Thomas Hawkins ist ein „Bruder Leichtfuß“, er liebt das Glücksspiel, die Frauen und das lockere Leben. In die Fußstapfen seines Vaters zu treten, der Landpfarrer ist, wäre ihm ein Gräul und so bricht er nach einem Streit mit seinem Vater alle Brücken hinter sich ab und frönt in London dem
Müßiggang. Doch eines Tages hat er sein Glück überstrapaziert und kann seine Schulden nicht mehr bezahlen.…mehrThomas Hawkins ist ein „Bruder Leichtfuß“, er liebt das Glücksspiel, die Frauen und das lockere Leben. In die Fußstapfen seines Vaters zu treten, der Landpfarrer ist, wäre ihm ein Gräul und so bricht er nach einem Streit mit seinem Vater alle Brücken hinter sich ab und frönt in London dem Müßiggang. Doch eines Tages hat er sein Glück überstrapaziert und kann seine Schulden nicht mehr bezahlen. Seine Gläubiger lassen ihn in das berüchtigte Schuldgefängnis „Marshalsea“ werfen. Doch in dieser Hölle auf Erden überlebt nur, wer Geld oder einen Gönner hat und selbst Thomas bester Freund, der Geistliche Charles Buckley kann ihm mit seinen begrenzten Mitteln nur kurzfristig zur Seite stehen. Daher erkennt Thomas schnell, dass er sich irgendwie nützlich machen muß, will er auf der „Masters Side“ bleiben. Da kommt es ihm gerade recht, dass ein vor kurzem im Gefängnis geschehener Mord aufgeklärt werden soll. Der Knight Marshal Sir Philip Meadows läßt Thomas über Charles, dessen Gönner er ist ausrichten, dass ihm seine Gefängnisstrafe erlassen wird, wenn der den Mord innerhalb kürzester Zeit aufklären kann. Doch die Ermittlungen müssen vor Direktor William Acton verborgen bleiben, da der den Mordfall als Selbstmord vertuschen wollte, doch im Marshalsea bleibt nichts lange geheim und so sieht sich Thomas bald schon diversen Gefahren gegenüber.
Mit ihrem Debüt ist der Autorin ein unheimlich spannender und wendungsreicher Thriller gelungen, der den Leser von Anfang an an die Seiten fesselt! Von der ersten Seite an baut sich eine dichte, stimmige und sehr düstere Atmosphäre auf, die beim Lesen öfter mal eine Gänsehaut erzeugt. Sehr detailliert, plastisch und schonungslos schildert Antonia Hodgson den brutalen und unmenschlichen Gefängnisalltag mit all seinen Schrecken. Ein Aufenthalt in einem heutigen Gefängnis dürfte dagegen ein Wellnessurlaub gewesen sein, nicht umsonst wurde das Marshalsea auch das Teufelsloch genannt! Hier merkt man jeder Seite an, dass die Autorin gründlich recherchiert hat, zudem gelingt es ihr, die nüchternen Fakten in eine spannende Story zu verpacken und reale Ereignisse und Personen mit ihrer fiktiven Geschichte zu verknüpft, so dass am Ende ein fesselndes Gesamtpaket entsteht, dessen historischer Hintergrund in einem Vorwort und Erläuterungen am Ende des Buches noch einmal erörtert werden.
Der Krimifall ist gekonnt in die Geschichte eingebettet und wartet mit einer Unmenge an Wendungen und unerwarteten Entwicklungen auf. Es gibt reihenweise Verdächtige und immer wenn Hawkins meint, eine Sache zu durchschauen, gibt es eine weitere unschöne Überraschung, weitere unangenehme Fakten, die auftauchen und all seine bisherigen Erkenntnisse über den Haufen werfen. So überrascht dann auch die Auflösung mit einer weiteren Wendung, die nicht vorhersehbar war und vieles in einem anderen Licht erscheinen läßt. Hier hat die Autorin die Spannung durchweg hoch gehalten und es bis zum Schluß geschafft, den Leser im Dunklen tappen zu lassen.
Die Charaktere sind bis hin zur letzten Nebenfigur vielschichtig und facettenreich ausgearbeitet und überzeugen durch die ganze Bandbreite menschlicher Schwächen und Untugenden. Kaum einer ist das, was er auf den ersten Blick zu sein scheint und so schätzt man beim Lesen die ein oder andere Figur völlig falsch ein. Und vor allem Thomas Hawkins, der durch seinen Leichtsinn und seinen ziellosen Lebenswandel keinesfalls der strahlende Held ist, überrascht am Ende durch seine Integrität und verdient sich den Respekt des Lesers.
FaziT: ein spannendes Debüt, das mit einem sehr wendungsreichen Krimifall, einer düsteren Atmosphäre, viel Lokalkolorit und sehr lebensnah gezeichneten Charakteren überzeugt! Zart besaitet sollte man allerdings nicht sein, da es teilweise sehr brutal zu geht, wen das nicht stört bekommt hier einen historischen Thriller der Extraklasse! Schön das Autorin schon eine Fortsetzung schreibt, auf die man gespannt sein darf!