Der sensationelle sechste Kriminalroman von SPIEGEL-Bestsellerautor Robert Galbraith - Strike und Ellacott ermitteln in den Tiefen der undurchsichtigen Online-Welt!
Edie Ledwell, die Co-Entwicklerin der Kultserie Das tiefschwarze Herz, erscheint eines Tages völlig aufgelöst in Robin Ellacotts Büro. Mit Ledwells Problem, sie werde von einem mysteriösen Fan mit dem Pseudonym Anomie terrorisiert, kann die Privatermittlerin zunächst nicht viel anfangen. Als Edie einige Tage später ermordet auf dem Highgate Cemetery aufgefunden wird - einem Schauplatz der Serie -, wird Robin hellhörig und stürzt sich gemeinsam mit ihrem Geschäftspartner Cormoran Strike in die Ermittlungen. Auf der Suche nach Anomies wahrer Identität setzt sich das Ermittlerduo schon bald selbst einer unvermuteten Bedrohung aus ...
Sie sind Fan des außergewöhnlichen Ermittlerduos Ellacott und Strike? Dann lesen Sie auch den neuesten Roman »Das strömende Herz«.
Edie Ledwell, die Co-Entwicklerin der Kultserie Das tiefschwarze Herz, erscheint eines Tages völlig aufgelöst in Robin Ellacotts Büro. Mit Ledwells Problem, sie werde von einem mysteriösen Fan mit dem Pseudonym Anomie terrorisiert, kann die Privatermittlerin zunächst nicht viel anfangen. Als Edie einige Tage später ermordet auf dem Highgate Cemetery aufgefunden wird - einem Schauplatz der Serie -, wird Robin hellhörig und stürzt sich gemeinsam mit ihrem Geschäftspartner Cormoran Strike in die Ermittlungen. Auf der Suche nach Anomies wahrer Identität setzt sich das Ermittlerduo schon bald selbst einer unvermuteten Bedrohung aus ...
Sie sind Fan des außergewöhnlichen Ermittlerduos Ellacott und Strike? Dann lesen Sie auch den neuesten Roman »Das strömende Herz«.
Perlentaucher-Notiz zur WELT-Rezension
Rezensentin Lena Karger findet in Robert Galbraiths alias J.K. Rowlings neuem Krimi um das Ermittlerduo Strike/Ellacott problemlos Parallelen zum Shitstorm gegen die Autorin wegen vermeintlicher Transphobie. Darüber hinaus bietet der Text laut Karger allerdings einfach eine spannende Story um eine Künstlerin auf der Flucht vor einem Internet-Mob und eine literarisch "interessante" Analyse unserer Online-Gepflogenheiten und Rechtsterror im Netz, von Rowling satirisch beziehungsweise mit Verbitterung, jedenfalls äußerst dicht erzählt, was der Rezensentin ebenso viel Mühe wie Freude bereitet.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.09.2022Allein
unter Trollen
Im neuesten Krimi von J. K. Rowling bekommt es
eine Künstlerin mit enttäuschten Fans im Netz
zu tun: Vorwürfe, Drohungen, Mord.
Ähnlichkeiten mit Erlebnissen
der Autorin nicht ausgeschlossen
VON SUSAN VAHABZADEH
Als Joanne K. Rowling den Krimiautor Robert Galbraith erfand, war die Idee eigentlich, sich hinter diesem Pseudonym zu verstecken – sie wollte Bücher für Erwachsene schreiben, ohne sie mit dem Erbe der „Harry Potter“-Reihe zu belasten. Ihre Hauptfiguren sind der Privatdetektiv Cormoran Strike und Robin Ellacott, anfangs seine Assistentin, dann seine Ermittlungspartnerin. An diesem Mittwoch erscheint der sechste Band der Reihe, „Das tiefschwarze Herz“. Ob Rowling sich wohl gelegentlich fragt, ob es nicht einfacher gewesen wäre, sich weiter hinter dem Pseudonym Galbraith zu verschanzen? Und warum eigentlich schreibt eine Autorin immer noch unter einem Pseudonym, wenn doch schon jeder weiß, dass es eines ist?
„Das tiefschwarze Herz“ ist auf Englisch vor einer Woche erschienen und hat in sozialen Medien prompt eine Kontroverse ausgelöst, die das Buch selbst gar nicht hergibt. Es würde in diese Bücher wahrscheinlich deutlich weniger hineininterpretiert, wüsste man nicht, dass sie von Rowling sind. Sie würden sich mutmaßlich aber auch weniger gut verkaufen. Im neuen Band der Reihe sind die Detektive im Internet unterwegs, und dieses Internet der Fiktion ist voller Trolle, die falsche Behauptungen aufstellen. Lustigerweise war das richtige Netz, also das in der realen Welt, dann sehr schnell voller falscher Behauptungen über „Das tiefschwarze Herz“, die meisten von der Lektüre des Buches völlig ungetrübt: Das Buch handele von einer transphoben Comic-Autorin, hieß es, und J. K. Rowling verunglimpfe all deren Kritiker.
Also: Das erste von mehrere Mordopfern des Romans, Edie Ledwell, hat nicht mit Transphobie-Vorwürfen zu kämpfen, sondern mit Leuten, die finden, sie sei rassistisch, geldgierig und wolle ein Spiel zerstören, das auf Comic-Figuren basiert, die Ledwell selbst geschaffen hat. Das mit der Transphobie wird mal am Rande erwähnt, so am Rande, dass man schon fragen darf, ob Rowling hier einfach ein paar Reizwörter eingestreut hat. Die Bösewichter, die sie verfolgen, gehören keineswegs einer bestimmten Gruppe an, unterwegs sind ein irrer Serienkiller, rechtsradikale Terroristen und Trolle, die Frauen in sozialen Medien mit sexualisierten Anfeindungen bedrohen; in Rowlings Fiktion machen so etwas Männer, aber nicht alle, und ganz unterschiedliche. Nichts davon wäre kontrovers, wäre Rowling nicht selbst zu einer kontroversen Figur geworden, weil sie öffentlich vernehmbar darauf besteht, dass es ein biologisches Geschlecht gibt. Nun werden ihre Fiktionen seziert. Sie hat sich allerdings schon Dinge ausgedacht, die von der Wirklichkeit wesentlich weiter entfernt sind als sexualisierte Anfeindungen von Frauen in sozialen Medien. Zaubernde Kinder beispielsweise oder ein Gleis Neundreiviertel am Bahnhof King’s Cross.
J.K. Rowling sagt, sie habe den Roman tatsächlich schon vor Jahren geschrieben, er spielt jedenfalls vor sieben Jahren. Den Verdacht, dass ihre eigenen Twitter-Schlachten der jüngsten Zeit in die Erzählung einfließen, legt die Geschichte dennoch nahe. Denn die Comiczeichnerin im Buch hat Probleme mit ehemaligen Fans. Die Ermittlerin Robin lehnt am Anfang des neuen Romans einen Auftrag von Edie Ledwell ab: Die kommt mit einem Stapel ausgedruckter Tweets in ihr Büro und will wissen, wer über sie im Netz Halbwahrheiten verbreitet, die man nur fabrizieren kann, wenn man weiß, wie es wirklich war. Robin lehnt ab – die Agentur ist ausgelastet, und mit Cyberkriminalität kennen sie und Strike sich nicht aus. Die Frau wirkt verzweifelt, an Robin nagt das schlechte Gewissen, und bald werden sie und Cormoran Strike von Edie Ledwells Agenten engagiert: Sie ist ermordet worden.
Cormoran Strike muss erst einmal erklärt werden, wie Twitter funktioniert, aber bald beginnen er und Robin, aus alten Posts ein Bild zusammenzusetzen: Es stellt sich heraus, dass Edie von ihren ehemaligen Fans zur Hassfigur erklärt wurde. Es geht um ein Spiel, das auf ihren Figuren basiert: In „Drek’s Game“ haben die Figuren aus Ledwells Comic „Das tiefschwarze Herz“ ein Eigenleben entwickelt, ihre Schöpferin aber ist dort verpönt.
Alle, die in Ledwells Leben eine Rolle spielten, haben mit diesem Spiel zu tun. Wie in der Comic-Serie, die sie sich zusammen mit ihrem Freund Josh ausgedacht hat, bewegen sich die Figuren darin auf einem Friedhof, dem verwunschenen Highgate Cemetery in Camden nachempfunden. Das Spiel wird von einer Figur namens „Anomie“ geleitet, und Anomie organisiert auch Shitstorms gegen Ledwell auf Twitter. Wer sich hinter diesem Nutzernamen verbirgt, scheinen nicht einmal die Spielteilnehmer zu wissen.
Es gibt aber das Gerücht, es sei Ledwell selbst, die mit erfundenen Anfeindungen versuche, den Marktwert ihrer Serie zu heben. Doch nach ihrem Tod ist Anomie weiter aktiv. Mehr noch: Robin gelingt es, sich zu dem Spiel anzumelden, obwohl Anomie keine neuen Interessenten mehr reinlässt, seit die Polizei in der Mordsache Ledwell ermittelt. Sie erlebt eine geschlossene Parallelwelt, in der sich keiner zu erkennen geben darf – und über allem wacht Anomie und gibt damit an, Edie Ledwell umgebracht zu haben. Wer ist Anomie? Woher wusste Anomie, was Edie Ledwell mit der Verfilmung ihres Comics vorhatte, und konnte darüber auf Twitter berichten?
Hartgesottene Fans der Cormoran-Strike-Reihe warten sehnlichst darauf, dass der Detektiv endlich mit Robin anbandelt – denen werden die diversen Nebenhandlungen, eine Überwachung, die Strike für seine frühere Verlobte übernommen hat, seine aktuelle Affäre, Robins langweiliger Verehrer, bestimmt gefallen. Nicht-Fans werden darauf warten, dass Rowling, Verzeihung, Galbraith endlich auf den Punkt kommt. Die Gesellschaft von Internet-Trollen, auch von fiktiven, ist ausgesprochen unangenehm, besonders, wenn sie sich hinzieht. Und „Das tiefschwarze Herz“ ist ein sehr, sehr langes Buch. Es erstreckt sich über sagenhafte 1360 Seiten, und am Ende weiß man immer noch nicht, was in „Drek’s Game“ eigentlich gespielt wird. Das Stilmittel, seitenlang in Chatprotokollen zu erzählen, bis zu drei parallel ablaufenden, ist nervtötend, man kann sie aber nicht überblättern, weil sie tatsächlich Teil der Handlung sind. Man könnte sagen: Die Spannung begab sich in die Niederungen des Internets und kam darin um.
Die Spurensuche, die Ellacott und Strike immer weiter treiben, entwickelt dennoch einen eigenartigen Sog – und wie man den herstellt, weiß Rowling ganz sicher, sonst wären die „Harry Potter“-Bücher nie so ein Renner geworden. Im Fall von „Das tiefschwarze Herz“ hat dieser Sog eine ungesunde Ähnlichkeit mit Online-Spielen und sozialen Medien an sich: Man bleibt dran, es macht fast süchtig, es frisst Stunde um Stunde und gibt dafür nichts zurück – keine Energie, keine Erkenntnis, keine Idee. Nicht mal Genuss. Aber was das heißt, ist vielleicht Geschmackssache.
Die Spannung begab sich
in die Niederungen des Internets
und kam darin um
Robert Galbraith: Das tiefschwarze Herz. Ein Fall für Cormoran Strike. Aus dem Englischen von Christoph Göhler, Kristof Kurz, Wulf Bergner. Blanvalet, München 2022. 1360 Seiten, 26 Euro.
Nicht gut versteckt: Unter dem Pseudonym Robert Galbraith veröffentlicht, verkaufte sich J.K. Rowlings erster Krimi bescheiden. Als herauskam, dass die Harry-Potter-Autorin dahintersteckte, ging es besser.
Foto: imago images/APress
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
unter Trollen
Im neuesten Krimi von J. K. Rowling bekommt es
eine Künstlerin mit enttäuschten Fans im Netz
zu tun: Vorwürfe, Drohungen, Mord.
Ähnlichkeiten mit Erlebnissen
der Autorin nicht ausgeschlossen
VON SUSAN VAHABZADEH
Als Joanne K. Rowling den Krimiautor Robert Galbraith erfand, war die Idee eigentlich, sich hinter diesem Pseudonym zu verstecken – sie wollte Bücher für Erwachsene schreiben, ohne sie mit dem Erbe der „Harry Potter“-Reihe zu belasten. Ihre Hauptfiguren sind der Privatdetektiv Cormoran Strike und Robin Ellacott, anfangs seine Assistentin, dann seine Ermittlungspartnerin. An diesem Mittwoch erscheint der sechste Band der Reihe, „Das tiefschwarze Herz“. Ob Rowling sich wohl gelegentlich fragt, ob es nicht einfacher gewesen wäre, sich weiter hinter dem Pseudonym Galbraith zu verschanzen? Und warum eigentlich schreibt eine Autorin immer noch unter einem Pseudonym, wenn doch schon jeder weiß, dass es eines ist?
„Das tiefschwarze Herz“ ist auf Englisch vor einer Woche erschienen und hat in sozialen Medien prompt eine Kontroverse ausgelöst, die das Buch selbst gar nicht hergibt. Es würde in diese Bücher wahrscheinlich deutlich weniger hineininterpretiert, wüsste man nicht, dass sie von Rowling sind. Sie würden sich mutmaßlich aber auch weniger gut verkaufen. Im neuen Band der Reihe sind die Detektive im Internet unterwegs, und dieses Internet der Fiktion ist voller Trolle, die falsche Behauptungen aufstellen. Lustigerweise war das richtige Netz, also das in der realen Welt, dann sehr schnell voller falscher Behauptungen über „Das tiefschwarze Herz“, die meisten von der Lektüre des Buches völlig ungetrübt: Das Buch handele von einer transphoben Comic-Autorin, hieß es, und J. K. Rowling verunglimpfe all deren Kritiker.
Also: Das erste von mehrere Mordopfern des Romans, Edie Ledwell, hat nicht mit Transphobie-Vorwürfen zu kämpfen, sondern mit Leuten, die finden, sie sei rassistisch, geldgierig und wolle ein Spiel zerstören, das auf Comic-Figuren basiert, die Ledwell selbst geschaffen hat. Das mit der Transphobie wird mal am Rande erwähnt, so am Rande, dass man schon fragen darf, ob Rowling hier einfach ein paar Reizwörter eingestreut hat. Die Bösewichter, die sie verfolgen, gehören keineswegs einer bestimmten Gruppe an, unterwegs sind ein irrer Serienkiller, rechtsradikale Terroristen und Trolle, die Frauen in sozialen Medien mit sexualisierten Anfeindungen bedrohen; in Rowlings Fiktion machen so etwas Männer, aber nicht alle, und ganz unterschiedliche. Nichts davon wäre kontrovers, wäre Rowling nicht selbst zu einer kontroversen Figur geworden, weil sie öffentlich vernehmbar darauf besteht, dass es ein biologisches Geschlecht gibt. Nun werden ihre Fiktionen seziert. Sie hat sich allerdings schon Dinge ausgedacht, die von der Wirklichkeit wesentlich weiter entfernt sind als sexualisierte Anfeindungen von Frauen in sozialen Medien. Zaubernde Kinder beispielsweise oder ein Gleis Neundreiviertel am Bahnhof King’s Cross.
J.K. Rowling sagt, sie habe den Roman tatsächlich schon vor Jahren geschrieben, er spielt jedenfalls vor sieben Jahren. Den Verdacht, dass ihre eigenen Twitter-Schlachten der jüngsten Zeit in die Erzählung einfließen, legt die Geschichte dennoch nahe. Denn die Comiczeichnerin im Buch hat Probleme mit ehemaligen Fans. Die Ermittlerin Robin lehnt am Anfang des neuen Romans einen Auftrag von Edie Ledwell ab: Die kommt mit einem Stapel ausgedruckter Tweets in ihr Büro und will wissen, wer über sie im Netz Halbwahrheiten verbreitet, die man nur fabrizieren kann, wenn man weiß, wie es wirklich war. Robin lehnt ab – die Agentur ist ausgelastet, und mit Cyberkriminalität kennen sie und Strike sich nicht aus. Die Frau wirkt verzweifelt, an Robin nagt das schlechte Gewissen, und bald werden sie und Cormoran Strike von Edie Ledwells Agenten engagiert: Sie ist ermordet worden.
Cormoran Strike muss erst einmal erklärt werden, wie Twitter funktioniert, aber bald beginnen er und Robin, aus alten Posts ein Bild zusammenzusetzen: Es stellt sich heraus, dass Edie von ihren ehemaligen Fans zur Hassfigur erklärt wurde. Es geht um ein Spiel, das auf ihren Figuren basiert: In „Drek’s Game“ haben die Figuren aus Ledwells Comic „Das tiefschwarze Herz“ ein Eigenleben entwickelt, ihre Schöpferin aber ist dort verpönt.
Alle, die in Ledwells Leben eine Rolle spielten, haben mit diesem Spiel zu tun. Wie in der Comic-Serie, die sie sich zusammen mit ihrem Freund Josh ausgedacht hat, bewegen sich die Figuren darin auf einem Friedhof, dem verwunschenen Highgate Cemetery in Camden nachempfunden. Das Spiel wird von einer Figur namens „Anomie“ geleitet, und Anomie organisiert auch Shitstorms gegen Ledwell auf Twitter. Wer sich hinter diesem Nutzernamen verbirgt, scheinen nicht einmal die Spielteilnehmer zu wissen.
Es gibt aber das Gerücht, es sei Ledwell selbst, die mit erfundenen Anfeindungen versuche, den Marktwert ihrer Serie zu heben. Doch nach ihrem Tod ist Anomie weiter aktiv. Mehr noch: Robin gelingt es, sich zu dem Spiel anzumelden, obwohl Anomie keine neuen Interessenten mehr reinlässt, seit die Polizei in der Mordsache Ledwell ermittelt. Sie erlebt eine geschlossene Parallelwelt, in der sich keiner zu erkennen geben darf – und über allem wacht Anomie und gibt damit an, Edie Ledwell umgebracht zu haben. Wer ist Anomie? Woher wusste Anomie, was Edie Ledwell mit der Verfilmung ihres Comics vorhatte, und konnte darüber auf Twitter berichten?
Hartgesottene Fans der Cormoran-Strike-Reihe warten sehnlichst darauf, dass der Detektiv endlich mit Robin anbandelt – denen werden die diversen Nebenhandlungen, eine Überwachung, die Strike für seine frühere Verlobte übernommen hat, seine aktuelle Affäre, Robins langweiliger Verehrer, bestimmt gefallen. Nicht-Fans werden darauf warten, dass Rowling, Verzeihung, Galbraith endlich auf den Punkt kommt. Die Gesellschaft von Internet-Trollen, auch von fiktiven, ist ausgesprochen unangenehm, besonders, wenn sie sich hinzieht. Und „Das tiefschwarze Herz“ ist ein sehr, sehr langes Buch. Es erstreckt sich über sagenhafte 1360 Seiten, und am Ende weiß man immer noch nicht, was in „Drek’s Game“ eigentlich gespielt wird. Das Stilmittel, seitenlang in Chatprotokollen zu erzählen, bis zu drei parallel ablaufenden, ist nervtötend, man kann sie aber nicht überblättern, weil sie tatsächlich Teil der Handlung sind. Man könnte sagen: Die Spannung begab sich in die Niederungen des Internets und kam darin um.
Die Spurensuche, die Ellacott und Strike immer weiter treiben, entwickelt dennoch einen eigenartigen Sog – und wie man den herstellt, weiß Rowling ganz sicher, sonst wären die „Harry Potter“-Bücher nie so ein Renner geworden. Im Fall von „Das tiefschwarze Herz“ hat dieser Sog eine ungesunde Ähnlichkeit mit Online-Spielen und sozialen Medien an sich: Man bleibt dran, es macht fast süchtig, es frisst Stunde um Stunde und gibt dafür nichts zurück – keine Energie, keine Erkenntnis, keine Idee. Nicht mal Genuss. Aber was das heißt, ist vielleicht Geschmackssache.
Die Spannung begab sich
in die Niederungen des Internets
und kam darin um
Robert Galbraith: Das tiefschwarze Herz. Ein Fall für Cormoran Strike. Aus dem Englischen von Christoph Göhler, Kristof Kurz, Wulf Bergner. Blanvalet, München 2022. 1360 Seiten, 26 Euro.
Nicht gut versteckt: Unter dem Pseudonym Robert Galbraith veröffentlicht, verkaufte sich J.K. Rowlings erster Krimi bescheiden. Als herauskam, dass die Harry-Potter-Autorin dahintersteckte, ging es besser.
Foto: imago images/APress
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
»Rowling beherrscht ihr Handwerk. [...] Immer will man wissen, wie es weitergeht.« SPIEGEL