Machenschaften gewiefter Anwälte, hier kombiniert mit einem abenteuerlichen Trip in eines der letzten großen Naturreservate Brasiliens. Ein mitreißender Thriller mit einem überraschenden Schluss. (Dr. Erika Weigele-Ismael)